Wenn Kontinente spazieren gehen

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Datum: 09. Februar 2010
Uhrzeit: 15:59 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Kontinente und Ozeane gab es „immer“. Aber sie hießen und lagen anders. Sie wandern noch immer. Im Laufe der Jahrmillionen, und Jahrmilliarden. In unzähligen, kleinen Schritten. Aber die bewegen sich ganz plötzlich, ruckartig, und erzeugen dabei oft gewaltige Erdbeben. Ohne auf die Menschen zu achten.

-1100 Millionen Jahre: Südchina liegt am Westrand, Südamerika am Ostrand von Laurentia.

-300 bis 150 Mio. Jahre: Laurentia umfasst zwei Kontinente, nämlich Gondwana im Süden und Laurasia im Norden.

-250 Millionen Jahre: Beide sind zum Superkontinent Pangaea zusammengewachsen, der vom Riesenozean Panthalassa umgeben ist. Dann zerbricht Pangaea in Laurasia und Gondwana ( Trias ). Im Osten erstreckt sich die Riesenbucht Tethys.

-200 Millionen Jahre: Pangaea zerbricht in Laurasia und Gondwana ( Trias ).

-135 Millionen Jahre: Die Kontinentalmassen brechen auseinander. Die Tethys öffnet sich weiter nach Westen und trennt einen Südkontinent ab, der wieder als Gondwana bezeichnet wird.

-100 Millionen Jahre: Der Zerfallsprozess der Kontinente setzt sich weiter fort. Der Südkontinent spaltet sich in Südamerika, Afrika, Indien, Antarktis und Australien.

Jetzt: Wie sich die Erde heute präsentiert, ist Jedem bekannt. Aber sonst nichts. Man vergisst, dass die Erde lebt. Und die    Kontinente wandern, unentwegt. Dabei erzeugen sie Erdbeben, Tsunamis, und Vulkane.


+20 Millionen Jahre: Ostafrika spaltet sich entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs vom übrigen Afrika ab und bildet einen neuen Ozean. Die iberische Halbinsel löst sich von Europa und dreht sich dabei leicht im Uhrzeigersinn. Australien und Neuseeland schieben sich „schnell“ nordwärts, so dass Nordaustralien nun am Äquator liegt. Das Schwarze Meer ist vollständig vom Mittelmeer abgeschnitten und der Golf von Akaba hat sich bis zur Türkei geöffnet.


+40 Millionen Jahre: Afrika wandert Richtung Norden und gestaltet die Mittelmeerregion komplett um. Sizilien wird nach Norden verschoben und liegt vor Rom. Europa wird entlang des Rheins auseinanderbrechen. Australien wandert Richtung Südostasien. Der Atlantik wird breiter, denn Amerika entfernt sich von Europa und Afrika.

+50 Millionen Jahre: Niederkalifornien löst sich entlang der San-Andreas-Verwerfung vom amerikanischen Festland und wandert nach Nordosten. Nordamerika mit Grönland rückt zunächst westlich, dreht sich im Uhrzeigersinn und driftet dann nach Süden.


+80 Millionen Jahre: Grönland gelangt in die gemäßigte Zone südlich des 60. Breitengrades. Afrika ist so weit nach Norden vorgedrungen, dass an die Stelle des Mittelmeers eine neue Gebirgskette getreten ist. Australien ist mit Japan kollidiert, Neuseeland hat die Tropen erreicht und die Antarktis steuert auf Australien zu.


+150 Millionen Jahre: Nord- und Südamerika sind getrennt. Nordamerika verlagert sich an die Seite Südamerikas.

+200 Millionen Jahre: Grönland ist südlich Peru bei 30 Grad südlicher Breite angelangt. Die Antarktis hat sich Mexiko angenähert, beide liegen am Äquator und die Antarktis wird üppig bewachsen sein. Ostafrika kollidiert mit Indien, Madagaskar trifft auf Südostasien. Neufundland befindet sich bei 10 Grad nördlicher Breite und bewegt sich weiter auf den Äquator zu. Florida hat auf seinem Weg nach Süden den Äquator hinter sich gelassen, Südamerika hat sich um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht. Skandinavien und die Britischen Inseln haben sich in südöstliche Richtung bewegt. Indien wird sich unter den Himalaya schieben und vielleicht völlig unter Tibet verschwinden. Im Norden werden die Erhebungen in der Mongolei weiter wachsen. Eine ausgedehnte Gebirgskette wird sich bis zum Baikalsee vorschieben. Australien driftet rasch nach Norden driftet und schiebt sich unter die Sunda-Inseln. Die Sunda-Inseln wachsen zu einer neuen Gebirgskette empor, die auf die Australische Platte aufgleitet. Entlang der Seenplatte des Ostafrikanischen Grabens entsteht ein neuer Ozean, der sich mit dem Roten Meer verbinden wird. Eine neue Platte spaltet sich von Afrika ab und driftet nach Osten. Aus dem Grabenbruch entsteht ein neuer ozeanischer Rücken. Der Atlantik öffnet sich weiterhin entlang des mittelatlantischen Rückens. Der Pazifik, ein Überbleibsel von Panthalassa, verkleinert sich und verschwindet in ferner Zukunft vollständig. Der mittelozeanische Rücken des Nordpazifiks wurde unter Nordamerika subduziert. Vor Südamerika steht dieser Prozess kurz bevor. Es ist davon auszugehen, dass sich dies fortsetzen wird.

Die Frage nach der Entstehung von Erde und Welt ist so alt wie die Menschheit. All die Kulturkreise brachten ihre eigenen Schöpfungsmythen, wie zum Beispiel die des 1. Buch Mose hervor. Aber erst die Neuzeit lieferte Erkenntnisse über die astrophysikalischen Prozesse, die zur Bildung der Erde geführt haben konnten. Die Erdgeschichte ist innig mit der Geschichte des Universums und der Milchstraße, sowie mit der unseres Sonnensystems verknüpft. Die Wissenschaft geht etwa davon aus, dass sich das Universum seit dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren immer weiter ausdehnt. Im Laufe von Jahrmilliarden bildeten sich die Galaxien und Planetensysteme, indem sich Materie durch Gravitation und Zentrifugalkraft in bestimmten Systemen bündelte und ordnete. Mich interessiert die Geschichte natürlich auch, aber ich fühle mich da zu sehr Laie, um weiter zu schreiben.

Eigentlich wollte ich nur Magie und Irrglauben entgegenwirken und für Interessierte etwas Verständnis für die Vorgänge wecken und auch selber gewinnen, die Vorgänge, die zu der unfassbaren Katastrophe geführt hatten: die Kontinentaldrift als langsame Bewegung, Vereinigung und Aufspaltung der Kontinente, und die Plattentektonik, die durch die moderne Satellitengeodäsie beobachtbar und messbar wurde. Ich sitze immer noch in der Residence City in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik und weiß nun, dass ich die bebende Insel nächsten Donnerstag verlassen kann, genau einen Monat nach dem Inferno. Auch heute sind – wie jeden Tag – Flüchtlinge aus Haiti gekommen und haben vergeblich ein Obdach gesucht. Sie erzählen, dass dort die Menschen immer noch im Freien ausharren und tägliche Erdstöße erdulden.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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