Nach der Geiselnahme eines Linienbusses in Rio de Janeiro in Brasilien haben die zuständigen Behörden nun ein Verfahren gegen zwei Militärpolizisten eingeleitet. Den Beamten wird derzeit „Körperverletzung“ vorgeworfen, da sie ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Fahrgäste das Feuer auf den gekaperten Bus eröffnet hatten. Bei dem Einsatz am Dienstagabend wurden vier Personen verletzt, eine Frau schwebt in Lebensgefahr, nachdem sie eine Kugel in die Brust getroffen hatte. Sollte sie ihrer Verletzung erliegen, wird Mordanklage erhoben, so die mit den Ermittlungen beauftragte Kommissarin Sania Burlandi.
Inzwischen wurden weitere Details des missglückten Überfalls bekannt. Demnach bestiegen die vier Banditen in Höhe des Sambódromos den Linienbus mit Ziel Duque de Caxias im Großraum der Millionenmetropole. Der Fahrer jedoch misstraute der Situation und informierte am nächsten Haltepunkt eine Polizeipatrouille. Als die Beamten den Bus betraten, bedrohten die Kriminellen die Insassen. Der Fahrer nutzte die Gelegenheit zur Flucht, auch die Polizisten verliessen das Fahrzeug, um Verstärkung anzufordern.
Kurz darauf übernahm einer der Geiselnehmer das Steuer, die Sicherheitskräfte versuchten eine Flucht durch Schüsse auf die Reifen zu verhindern. Mehrere Streifenwagen nahmen zudem die Verfolgung auf, kurz darauf konnte der Bus gestoppt werden. In diesem Zusammenhang soll es zu weiteren Schüssen auf den Omnibus gekommen sein, bei dem eben nicht nur Reifen zerschossen wurden, sondern auch Kugeln in den hoch gelegenen Fahrgastraum gelangten. Wie die Spurensicherung nach ersten Untersuchungen bestätigte, seien sämtliche Einschusslöcher durch Einwirkung von aussen sowie von unten nach oben entstanden.
Nachdem der Bus auf der Ausfallstraße Presidente Vargas gestoppt werden konnte, flüchteten zwei Banditen. Einer davon wurde bei dem dabei ausgelösten Schußwechsel verletzt und später in einem Krankenhaus verhaftet, wo es sich medizinisch behandeln lassen wollte. Nach dem zweiten Flüchtigen wird noch gefahndet. Die beiden im Bus verbliebenen Geiselnehmer ergaben sich schließlich nach rund 90 Minuten der Polizei. Bei ihnen wurde neben Pistolen und einer langläufigen Waffe auch eine Granate sichergestellt. Sie hatten nach letzten Informationen während der Geiselnahme rund 15 Fahrgäste in ihrer Gewalt.
Bereits am Tag nach dem umstrittenen Polizeieinsatz hatte der Leiter des Amtes für Öffentliche Sicherheit von Rio de Janeiro, José Mariano Beltrame, Fehler eingeräumt. In einer schriftlichen Stellungnahme am Mittwoch betonte das Amt jedoch den „komplexen Einsatz“ während des Vorfalls. Es sei allerdings „ein Fehler“ gewesen, das Feuer auf den Bus zu eröffnen, um selbigen zu stoppen. Auch der zuständige Kommandant der Militärpolizei, Oberst Mário Sérgio Duarte, bestätigte eine „Verletzung des Protokolls“. Allerdings habe dieser „Fehler“ erst ermöglicht, den Bus anzuhalten und damit den Weg für Verhandlungen frei zu machen.
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