EU genehmigt Wundersüße Stevia als Lebensmittelzusatz

Stevia Süßstoff - Zuckerersatz aus Paraguay

Datum: 16. November 2011
Uhrzeit: 13:19 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Dietmar Lang
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► Ureinwohner Paraguays nutzen Wundersüße seit über 500 Jahren

Nach jahrelangen Untersuchungen und zähen Verhandlungen hat die EU-Kommission endlich das aus Paraguay stammende Süßkraut Stevia unter bestimmten Bedingungen als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Demnach dürfen ab dem 02. Dezember 2011 die aus der in Paraguay ansässigen Pflanze gewonnenen Stevioglykoside zum Süssen von Produkten in insgesamt 31 Kategorien verwendet werden, darunter Schokolade, Softdrinks oder Frühstücksgetreide.

Stevia hat gegenüber anderen Süßstoffen einen einzigartigen Vorteil: Die in den Blättern vorhandenen Glykoside sind nicht nur 30-mal süsser als Zucker aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben, sind enthalten zudem keinerlei Kalorien. Damit sind sie auch ein idealer natürlicher Süßstoff für Diabetiker, die bislang ihren Kaffee oder Tee mit künstlichen Zusatzstoffen versehen mussten.

Die EU-Gesundheitshüter haben mit ihrer Genehmigung, die laut Stevia-Befürwortern jahrelang durch die mächtige Zucker-Lobby verhindert wurde, allerdings zahlreiche Einschränkungen verbunden. So soll unter anderem verhindert werden, dass die Konsumenten das Naturprodukt in „problematischen Mengen“ zu sich nehmen. Lediglich für die nicht allzu hohe Tagesdosis von 250 Milligramm wurde nun ein Unbedenklichkeitszeugnis ausgestellt.

Die auch unter dem Namen „Honigkraut“ bekannten Stevia-Blätter werden in ihrem Herkunftsland Paraguay im Herzen Südamerikas schon seit Jahrhunderten als Süßungsmittel verwendet, seit über 30 Jahren zudem auch in bislang kleinen Mengen exportiert. In Japan ist es bereits seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts zugelassen und selbst in Europa kann man schon seit über 10 Jahren zumindest die unbehandelten Blätter als Tee kaufen. Die seit 1997 notwendige Lebensmittelzulassung innerhalb der EU wurde jedoch immer wieder verzögert. Unter anderem bestand der Verdacht, Stevia könnte krebserregend sein, unfruchtbar machen oder sogar Embryonen schädigen.

Diese Befürchtungen wurden nun endgültig ausgeräumt, so dass die natürliche Süße der paraguayischen Kultpflanze schon in Kürze in zahlreichen Lebensmitteln zu finden sein dürfte. Auch der Coca-Cola-Konzern will zukünftig einige seiner Produkte mit dem Extrakt aus dem Wundergewächs „Stevia rebaudiana“ versehen und hat diesbezüglich bereits 24 Patente angemeldet. Der Schweizer Schokoladehersteller Barry Callebaut hat mittlerweile ebenfalls eine derart gesüsste Schokolade angekündigt.

Die Stevia-Stauden wachsen vor allem in der Amambai-Bergkette im paraguayanisch-brasilianischen Grenzgebiet. Dort werden sie bereits seit 500 Jahren von den dort lebenden Guaraní-Indianern kultiviert, der indianische Name für das Süßkraut lautet ka’a he’e. Für die westliche Welt entdeckt wurde Stevia 1887 durch den Schweizer Botaniker Moises Giacomo Bertoni. Heute werden die Pflanzen auch in verschiedenen Regionen der Welt angebaut, unter anderem in Israel, Thailand und der Volksrepublik China.

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  1. 1
    Yerbabuena

    Ein sehr schön zusammengefasster Artikel über die endlich zugelassene Stevia. Es bleibt nun zu hoffen, daß der Verbraucher die richtige Wahl trifft, denn Paraguay kann nur 15% des Bedarfs an Stevia decken. Derzeit stammen 85% des weltweiten Stevias aus Fernost – und damit auch die Qualität.

    Wer das orginale, süße und organisch angebaute Stevia kaufen möchte, sollte also mehr als 1x auf ein Produkt schauen, denn „Stevia stammt aus Paraguay“ bedeutet noch lange nicht, daß der „Anbau in Paraguay“ erfolgt ist. Auf Nummer sicher kann gehen, wer sein Stevia über den einschlägigen und zertifizierten Handel bezieht, am besten direkt aus Paraguay.

    Sonnige Grüße aus dem Land der Stevia!

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