Paraguay protestiert gegen Guaraní-Verbot in argentinischem Gefängnis

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Datum: 14. Dezember 2011
Uhrzeit: 16:07 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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► Häftlinge sollen angeblich Kompott in fremder Sprache ausgeheckt haben

In einer argentinischen Haftanstalt wurde zahlreichen Häftlingen aus Paraguay bis auf weiteres untersagt, in ihrer Landessprache Guaraní zu sprechen. Die Entscheidung sorgt inzwischen für diplomatische Spannungen zwischen den südamerikanischen Nachbarstaaten. Diplomaten aus Paraguay haben umgehend Kontakt mit zuständigen Vollzugsgsbehörde aufgenommen, um schnellstmöglich eine Aufhebung des Verbots zu erreichen.

„Wir sind besorgt über die Entscheidung der Gefängnisleitung. Sie können nicht einfach eine Sprachkultur bestrafen oder einschränken“ so Marité Fiori vom paraguayischen Konsulat in der argentinischen Provinz Misiones an der Grenze zu Paraguay im Norden Argentiniens.

Die zuständige Gefängnisdirektorin der Frauenhaftanstalt von Villa Lanús, Ester Florentín, hatte vor einigen Tagen insgesamt acht Insassinnen nach einem Streit mit anderen Gefangenen verboten, in ihrer Muttersprache zu sprechen. Angeblich soll die Auseinandersetzung aufgrund der Sprachbarriere ausgebrochen sein. Zudem wurden den betroffenen Frauen untersagt, für vier Tage mit ihren Familien zu sprechen.

Die zuständigen Strafbehörden von Misiones haben mittlerweile zugesagt, den Vorfall umfassend zu untersuchen. Laut Fiori könne die Gefängnisleitung zwar disziplinarische Maßnahmen ergreifen, jedoch nicht die Sprache verbieten. Seiner Aussage nach habe Florentín erklärt, Guaraní sei keine Sprache.

Carmen Gladys Bernatto von der „Gesellschaft für Sprache und Kultur von Guaraní“ sieht darin einen eklatanten Verstoß von Menschenrechten. „Es ist ein Akt der Diskriminierung, besonders bei einer Sprache [der Wirtschaftsunion] Mercosur“ so Bernatto. Angeblich habe Fiori Guaraní verboten, da die paraguayischen Häftlinge einen Komplott in einer Sprache planen würden, welche die anderen Insassinnen nicht verstehen würden. Es sei jedoch ein rein persönliches Problem der Gefängnisleitung, da Guaraní nur eine regionale Sprache sei.

Guaraní hat sich aus der Stammessprache der Tupí-Guaraní-Indianern entwickelt und wird noch heute in Paraguay, Bolivien und dem nördlichen Argentinien gesprochen. Schätzungen gehen von 4 bis 5 Millionen Muttersprachlern aus, in Paraguay ist Guaraní offizielle Amtssprache. Auch in Deutschland sind einige verwandte Begriffe daraus im täglichen Sprachgebrauch zu finden, darunter Ananas, Maracuja oder Jaguar.

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