Podiumsdiskussion der „Bildungsaktivisten“ aus Chile in Würzburg

Camila_Vallejo

Datum: 31. Januar 2012
Uhrzeit: 15:49 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Martina Sanders (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Ich habe die Podiumsdiskussion der „Aktivisten“ in Würzburg besucht und denke, dass diese Veranstaltung eine reine Propaganda und Provokation war. Längst wurde aus den Augen verloren, worum es ursprünglich bei dieser Bewegung ging: „Freie und qualitative Bildung für alle!“. Ich habe den Eindruck, die Geschehnisse in Chile wurden lediglich als Anstoß benutzt, um eine Kampfansage gegen den Neoliberalismus auszusprechen und sofort Stellung dazu zu nehmen.

Die Studentenstreiks, wochenlang geschlossenen Universitäten, Millionen von Studiengebühren- welche umsonst bezahlt wurden, all diejenigen die studieren wollten aber nicht konnten, wurden längst vergessen und in den Hintergrund gedrängt. Sie wurden dazu benutzt, um einen globalen Aufruf zum Kampf gegen den Kapitalismus zu beginnen. Und dies mit der Unterstützung einer Partei, die immer noch krampfhaft an einer veralteten marxistisch-leninistischen Ideologie festhält.

Zu Beginn der Revolte, Mitte letzten Jahres, war ich sehr positiv gestimmt gegenüber dem chilenischen Volk, da sie es geschafft haben, die Leute auf die Straße zu holen und laut Massenkritik zu üben. Sie taten das, was in Deutschland sich bei der Studentenbewegung als so schwierig gestaltet hat und letztendlich in Bayern auch zum scheitern geführt hat

Doch dadurch, dass die PC (Partido Comunista) und die CUT(Arbeiterpartei) schnell Partei für die Bewegung ergriffen haben, wurden die eigentlichen Motive dieser „Movimiento“ schnell verdrängt und nur Auslöser zur Verbreitung eigener Interessen eben dieser Parteien. Dazu eine „Camila Vallejo“, die zur Medienmarionette der Politik gemacht wurde, ohne jemals diese Intention gehabt zu haben. Sie hat bei der Podiumsdiskussion am vernünftigsten geredet und deutlich betont, dass Sie auschließlich die Bildungschancen der Studenten verbessern wollte, doch dies schnell zu große Ausmaße angenommen hat.

Es entsetzt mich, dass diese Ausgangssituation und der Kampf für bessere Bildungskonditionen dazu benutzt werden, um den Ruf bestimmter Parteien drastisch aufzubessern, anstatt weiter zu kämpfen für wahre Veränderungen. Denn eigentlich hat man dem chilenischen Staat selbst, durch diese Ausmaße der Proteste, schon fast wieder einen Gefallen getan. (Denn bis jetzt gab es keine wesentliche Veränderungen in der Bildungspolitik und Pinera war zu keinem Entgegenkommen bereit.) Es geht schon längst nicht mehr um die Bildung!

Zur Veranstaltung in Würzburg selbst:

Die Übersetzung war schlecht und die Aussagen der Redner wurden teilweise nicht sinngerecht wiedergegeben. Anstatt aufzuzeigen was die nächsten Schritte sind, um doch wirkliche Veränderungen zu erreichen, wurde bei der Beantwortung der Fragen stets um den heißen Brei geredet oder sogar Wahrheiten unter den Tisch gekehrt.

Natürlich für den älteren Herren, spielt das keine Rolle. Diesem reichten die Vaterlandsparolen vollkommen aus, um sein alt-kommunistisches Herz zu erfreuen und ihn sogar zu Tränen zu rühren. Doch diejenigen, die rein aus Interesse am Land und der Studentenbewegung anwesend waren, konnten sich ohne gute Spanischkenntnisse nur ein verzerrtes Bild der Aussagen machen.

Na, vielleicht war das auch besser so…

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Martin Bauer

    Es ist bedauerlich, aber eine unübersehbare Tatsache, dass seit den frühen Tagen von Fidel Castro und Ché Guevara die extreme Linke in Deutschland versucht, ein Meinungsmonopol für Lateinamerika aufrecht zu erhalten, nach nach der Devise: „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein!“

    Wer immer in Europa sich mit Lateinamerika beschäftigt, stösst auf diese ewig gestrigen roten Weltverschlechterer, deren Toleranz keinen Milimeter weiter reicht, als die seit der russischen Oktoberrevolution ewig selben vorfabrizierten Phrasen, die sie mit überlegener Miene als ihre eigene Meinung ausgeben.

    Nachdem ich nun viele Jahre in Südamerika lebe, weiss ich mit Bestimmtheit: Rote Ideologie ist den Menschen hier so verhasst wie nichts anderes. Und die wenigen, die sich hinter ihr verschanzen, sind fast ausnahmslos Opportunisten, denen in Wahrheit der ganze Sozialismus Quatsch zu tiefst zuwider ist, denen es ausschliesslich um persönliche Bereicherung geht.

    Man schaue sich nur den privaten Lebenswandel der Familie Chávez an: Luxus im Überfluss, bis hin zur Perversion! Und nur wenige Hundert Meter vom Miraflores Palast entferten ermorden sich Menschen für ein Paar Schuhe. Marx und Engels würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen müssten, wie ihre Lehren pervertiert werden.

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