Brandanschlag auf Tobago

Weidezaun

Datum: 06. Februar 2010
Uhrzeit: 16:35 Uhr
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Als ob wir nicht genug Sorgen mit der Immigration hatten, erhielten  wir auch noch vom Gericht eine Vorladung Einer unserer lieben Nachbarn hatte uns angezeigt. Er gab an, sein Sohn habe bei uns tagelang Steine vom Grundstück aufgesammelt, und sei nicht bezahlt worden. Dieser Junge war bekannt als stinkfauler Flegel, und schon genau aus diesem Grund hätten wir seine Dienste niemals in Anspruch genommen. Aber dies mussten wir erst mal beweisen. Also bemühten wir wieder unseren Rechtsanwalt.

Am Tag der Verhandlung mussten wir von morgens an allen Verhandlungen beiwohnen, bis wir schließlich selbst an der Reihe waren. Es war schrecklich beeindruckend, für uns vielleicht sogar etwas grotesk! Ein kleines Männchen, bekleidet mit einer langen Robe, stolzierte herein und klopfte ein paar mal energisch mit einem langen Stab auf den Boden, wobei er laut verkündete, man solle sich erheben. Dann rauschte eine gut beleibte Frau herein. Auf dem Kopf trug sie eine gepuderte Perücke und über dem dicken Leib spannte sich eine lange, reich verzierte Robe. Man spürte direkt die Ehrfurcht der Einheimischen. Zum Teil wurden die Angeklagten in Handschellen hereingeführt und an die Bank gekettet, obwohl es sich nur um Verkehrssünder handelte. Endlich am Nachmittag wurde dann unser Fall aufgerufen. Alles ging ganz schnell. Der Anwalt informierte das Gericht, dass die Frist, in der man Anklage hätte erheben können lange überschritten war. Somit war der ganze Fall beendet bevor er begonnen hatte. Der Nachbar hatte gehofft, bei uns etwas Geld ergaunern zu können, ging nun jedoch leer aus, was wiederum der guten Nachbarschaft nicht dienlich war.

Aus Wut über die missglückte Aktion bei Gericht drohte uns dieser Nachbar an, unsere Pferde mit vergiftetem Zuckerrohr zu töten. Wir passten höllisch auf und suchten mehrmals täglich entlang dem Zaun die Weidefläche nach Zuckerrohr ab. Selbst nachts, wenn wir die Pferde in den Offenställen untergebracht hatten, hielten wir Wache. Einer von uns Beiden saß immer, bewaffnet mit der Machete bei den Pferden im Stall. Dies hielten wir nächtelang durch, bis wir einigermaßen sicher sein konnten, dass nichts passierte. Jedoch nun ließ uns eben dieser Nachbar ausrichten, er würde über meinen Gemüsegarten Gift streuen. Da ich ihm dies durchaus zutraute, riss ich alle Pflanzen samt dem Gemüse heraus. Danach lag der Garten brach, und ich bearbeitete ihn auch nie wieder. Es tat mir sehr leid, denn ich hatte Spaß daran gehabt, im Garten zu arbeiten, und vor Allem reichlich zu ernten.

Eines Morgens, es war noch dunkel, wurden wir von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt. Erschrocken sprangen wir aus den Betten und rannten vors Haus. Unser Bambuszaun brannte lichterloh. Er explodierte förmlich. Die Flammen loderten so hoch, dass die Äste der alten, hohen Teakbäume, die unser Grundstück säumten sofort Feuer fingen. Unglücklicherweise hatten wir gerade Trockenzeit. Das Gras war dürr wie Heu, weshalb sich das Feuer sofort in Richtung unseres Wohnhauses ausbreitete. In aller Eile verbanden wir sämtliche Wasserschläuche, um damit an den Brandherd zu gelangen. Wir hofften inbrünstig, dass auch Wasser durch die Leitung kam. In der Trockenzeit schaltete das Wasserwerk wegen Wasserknappheit den Wasserzufluss nur ganz früh morgens eine Zeitlang an. Dieses lief dann in die riesigen Tanks, die jedes Haus besaß, und reichte bis zum nächsten Tag gut aus. Und wir hatten Glück. Wir konnten das Feuer stoppen, bevor es unser Wohnhaus erreicht hatte. Die Auswirkungen waren schlimm. Auf einer Seite war der Zaun auf die gesamte Länge zerstört. An diesem Tag mussten wir unsere Pferde in ihren Ställen eingesperrt lassen. Joe schlug den ganzen Tag frischen Bambus, und ich begann sofort die Stämme mit Draht an den zum Teil verkohlten Teakbäumen zu befestigen. Die Arbeit von Tagen war zerstört worden! Wir mussten nun auf die Schnelle versuchen, einen provisorischen Zaun zu errichten, damit wir die Pferde zum Fressen bald wieder auf die Koppel lassen konnten.

Gelegt hatte diesen Brand unser Nachbar mit der lauten Musik. Mit solch hirnlosen Aktionen musste man immer rechnen. Sie waren wie Kinder, die sich einfach mal Luft machten, ohne über Konsequenzen nachzudenken. Genau neben dem brennenden Zaun hatte  nämlich unser voll getanktes Auto gestanden. Und direkt dahinter befand sich die Holzhütte des Brandstifters, in dem seine Tochter und seine Frau schliefen.

Was dabei alles hätte passieren können, hatte er sich vermutlich überhaupt nicht überlegt.

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In „Abenteuer auf Tobago“ erzählt Solveigh Köllner von all den Abenteuern und Gefahren, aber auch von der einzigartigen Natur der Insel im karibischen Meer und den faszinierenden Eindrücken einer fremden Kultur.

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