Mit der Eisenbahn „Chihuahua al Pacífico“ durch Mexiko

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Datum: 07. März 2012
Uhrzeit: 15:24 Uhr
Ressorts: Mexiko, Welt & Reisen
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Sprachkurs Spanisch (Mexiko)
► Eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt

Sie gilt als eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt: Mit der Eisenbahn Chihuahua al Pacífico, kurz Chepe genannt, geht es von Los Mochis an der Pazifikküste im Norden von Mexiko durch die wilde Sierra Tarahumara nach Chihuahua. Auf seiner mehr als 15 Stunden dauernden Fahrt über eine Strecke von 653 Kilometern überwindet der Zug eine Höhe von 2 500 Metern, überquert 39 Brücken in Schwindel erregender Höhe und durchquert 89 Tunnel. In der Sierra liegen alte Minenstädte und Dörfer der Rarámuri-Indianer.

Es ist ungemütlich kühl morgens am Bahnhof von Los Mochis. Die Stadt schläft noch. Am Bahnsteig dagegen herrscht um 05:30 Uhr schon reger Trubel. Touristen aus aller Welt, Backpackers und Einheimische, in dicke Ponchos gehüllt, warten fröstelnd auf das Signal zum Einsteigen. Weit und breit ist zu so früher Stunde nirgends ein Kaffee oder Sandwich zu bekommen Glücklich können sich die Touristen schätzen, deren Hotels Kaffee und Kekse für die Frühaufsteher in der Lobby bereit gehalten haben.

Kurz vor 06:00 Uhr endlich das ersehnte Signal, die Türen öffnen sich. Wer verschläft und diesen Zug verpasst – oder keine Karten mehr bekommen hat – muss viel Zeit mitbringen – und sich mit Verpflegung eindecken. Der Zweite-Klasse-Zug fährt eine Stunde später ab, hat aber kein Zugrestaurant. Hält der „Primera Express“ bis Chihuahua „nur“ an 15 Stationen, bleibt der Zweite-Klasse-Zug meistens an bis zu 65 Stellen stehen – immer dann wenn auf Zuruf entweder jemand aus- oder zusteigen möchte.

Endlich geht es los. Gemütlich tuckert der von einer 2000 PS starken Diesellok gezogene”Chepe” in den erwachenden Morgen. Kurz nach 09:00 Uhr erreicht er in 1.200 Metern Höhe El Fuerte. Die zauberhafte Kolonialstadt am Ufer des Zuaque-Flusses verdankt ihren Namen einer Festung, die die Spanier hier einst als Bollwerk gegen unbeugsame Indianer und zum Schutz der Silberschätze aus den Minen in der Sierra Madre gebaut hatten. El Fuerte ist eine der interessantesten Städte im Norden Mexikos: Gegründet 1564 als La Villa de San Juan de Carapoa, kamen gegen Ende des 16. Jahrhunderts die ersten Jesuiten und Franziskaner in die Region. Die Stadt wurde zu einer wichtigen Durchgangsstation der spanischen Kolonialherren nach Arizona und Kalifornien und entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum an der „Königlichen Silberstraße“.

Von Los Mochis in rund 90 Minuten mit dem Auto zu erreichen, ist die Stadt auch eine Alternative für die, die lieber länger schlafen und den Zug erst um 09:00 Uhr von El Fuerte aus nehmen möchten. Prachtvolle Kolonialhäuser zeugen vom Reichtum der Silberbarone. In einer schmucken Hazienda wurde hier 1795 Don Alejandro de la Vega geboren, der als Zorro zur Legende geworden ist. Heute ist die Hazienda ein schmuckes Hotel., in dem zur Happy Hour ein als Zorro verkleideter Reiseleiter mit Charme und Gesang vor allem amerikanische Touristinnen entzückt. Das malerische Städtchen mit seinen hübschen Hotels ist hat auch eine interessante Umgebung. “Zorro”, der auch Reiseführer ist, begleitet seine Gäste gerne mit dem Boot und dann noch ein gutes Stück zu Fuß weiter zu prähispanischen Steingravuren.

Ab El Fuerte wird die Fahrt zu einem aufregenden Abenteuer. Bei Kilometer 838,8 erreicht der Zug die Brücke El Fuerte, mit 498,8 Metern die längste der Strecke, die einen fantastischen Blick auf das Massiv El Embarcadero bietet. Bei Kilometer 754,6 wird es plötzlich stockduster. 1815,8 Meter ist der Tunnel Nr. 86 lang (der erste von Los Mochis kommend und der letzte aus Richtung Chihuahua), der längste auf dieser aufregenden Fahrt. Enge Steilwände wechseln sich nun ab mit malerischen Tälern, in denen Bananen, Orangen und Papayas wachsen. Der Zug gleitet schwankend über schmale Brücken in schwindelnder Höhe – und bietet einen atemberaubenden Blick in die Tiefe auf plätschernde Bäche und kleine Höfe – und hier und da auch auf herabgestürzte Güterwaggons. An der Station Temoris (km 707,5) hat der Zug bereits eine Höhe von 1025 Meter erreicht. Über enge Haarnadelkurven, über Brücken und durch Tunnel zieht die Lok den Zug über drei Ebenen entlang der Santa Barbara-Schlucht in die Höhe. Kurz nach Temoris kommt der Tunnel Nr. 49, »La Pera« (die Birne) genannt. 936,9 Meter lang, macht er im Berg eine Wendung um 180 Grad.

Dieses Abenteuer hat die Menschheit einem Mann zu verdanken, der lange vor unserer Zeit – 1861 – eine Vision hatte: Der Amerikaner Albert Kinsey Owen. Von Topolobampo bei Los Mochis am Golf von Kalifornien wollte er eine Bahnlinie bis nach Kansas City bauen, die die bis dahin existierende Strecke von San Francisco nach Kansas um 400 Meilen verkürzen sollte. Owen bekam nur zwei Jahre später auch die Genehmigung der mexikanischen Regierung, dieses Mammutprojekt zu realisieren. Aber dann ging ihm das Geld aus und der Vertrag ging über an Foster Higgins von der Rio Grande-, Sierra Madre- und Pacific Railway Company.

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