Mit der Eisenbahn „Chihuahua al Pacífico“ durch Mexiko► Seite 2

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Datum: 07. März 2012
Uhrzeit: 15:24 Uhr
Ressorts: Mexiko, Welt & Reisen
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► Eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt

Die letzte Etappe: Ein technisches Bravourstück

Higgins schaffte es, die Strecke von Ciudad Juárez an der Grenze zu Texas im Norden von Chihuahua bis nach Casas Grandes fertig zu stellen – dann ging auch ihm die Puste aus. Fast 40 Jahre vergingen, bis Enrique Creel von der Kansas City-, Mexico- and Orient Railway sich des Projekts wieder annahm und zwischen 1910 und 1914 die Strecke von Casas Grandes bis La Junta fortsetzte. In der Zeit begann Creel auch mit der Strecke von Ojinaga über Chihuahua nach der nach ihm benannten Station Creel im Herzen der Sierra Tarahumara. Aber die mexikanische Revolution beendete vorerst die ehrgeizigen Pläne. 1928 schließlich wurde der Streckenabschnitt Topolobambo-El Fuerte fertig gestellt. Aber erst 1940, fast 100 Jahre nach der zukunftsweisenden Idee des als Utopist und Träumer kritisierten Albert Kinsey Owen, ließ die mexikanische Regierung nach der Nationalisierung der Eisenbahnen die letzte große Lücke von El Fuerte nach Creel schließen – ein technisches Bravourstück und ein später Beweis dafür, dass Owen kein Utopist, sondern wirklich ein Visionär war.

An der Station Divisadero, wo der Zug 15 Minuten Halt macht, damit die Touristen von hier einen ersten atemberaubenden Blick in die grandiose Canyon-Landschaft genießen können, stürmen Scharen zumeist junger Rarámuri-Frauen den Zug, fröhlich, lachend, schnatternd und zauberhaft anzusehen mit ihren bunten Röcken und Kopftüchern. Sie bieten den Passagieren ihre geflochtenen Körbe und kunstfertig gewebten Gürtel an, während ihre Männer, mit Cowboy-Hut auf dem Kopf und -Stiefeln an den Füßen, mit ihren Söhnen am Bahnsteig warten. Erst im September 2010 wurde hier die Seilbahn eröffnet, mit der man die Schlucht überqueren kann. Die Ausblicke sind spektakulär – erst recht für die Mutigen, die fast parallel zur Seilbahn an einer so genannten Zip-Line über die Schlucht gleiten.

Am späten Nachmittag erreicht der Zug Creel, das Zentrum der Sierra Tarahumara. Noch vor wenigen Jahren ein kleiner Ort mit ungeteerten Straßen, zeigt sich heute das Bild einer weitgehend modernen Stadt mit mehreren Hotels aller Preisklassen und Restaurants. Seit ein paar Jahren ist Creel über ein modernes Fernstraßennetz mit Chihuahua, Parral und Los Mochis verbunden – übrigens eine bei Fahrrad- und Motorradtouristen beliebte Gegend. Vierrädrige Motorbikes statt Pferde stehen am Straßenrand, Jeeps und Vans, mit denen die Touristen in die Dörfer und zu den Aussichtspunkten gefahren werden.

Legendrär ist Batopilas. Die einstige Silberstadt liegt in einer der tiefsten Schluchten. Schon die Fahrt ist ein einzigartiges Erlebnis. Die ersten 70 Kilometer geht es von Creel über eine fantastische ausgebaute Fernstraße durch die imposante Berglandschaft. An der Abzweigung nach Parral geht es dann über eine Schotterstraße ab nach Batopilas – über enge Kurven geht es in eine teilweise bizarre Landschaft. Mehr als 2000 Meter Höhenmunterschied überwindert die enge Schotterpirste, die spektakuläre Panoramen bietet.

Beinahe wäre die einst so reiche Bergbaustadt zu einer Geisterstadt verfallen. Die Stadt liegt 460 Meter über dem Meeresspiegel am gleichnamigen Fluss und gilt wegen ihrer kolonialen Schönheit und ihrer üppigen Gärten und Plantagen als „Schatz der Sierra Madre“. Der Ort wurde 1708 gegründet, aber seine Bedeutung erlangte er erst im späten 18. Jahrhundert mit der Ausbeutung der Silberminen. Der Amerikaner Alexander R. Shepherd, einst Bürgermeister von Washington D.C., häufte hier immense Reichtümer an – seine Batopilas Mining Company war einst die größte der Welt. Heute sind nur noch Ruinen seiner Anlagen übrig.

In einem Husarenstück gelang es Pancho Villa und seinen Mannen, während der Revolution eine gigantische Ladung mit Silberbarren im Wert von damals unglaublichen 40 000 US-Dollar zu rauben. Shepherd bescherte der Stadt aber auch technologischen Fortschritt und ein abwechslungsreiches kulturelles Leben. Er starb 1902 und übertrug seine Minen einem seiner Söhne, der sie bis 1920 ausbeutete und dann aufgab. Andere haben danach vergeblich nach neuen Silberadern gesucht und Batopilas wurde vergessen. Heute sind es Touristen, die der Stadt wieder zu Ruhm und Wohlstand verhelfen.

Die Weiterfahrt im Zug von Creel nach Chihuahua ist landschaftlich nicht mehr ganz so spektakulär. Interessant ist die Gegend der Mormonen bei Cuauhtémoc, die Chihuahua blühende Agrarlandschaften mit Obstplantagen (u. a. Äpfel) und Getreide beschert haben.

Tipps für Stopps auf der Fahrt mit dem Chepe:

El Fuerte (1 Übernachtung)
Cerocahui (1 Übernachtung, Ausflug nach Urique)
Divisadero (1 Übernachtung, AUsflug zu den Raramuri-Dörfern))
Creel (2 Übernachtungen, Ausflüge nach Arareco)
Batopilas (2 Übernachtungen)

Autorin: Herdis Lüke

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