Chichén Itzá: Symbiose von Maya und Tolteken

Datum: 21. März 2012
Uhrzeit: 20:15 Uhr
Ressorts: Mexiko, Welt & Reisen
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► Tula und Chichén Itzá waren miteinander verwandt

Sie ist Weltkulturerbe der Unesco und seit 2007 auch eines der Sieben neuen Weltwunder: Die monumentale archäologische Stätte von Chichén Itzá auf er Halbinsel Yucatán im Südosten von Mexiko. Sie zählt zu den meistbesuchten Pyramidenstädten Mexikos, und hier geben sich große Stars die Ehre wie zuletzt 2010 Elton John. Chichén Itzá liegt etwa 120 km östlich von Mérida, der Hauptstadt von Yucatán. Sie ist wegen ihrer starken toltekischen Einflüsse eine der faszinierendsten archäologischen Stätten auf der Halbinsel Yucatán.

Gegründet im Jahr 514 unserer Zeitrechnung vom Hohepriester Lakin Chan – der auch „Itzamná“ genannt wurde –teilt sich die Stadt in die Gruppen Nord, Süd und Zentrum auf. Charakteristisch für die Architektur von Chichén Itzá ist jedoch die Verschmelzung der Maya- mit der Tolteken-Kultur. Im alten, leider nicht immer zugänglichen Teil, weil die Archäologen hier mit Ausgrabungen beschäftigt sind, stehen die noch reinen Maya-Tempel.

In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging die Wissenschaft noch davon aus, dass einst Tolteken aus Tula (im heutigen Bundesland Hidalgo) im zentralmexikanischen Hochland in die Maya-Welt vorgedrungen waren, Chichén Itzá gegründet und einen Großteil der Gebäude errichtet haben. Jüngste Forschungen haben aber ergeben, dass es auf Grund der Zeit, in der sich Chichén Itzá entwickelt hat, umgekehrt gewesen sein muss. Demnach muss erst Chichén Itzá und dann Tula entstanden sein. Auf jeden Fall lassen alle archäologischen Daten darauf schließen, dass Tula und Chichén Itzá zwischen 850 und 1000 nach Chr. miteinander verwandt waren und es Wanderungen in die eine wie die andere Richtung gegeben hat.

Hier hat es mindestens zwei Bauphasen gegeben, eine noch im Puuc-Stil, was die Bauten Akab-Dzib (schwarze Schrift) der Nonnen, der Kirche und des Hauses des Wildes (Casa del Venado) belegen. Herausragende Beispiele der maya-toltekischen Architektur sind der Ballspielplatz, die Pyramide El Castillo des Kukulkán (Gefiederte Schlange), die Gruppe der Tausend Säulen, der Tzompantli (Schädelmauer), das Haus der Adler, der Tempel der Jaguare, der Kriegertempel und der Markt.

Alle Gebäude sind eindeutig mit toltekischen Motiven dekoriert, die mit den in Tula gefundenen identisch sind. Die meisten zeigen Krieger, die mit typischen Waffen aus dem Hochland ausgerüstet sind, und männliche Figuren, die von einer Schlange umzingelt werden. Diese Figuren stellen Priester dar, die die Gefiederte Schlange (Kukulkán in Maya und Quetzalcóatl in Náhuatl) symbolisieren und deren Kult in dieser Epoche vor allem in Mesoamerika weit verbreitet war. Möglicherweise steht das Symbol auch für eine Krieger-Dynastie.

Die Pyramide des Kukulkán war mit Sicherheit der Ort, wo die wichtigste Zeremonie – der Abstieg der Gefiederten Schlange auf die Erde – gefeiert wurde. Der Bau ist streng astronomisch ausgerichtet mit neun Terrassen, die die neun Himmel repräsentieren, und je vier Treppen (nach den vier Himmelsrichtungen) mit jeweils 91 Stufen. Mit der Plattform auf der letzten Stufe ergibt das 365 Tage. Am unteren Ende jeder Treppe ruht der Kopf einer großen Schlange. Jedes Jahr am 21. März und 21. September zur Tag- und Nachtgleiche schlängelt sich die Schlange wellenförmig in einem spektakulären Licht- und Schattenspiel von der Spitze der Pyramide zu den Schlangenköpfen am unteren Ende der Treppen. Es ist anzunehmen, dass der Priester als irdische Reinkarnation der Gefiederten Schlange im oberen Teil der Pyramide erschien und dann langsam nach unten schritt, um seine Stellung gegenüber dem Volk zu legitimieren. Jedes Jahr beobachten Tausende Menschen dieses beeindruckende Phänomen.

Bei Ausgrabungen im Inneren der Pyramide sind Archäologen auf ein älteres Castillo gestoßen, woraus geschlossen wird, dass es hier mindestens zwei Bauphasen gegeben hat. Dabei wurden außerdem ein rotbemalter Jaguar-Thron und eine toltekische Skulptur gefunden: Chac-Mool. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei dieser Figur um eine stilisierte Form des Regengottes Chac handelt.

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