Dissidenten erleben Papstbesuch auf der Polizeiwache

cuba

Datum: 29. März 2012
Uhrzeit: 18:24 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Hunderte Andersdenkende inhaftiert

Der Besuch des Papstes auf Kuba fand vor ausgewähltem Publikum statt. An der öffentlichen Messe auf der Plaza de la Revolución in Havanna durfte kein Mitglied der „Damen in Weiß“ (Las Damas de Blanco) teilnehmen. Berta Soler, Anführerin der Damas, wurde zusammen mit ihrem Mann Ángel Moya verhaftet und verbrachte den Tag bis zur Abreise des Pontifex auf der Polizeiwache.

Nach Angaben der kubanischen Mission für Menschenrechte und nationale Versöhnung (CCDHRN) wurden während des Besuches von Papst Benedikt XVI. hunderte Dissidenten auf der kommunistisch regierten Karibikinsel festgenommen und inhaftiert. Viele konnten nicht telefonieren, da das Regime ihren Telefonanschluss blockierte. Die Mitglieder der Damen in Weiß zeigten sich enttäuscht, weil sie vom Oberhaupt der katholischen Kirche „vergessen wurden“.

„Das Volk von Kuba braucht Freiheit, aber der Papst ist kein Befreier“, äußerte sich Berta Soler. Elizardo Sánchez, Präsident des Kubanischen Komitees für Menschenrechte und Nationale Versöhnung, bestätigte den „guten Willen“ von Ratzinger. Nach seinen Worten war die kubanische Regierung der größte Gewinner des Besuches, da sie auf internationales Image bedacht war, welches gestützt wurde.

„Für die große Mehrheit der Kubaner/innen war der Besuch in Bezug auf Fortschritte bei den Menschenrechten und der Grundfreiheit von keinem Nutzen“, teilte Sánchez mit. Guillermo Fariñas, kubanischer unabhängiger Journalist sowie politischer Dissident, bezeichnete den Besuch des Papstes als „eine Schande“.

„Ich fühle eine große Enttäuschung über den Papstbesuch. Seine Botschaften waren nicht ausreichend und standen im Einklang mit dem harten Vorgehen gegen Andersdenkende. In seinen vier Reden war er nicht in der Lage, die geringste Anspielung auf die von der Regierung veranlassten Ausgrenzungen der Dissidenten zu machen“. Er bezeichnete dies als „volle Duldung und Mittäterschaft“ der Kirche mit dem „totalitären kubanischen Regime“.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Linus Bracher

    Dreckiger, kommunistischer Abschaum.

    • 1.1
      Boris

      Ich wusste nicht, dass die linke Szene nicht bespitzelt wird. der Staat ist der Souverän…

  2. 2
    Martin Bauer

    Was hat die kubanische Regierung mit ihren Repressalien schon bewirkt? Was ging den Damen in Weiss verloren? Wer erreicht schon was, wenn er den Papst um Hilfe bittet? Schon im Milltelalter erklärte Seinesgleichen die „von Gott gegebenen“ sozialen Unterschiede mit dem Modell, dass das Dach einer Kathedrale die Geistlichkeit verkörpert, die Säulen den Adel, der sie zu tragen hat, und der Fussboden das Volk. Inzwischen wurden viele der adligen Säulen durch Präsidenten ausgetauscht, auch durch Diktatoren. Mehr hat sich nicht geändert. Wenn irgendwo auf der Welt eine Hungersnot ausbricht, ruft der Vatikan schamlos Leute zum Spenden auf, die selber kaum genug zum Leben haben. Ich wüsste nicht, dass er jemals einen Cent der Gewinne aus Spielkasinos, Aktien oder Bordells dazu benutzt hätte, Not auf der Welt zu lindern, oder in Betracht gezogen hätte, sich von einem seiner Hunderttausende oder Millionen Grundstücke zu trennen.

    Not ist das, was die blöden Schaafe auf dem Fussboden erleiden. Hirten schweben satt und zufrieden darüber. Tugend ist das, was Hirten den Schaafen predigen. Nur wenn es sie selber zwischen den Beinen juckt, steigen sie zum Boden herab und suchen sich den Hintern eines jugendlichen Schaafes…

    Wenn Chávez die Slumbewohner von Caracas aufgefordert hätte, von den Hügeln herab zu steigen, um sich von der Kirche zu nehmen, was diese ihnen geraubt und vorenthalten hat, anstatt zu versuchen, sie auf normale Menschen zu hetzen, hätte er meine Sympathie.

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