Soziale Konflikte in Bolivien: Die Unfähigkeit des Evo Morales

morales

Datum: 12. Mai 2012
Uhrzeit: 08:37 Uhr
Leserecho: 11 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Radikalisierung der Proteste angekündigt

Im südamerikanischen Binnenstaat Bolivien herrscht seit sieben Wochen Streik, landesweite Protestaktionen führen vermehrt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Einheiten der Polizei. Analysten und Politiker sind sich einig, dass der linksgerichtete Präsident Evo Morales nicht in der Lage ist, umfassende Lösungen zur Beendigung des Krise anzubieten.

„Präsident Evo Morales ist unfähig, die sozialen Konflikte im Land zu beenden. Im März 2012 gab es 80 Konflikte in Bolivien, im April bereits 100. Die fortwährenden Streiks und chronischen Unruhen beeinträchtigen und schädigen die produktiven Anstrengungen der Bevölkerung“, analysierte die private Forschungseinrichtung Fundación Milenio, die seit 15 Jahren für ihre kritische Sichtweise der Realität in Bolivien bekannt ist.

Seit Mittwoch (9.) wird das Land von einem Generalstreik gelähmt, bei dem es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Einheiten der Polizei gekommen ist. Hunderte Bergleute aus der staatlichen Huanuni-Mine unterstützen das staatliche Gesundheitspersonal bei ihrem Marsch durch die Straßen von La Paz. “Dies ist ein massiver Marsch der Arbeiter, die unserem Streikaufruf gefolgt sind. Wir fordern die Regierung unmissverständlich dazu auf, über die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zu verhandeln”, forderte Juan Carlos Trujillo, Führer vom Gewerkschaftsdachverband COB. Er warnte Präsident Morales vor einer Verschärfung des Streiks und kündigte bereits für nächste Wocher eine Radikalisierung der Proteste an.

Der Streik der COB, einer der größten in der Regierungszeit des linkspopulistischen Politikers, fand massive Unterstützung in der gesamten Region und führte zur Blockade wichtiger Verkehrsverbindungen. Das erste indigene Staatsoberhaupt des Landes und „Held der Armen“ hat längst die Unterstützung vieler Wähler verloren und gerät immer mehr in Rücklage. In den letzten Wochen wurden bereits mehrfach wichtige Zufahrtsstraßen zu den benachbarten Ländern wie Brasilien und Argentinien geschlossen. Wirtschaftsverbände auf beiden Seiten berichten über „Multimillionen-Dollar-Verluste“, die den zwischenstaatlichen Handel erheblich schädigen und beeinträchtigen.

„Morales ist verpflichtet, auf unsere Streiks positiv zu reagieren. Sollte beim Treffen der Staats-und Regierungschefs in Oruro (nächste Woche) keine Einigung erzielt werden, weiten wir den Generalstreik auf unbestimmte Zeit aus“, drohte Trujillo. Er bezeichnete die für den Gesundheits- und Bildungssektor angebotene Lohnerhöhung von acht Prozent als zu niedrig, eine Erhöhung der Regelarbeitszeit des Krankenhauspersonals von sechs auf acht Stunden (ohne Lohnausgleich) sei nicht verhandelbar.

Das Büro der Vereinten Nationen in Bolivien äußerte sich besorgt darüber, dass die „Proteste die Menschenrechte des Volkes beeinträchtigen könnten“. Die Regierung wurde aufgefordert, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, damit die Rechte des Volkes geschützt werden. „Die seit mehr als 40 Tage andauernden Proteste des Gesundheitspersonals führen zu signifikanten Schäden an der Struktur des Systems. Die Regierung muss sich Gedanken über das Recht auf Gesundheit des Bevölkerung machen“, lautete die Erklärung des UN-Büros.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    hans

    hauptsache ist doch, zu sehen, wie die europaer ihre probleme in den griff bekommen. wer selber genug probleme hat und schafft (esm u.a), sollte sich ueber andere erheben. dann wirds naemlich zur heuchelei. und davon gibts genug im euroland.

    • 1.1
      Linus Bracher

      Hier geht es um Bolivien, wen interessiert Europa

  2. 2
    Der Bettler

    Recht hast Du Linus! Wir sind hier in Latina-Press und nicht in Europa-Press.Wir leben hier,und wenn es Hans,in Deutschland nicht gefällt,soll
    er nach Cuba auswandern,da ist es bestimmt viel besser.(Ha,ha)
    Streiks in Europa,oder in L.A. sind nicht vergleichbar,hier geht es zur Sache

  3. 3
    rene

    wer festgefahrene denkmuster im kopf hat kann schwerlich die anders lautenden kommentare begreifen und noch weniger realpolitische zusammenhänge begreifen, was herr bracher und der bettler ( was für eine namensgebung ) hier immer wieder unter beweis stellen.

    • 3.1
      Harald

      Labern Sie keinen Schwachsinn und kommen nach Bolivien. Von Euch europäischen Trotteln Kommentare zu hören entbehren jeder Realität. Lebt in Bolivien und Ihr könnt sehen, was dieser linke Bauerntrottel und Koka-Bauer angerichtet hat. Ihnen spreche ich jede Objektivität ab, egal wie Sie sich drehen und wenden (Wendehalssyndrom)

      • 3.1.1
        Martin Bauer

        Natürlich ist dieser Sr. rene nicht objektiv. Er hat doch ein Parteiprogramm! Er will weder Lateinamerika oder sonst etwas begreifen, sondern mittels vorgefertigter Parolen die Welt verblöden und dazu bekehren, sich seinen roten Genossen zu unterwerfen.

        Ist aber nicht weiter der Rede wert. der Kommunismus-Schwachsinn wird aussterben, die dazu nötige Dummheit leider niemals.

      • 3.1.2
        rene

        ich muß nicht nach bolivien kommen um die welt zu begreifen !
        ich lebe in venezuela, bin aber kein egoistischer ignorant … und die weltprobleme lehren mich eines, der kapitalismus taugt nur für die reichen …
        die tagtäglich weltweit 14.000 an krankheit u/o hunger sterbenden kinder sind durch die schuld der internationalen konzerne, der katholischen kirche und der von den usa gestützten militärdiktaturen zu verantworten und können nicht geleugnet werden …

        das ist die realität ! und nicht was hier immer unsachlich und unqualifiziert gepostet wird …

  4. 4
    Steffen

    Am besten die Protestler wenden sich an die Kapitalisten und wählen diese auch wieder, denn die sind ja für ihre Sozialverträglichkeit allgemein bekannt… (Ironie aus)

    Laut neuesten Zahlen des IWF (April 2012) ist die Wirtschaftsleistung (nominal) von Bolivien seit dem Amtsantritt von Evo Morales 2006 von 11,519 Milliarden Dollar auf heute 27,012 Milliarden Dollar gestiegen
    (Steigerungsrate von 234,5%).
    Das sollen eure habgierigen Freunde mal nachmachen… Aber der Mensch vergisst leider so schnell…

    Quelle (IWF):http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2012/01/weodata/weorept.aspx?sy=2006&ey=2012&ssd=1&sort=country&ds=.&br=0&c=512%2C941%2C914%2C446%2C612%2C666%2C614%2C668%2C311%2C672%2C213%2C946%2C911%2C137%2C193%2C962%2C122%2C674%2C912%2C676%2C313%2C548%2C419%2C556%2C513%2C678%2C316%2C181%2C913%2C682%2C124%2C684%2C339%2C273%2C638%2C921%2C514%2C948%2C218%2C943%2C963%2C686%2C616%2C688%2C223%2C518%2C516%2C728%2C918%2C558%2C748%2C138%2C618%2C196%2C522%2C278%2C622%2C692%2C156%2C694%2C624%2C142%2C626%2C449%2C628%2C564%2C228%2C283%2C924%2C853%2C233%2C288%2C632%2C293%2C636%2C566%2C634%2C964%2C238%2C182%2C662%2C453%2C960%2C968%2C423%2C922%2C935%2C714%2C128%2C862%2C611%2C716%2C321%2C456%2C243%2C722%2C248%2C942%2C469%2C718%2C253%2C724%2C642%2C576%2C643%2C936%2C939%2C961%2C644%2C813%2C819%2C199%2C172%2C184%2C132%2C524%2C646%2C361%2C648%2C362%2C915%2C364%2C134%2C732%2C652%2C366%2C174%2C734%2C328%2C144%2C258%2C146%2C656%2C463%2C654%2C528%2C336%2C923%2C263%2C738%2C268%2C578%2C532%2C537%2C944%2C742%2C176%2C866%2C534%2C369%2C536%2C744%2C429%2C186%2C433%2C925%2C178%2C869%2C436%2C746%2C136%2C926%2C343%2C466%2C158%2C112%2C439%2C111%2C916%2C298%2C664%2C927%2C826%2C846%2C542%2C299%2C967%2C582%2C443%2C474%2C917%2C754%2C544%2C698&s=NGDPD&grp=0&a=&pr.x=93&pr.y=8

    • 4.1
      Harald

      Gleichzeitig ist die soziale Kluft noch tiefer geworden, da der Großteil der Bevölkerung nach wie vor am Hungertuch nagt.

      Aber der Mensch vergisst leider so schnell…

    • 4.2
      rene

      steffen, es scheint vergeudete mühe zu sein den ewig gestrigen hier argumente und fakten zu liefern, der kampf gegen windmühlen ist zum scheitern verurteilt. nur stumpfe propaganda und beschimpfungen erzielen hier punkte, fakten zählen nicht …
      ob bolivien, peru, venezuela …. wir haben ein weltweites problem !!! und das muß man im zusammenhang begreifen.

  5. 5
    hans

    immerhin: eine diskussion ist losgetreten. das problem scheint nur zu sein, globale zusammenhaenge erkennen zu koennen. erwarte nun den naechsten verbale schlag auf meinen alten und und durch weltkriege zerzauselten, unweisen kopf

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