Alexander von Humboldt – Der erste „Reiseleiter Ecuadors“► Seite 2

Datum: 19. September 2012
Uhrzeit: 13:48 Uhr
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Autor: Redaktion
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► "Mir schwindelt der Kopf vor Freude"

Unweit von Quito im Tal von Chillos besichtigen die Reisenden die Hacienda Herreria, die 1998 die Kulisse des Humboldt-Spielfilms „Die Besteigung des Chimborazo“ war. Genau wie Humboldt kann man hier das imposante Gebirgsbecken von Lloa durchqueren, indas sich der Vulkan Pichincha bettet. Nur zehn Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt der erloschene Hausberg Quitos, den Humboldt zweimal im Jahre 1802 bestieg. Für die Weggefährten von heute ist der Aufstieg längst nicht mehr so beschwerlich wie zu Humboldts Zeiten: Ein Gondellift, der Teleférico, bringt Besucher hinauf auf biszu 4.100 Meter des insgesamt 4.794 Meter hohen Pichincha.

Umschlossen von einem atemberaubenden Bergpanorama hat man von hier aus einen hervorragenden Ausblick auf Quito. Je nach Wetter und eigener Kondition besteht auch die Möglichkeit, den Pichincha selbst zu besteigen. „Quitsa-to“, lautete der ursprüngliche Name der Stadt, was übersetzt „Mittelpunkt der Erde“ bedeutet. Das weist auf die besondere geographische Lage Quitos hin: 1736 fand hier die erstmalige Vermessung der Erdachse statt, und ander großen Solaruhr von Quito, die genau den Verlauf der Äquatorlinie kennzeichnet, können die Besucher auch heute noch mit einem Bein auf der Südhalbkugel und mit demanderen Bein auf der Nordhalbkugel stehen.

Das 5,4 Millionen Hektar große Cóndor-Reservat östlich von Quito umfasst sieben verschiedene Schutzgebiete. Aufgrund seiner unterschiedlichen Lebensräume ist das Cóndor-Reservat die Heimat einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Mitten in diesem Naturparadies besichtigen die Reisenden Humboldts heute noch erhaltenes Basislager. Die Panamericana ist eine der bekanntesten Routen durch Nord- und Südamerika. Als „die Straße der Vulkane“ betitelte Humboldt jenen Teil in den ecuadorischen Anden zwischen Ost- und Westkordillere. Der gut befahrbare Highway führt vorbei anzweiundfünfzig Vulkanen, von denen achtzehn als noch aktiv gelten, und bietet den Reisenden eine atemberaubende Kulisse. Über die Straße der Vulkane geht es weiter zur 300 Jahre alten Hacienda La Cienega, in der Humboldt einige seiner bedeutendsten Zeichnungen der Anden anfertigte.

Vorbei an dem noch aktiven Vulkan Cotopaxi fahren Humboldt-Fans auf der originalen Humboldtroute zu der Seenplatte am Fuße des Vulkans Quilindana. Nicht weit davon entfernt liegt eine von Humboldts Inspirationsquellen: Die architektonisch älteste Hacienda Ecuadors, das Augustín de Callo, ist ein ehemaliger Palast der Inkas und wurdes päter zu einem Augustinerkloster umgebaut.

Eine weitere Möglichkeit, seine Bergsteigerfähigkeiten zu verbessern, bietet sich für die Reisenden am Chimborazo. Von der Hermann-Carrel-Schutzhütte aus erreichen Wagemutige innerhalb von circa einer Stunde die obere Schutzhütte auf 5.000 Metern, von wo aus sie die Gletscherkante ersteigen können. Mit seinen 6.310 Metern (nach aktueller Messung 6.267 Metern) galt der Chimborazo zu Humboldts Zeiten als höchster Berg der Welt. Obwohl Humboldt die Besteigung wegen einer unpassierbaren Felsspalte 400 Meter unter dem Gipfel abbrechen musste, stellte er zu seiner Zeit mit seinem Versuch einen Bergsteige-Weltrekord auf. Jedoch waren es weder die Rekordsucht noch der Drang nach Selbstverwirklichung, sondern ein unstillbarer wissenschaftlicher Forschungsdrang, der den Vulkanliebhaber und –forscher Alexander von Humboldt zu der gefährlichen Besteigung des Chimborazo antrieb. Trotz der schwierigen klimatischen Verhältnisse führte der Vulkanologe fundierte Messungen und Forschungen durch. Eranalysierte, zerlegte, bestimmte und zeichnete auf dieser Grundlage ein ausgewogenes Bild des Vulkanismus, indem er sowohl die Zerstörungskraft als auch Schöpfungsmacht der Feuerschlöte in einem natürlichen Gleichgewicht darstellte.

Südlich des Vulkans Chimborazo, in der Nähe des Sangay Nationalparks, liegt Ingapirca, die bedeutendste archäologische Fundstätte Ecuadors, wo den Hobbyforschern die von Humboldt untersuchte Inka-Festungsanlage offen steht. Für den letzten Teil der Reise, die tropische Küstenregion der Hafenmetropole Guaya, musste Humboldt im Jahre 1803 ein zweites Mal nach Ecuador reisen. Genau wie der Forscher unternehmen die Reisenden eine Flussfahrt auf dem breiten Río Guaya, dem größten Pazifikzufluss Südamerikas. Die perfekte Möglichkeit, um die vielen Ereignisse der letzten fünfzehnTage Revue passieren zu lassen und in Erinnerungen zu schwelgen.

„Welch ein Glück ist mir eröffnet!“ schrieb Humboldt an seinen Bruder Wilhelm am Vorabend der Abreise nach Ecuador „Mir schwindelt der Kopf vor Freude.“

Informationen über Ecuador

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  1. 1
    alexandro

    Nicht nur die Kinder Ecuadors kennen Humboldt. Als ich 1978 zum ersten mal nach Venezuela kam und eine Tour nach San Fernando de Atapapo unternahm ,hörte ich von den Kindern, wenn sie festgestellt hatten das ich ein Deutscher bin immer wieder den Namen Humboldt. Dies war der Anlass, mich, mit Humboldt seinen Schriften und Büchern zu beschäftigen. Interessant sind auch seine Gespräche mit Simon Bolivar und die Einschätzung der Mentalität der Venezulaner. Vieles was heute in dem Land geschieht oder nicht,lässt sich dadurch leichter verstehen

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