Venezuela: Weitere sechs Jahre sozialistischer Schlendrian

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Datum: 13. Oktober 2012
Uhrzeit: 09:57 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 24 Kommentare
Autor: Vinicius Love, Caracas (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Knapp eine Woche nach den Präsidentschaftswahlen in Venezuela sind die Siegesfeiern in Caracas bereits Vergangenheit, die Realität hat wieder Einzug auf den Straßen der Hauptstadt gehalten. Dass landesweit etwa 45 Prozent des Wahlvolkes die Politik ihres Staatsoberhauptes ablehnen, konnte die Regierung schwerlich vertuschen oder schönreden. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst aus dem Regierungspalast nur leise Töne zu vernehmen sind.

Bereits bei der ersten Pressekonferenz nach seinem Wahlsieg wich Hugo Chávez kritischen Fragen wie gewohnt aus. Der Selbstdarsteller aus dem Miraflores ging in keinster Weise auf das schlechteste Wahlergebnis seiner bisherigen politischen Karriere ein, die historisch unorganisierte und zerstreute Opposition hatte dem 58-jährigen schwer zugesetzt.

Der Sieg des Chavismus darf allerdings nicht klein geredet werden und bedeutet weitere sechs Jahre Populismus und sozialistischer Schlendrian, Dreck, Umweltverschmutzung, Gängelung privater Medien und Verfolgung oppositioneller Politiker, ausufernde Kriminalität und Straflosigkeit, Nepotismus und Korruption. Der in 14 Jahren üppig gewucherte Irrgarten der bolivarischen Revolution kann weiter vertieft werden, die ungelösten Probleme des Landes ebenfalls.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Der Bettler

    Ich weiß bis jetzt noch nicht warum,aber 55 % des Volkes hat es so gewollt.
    Die Chavezwähler wissen hoffentlich,warum ? Mir ist es zu hoch,eine Antwort darauf zu geben,nur Unverständnis.Ein kleiner Sieg ist,daß der King of Venezuela nicht mehr so schalten und walten kann,wie vorher,hat
    er doch einige mehr Gegner im Kabinett sitzen.Und da ist ja auch noch der Krebs! Abwarten und Tee trinken.

    • 1.1
      Werner, der Sachse

      Ich habe dieselben Gedanken. „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“ Das sagte mir schon mein Philosophie-Professor und das ist nunmehr über 30 Jahre her. Sicher, HCF kann nicht mehr wie vorher schalten und walten. Es sind Grenzen gesetzt, jedoch hat dieser Bauernschlaue immer Mittel und Wege gefunden Hindernisse für sein Handeln aus den Weg zu räumen. Jetzt koche ich mir auch einen Tee (mit Konfitüre – russische Art) und warte ab. Ach so, übrigens – ich bleibe in Venezuela und darf mich ja nur nicht ermorden lassen.

    • 1.2
      Helge

      Ja, und da ist auch noch Herbert Wehner, der mal gesagt haben soll: „Jede Opposition ist schuld am Zustand der Regierung“ – Capriles und MUD sind eben häufig nicht dicht genug dran am Leben der Mehrheit, es ist auch nicht zu leugnen, dass die große Mehrheit der politisch aktiven beim MUD eher aus MIttel- und Oberschichten kommt. Wenn Chavez dann die große Wahlkampfmaschine einschaltet, ist es da sicher schwierig überall durchzudringen, weil man eben einfach nicht so gut verortet ist (geographisch und soziologisch). (Abgesehen davon, dass die Chavisten die Voteile nutzen, die man hat wenn man „am Ruder“ ist.) Da werden sie eben zulegen müssen, wenn sie eine Chance wollen, Die werden das schon vielfach auswerten jetzt, wenn langsam der Nachwahlkater vergeht.

      Das aber trotzdem beinahe die Hälfte für Capriles gestimmt hat, ist doch aber dann eigentlich um so bezeichnender, unter den gegebenn Bedingungen. In der Größenordnung etwa der Hälfte der Capriles-Wähler kommen wohl nicht aus Mittel-/Oberschicht (weiß es jemand genauer?) Das heißt ja doch einiges, was die Nichtzufriedenheit mit Chavez betrifft.

      Das es immer noch für 45 Prozent gereicht hat bei Capriles, ist unter den gegebenen Bedingungen auch um so erstaunlicher, als das ja durch gewaltige Wählermobilisierung die Wahlbeteiligung deutlich höher war als sonst – und es ist zumindest bisher überall immer betont worden, dass eine hohe Wahlbeteiligung meistens eher für Chavez nützlich war.

      Auch diese viel höhere Wahlbeteiligung hat also Chavez nicht wieder in diese 65 Prozent-Größenordnung gebracht. Es müssen also auf der anderen Seite seh viele Wähler weggefallen sein, die ihn 2006 gewählt haben. Vielleicht hat man eben durch die Mobilisierung dieses Mal gewaltig mehr Leute in den besonders ländlichen Gebieten zusätzlich zum Wählen gewonnen. Dort ist die Regierung mit ihrer „Mobilisierungsmaschine“ einfach bei weitem im Vorteil, um etwas zu erreichen. Auch die MUD-Leute scheinen ja immer wieder überrascht von der Effizienz und straffen Organisiertheit dieser Maschinerie – das ist vielfach nachzulesen.

      So gesehen sind die 45 Prozent nicht gerade wenig, sondern zeigen schon einiges! Natürlich, wenn der andere mehr hat, ist der mit den 45 zunächst mal der Verlierer. Aber ich würde da unbedingt zustimmen, hab’s ja auch schon geschrieben hier: Es ist mit Sicherheit trotzdem nicht wie vorher. Vor sechs Jahren war es etwa 1/3 zu 2/3, jetzt ist es 50/50. Natürlich wird vieles auch voin den Wahlen im Dezember noch abhängen, abe dennoch würde ich meinen, dass sich vielleicht eine Situation entwickeln wird, in der sozusagen die Haltung der anderen Hälfte der Bevölkerung stärker berücksichtigt wird. Das wird wohl eine gewisse Umstellung sein für so manchen, aber sagen wir so: Ich glaube, dass die Regierung nicht darum herumkommen wird, und das Chavez das auch weiß.
      Und hoffentlich bringt das dann ein bisschen Ruhe durch weniger Polarisierung, wenn beide Seiten sachorientierter handeln würden. Vielleicht schafft es Chavez ja mal, sich auf die Zunge zu beißen, bevor der nächste Bourgeoisie-Spruch losdonnert ;-)

      Ich meine, manchmal ist es ja auch ganz witzig – das mit der bus- und metrofahrenden Bourgeoisie vor zwei, drei Tagen war doch irgendwie „erste Sahne“, oder…
      Ich denke mir, dass da auch bei so manchen Chavez-wählenden täglichen Bus- und Metrobenutzern gewisse irritierte Fragezeichen im Kopf aufgeblitzt sind, als sie das gehört haben…
      Wahrscheinlich achten sie aber jetzt darauf, wer in der Metro in der Schlange steht, hehehe…

    • 1.3
      Peter Schmidt

      die frage beantwortet sich eigentlich selber und eruebrigt sich vollends.
      nachdem das arme volk (volksmehrheit) ueber 40 jahre von den wahlen ausgeschlossen war (fuer die meisten war eine cedula schlicht unmoeglich zu erhalten), verschaffte genau deisen armen ein hugo chavez innert der ersten amtsjahre fast flaechendekend dieses fuer die wahlbeteilugung so wichtige papier „CEDULA“ .
      dass die chavezregierung nicht der garten eden ist fuer die armen liegt auf der hand, aber sich vom frueheren regieme wieder egieren und ausschliessen zu lassen, wollten sie nicht riskieren……. es wird wohl auch in zukunft so bleiben, wenn es der regierung gelingen sollte ein wenig ordnung ins staatschaos zu brigen.

      das wird sich in den naechsten 6 jahren zeigen!

      • 1.3.1
        Helge

        Tja, ein wenig Ordnung wäre schon mal nicht schlecht.

  2. 2
    Steffen

    „Dass landesweit etwa 45 Prozent des Wahlvolkes die Politik ihres Staatsoberhauptes ablehnen, konnte die Regierung schwerlich vertuschen…“

    Leider ist der geistig ungeformte Mensch sehr einfach zu beeinflussen, sodass ihr mit eurem propagandistischen SMS-Terror aus dem Ausland, illegalen Geldspenden von stinkreichen plutokratischen Unternehmerfamilien und jährlich 40 Millionen Dollar aus den USA die Wahlen manipuliert habt und ein etwas unbefriedigendes Ergebnis erzwingen konntet.
    Trotzdem wird der Bolivarische Traum weitergehen – mit oder ohne Chavez.
    Und mit der Unterstützung von China, dem bis 2020 mächtigsten und fortschrittlichsten Land der Welt, wird Venezuela endlich völlig aufblühen können.

    • 2.1
      Lobito gris

      Tabletten nehmen und husch husch ins Bettchen.

    • 2.2
      Werner, der Sachse

      Herr Steffen, das ist Ihre Interpretation. Der „Bolivarische Traum“ ist leider ein Alptraum geworden. Das habe ich mir 2006 auch anders vorgestellt. Sie müßten nur mal eine Reisetour Caracas nach Maracaibo und zurück machen, danach sprechen wir uns wieder und Sie erzählen mir Ihre Reisebeobachtungen. Da Sie in Venezuela leben, müßte das doch drin sein, oder?

      • 2.2.1
        Steffen

        Ich rede nur etwas über die bevorstehende nahe Zukunft, die sich unter den sich abzeichnenden Gegebenheiten erahnen lässt.
        Chinas Streben wird das Land bald völlig an die Weltspitze bringen und ein damit einhergehender Ölhunger wird es nötig machen, Venezuelas Erdölförderung zu vervierfachen. Und China wird 100.000 Arbeiter und Spezialisten nach Venezuela schicken (siehe Angola und andere afrikanische Länder), um dieses Ziel unter allen Umständen zu ereichen.
        Allein das wäre bei den heutigen Öl-Preisen eine Verdopplung der venezolanischen Wirtschaft.

        Mit den zusätzlichen Petro-Dollars ließen sich sehr leicht Fakten für eine ewige Wiederwahl schaffen …

      • 2.2.2
        esperanza

        Ich kann mir nicht vorstellen, dass Steffen in VZ lebt, geschweige denn jemals in VZ war. Seinen ständigen unqualifizierten Kommentaren nach zu urteilen, kann das einfach nicht sein. Dieser Mann scheint überhaupt keine Ahnung zu haben, was in VZ tatsächlich Sache ist.

    • 2.3
      Heino

      Wenn Steffen meint, das China, wenn es sich so weiterentwickelt wie bisher, das bis 2020 „mächtigste und fortschrittlichste Land der Welt“ sein wird, dann wissen wir ja nun, welche Ideen es sind, die Steffen leiten, wenn er von Fortschritt spricht. Steffen ist doch kein Linker, das ist Nonsense. Höchstens Stalinist oder sowas. Ab ins 20. Jahrhundert, hinter die Mauer. Ich lach mich kaputt.

    • 2.4
      Helge

      Steffen, Du bringst es auf den Punkt: „ließen“. Das ist aber eigentlich auch jetzt schon so. Bloß es geht eben auch darum, was man mit dem Geld macht. Und bloß, weil vor Chavez die Eliten im wesentlichen in ihre eigene Tasche gewirtschaftet haben, heißt das eben nicht, das deren Gegner, die jetzt regieren, alles prima machen, bloß weil sie es anders machen.

  3. 3
    Werner, der Sachse

    Was verstehen Sie bitte unter „plutokratischen Unternehmerfamilien“? Kann mir nichts darunter vorstellen. Können Sie mir das mit einfacheren Worten erklären?! Außerdem habe ich mit Ihre Vorausschau/ Vorhersage für das Jahr 2020 eine total andere Meinung. Die Chinesen sind doch nur Eroberer mit Alukoffern, mehr nicht.

    • 3.1
      Steffen

      „Was verstehen Sie bitte unter ‚plutokratischen Unternehmerfamilien‘?“

      Personen, die einen ererbten Besitz verwalten, ohne diesen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten verdient zu haben!

      „Außerdem habe ich mit Ihre Vorausschau/ Vorhersage für das Jahr 2020 eine total andere Meinung.“

      Das meinen die Chinesen selbst!
      Sie werden nach eigenem Vorhaben bis dahin den Dollar als Leitwährung ablösen (Angola u. a. bezahlen jetzt schon in Yuan) und bereits 2017 die größte Volkswirtschaft sein und alle Technologiefelder anführen (heute schon in Atomkraft, erneuerbare Energien, Maschinenbau usw.).

  4. 4
    Werner

    Leider ist der geistig verblödete Linke nicht in der Lage, zwischen geistiger Umnachtung und Realität zu unterscheiden.

    China ist jetzt schon am zusammensinken, die Luft ist raus, DummSteffen.

    • 4.1
      Steffen

      „China ist jetzt schon am zusammensinken, die Luft ist raus …“

      Wenn China mit einem riesigen Konjunkturprogramm ein 10%iges Wachstum generieren würde, dann würde es zu einer hohen Inflation kommen und der Westen hätte leichtes Spiel, um die Bevölkerung aufzuwiegeln.
      Wenn das Wachstum unter 8% liegt, dann könnte das Arbeitsplätze gefährden und der Westen hätte leichtes Spiel, um die Bevölkerung aufzuwiegeln.

      Also hat die „Commando-Wirtschaft“ sich ein 8%iges Wachstum verordnet.
      Du siehst, es ist alles im Lot!

      PS: Am 01.01. 2013 wird das chinesische BIP (PPP) auf 13,5 Billionen Dollar steigen (USA hat dann etwa 16,2 Billionen Dollar).
      Außerdem hat China 3,5 Billionen an Dollarreserven und eine Verschuldung von nur 10% vom BIP (nominal) und 6% nach PPP.

  5. 5
    Asuncion45

    nun wollen wir einmal bei den Fakten bleiben. Die USA haben inm diesen Wahlkampf 5 Millionen US-Dollar gesteckt und sogar die BRD-Parteien haben über ihre Stiftungenebenfalls viel Geld und Material in den gleichen Wahlkampf gesteckt. Außerdem darf man nicht vergessen, daß ein Regierungschef, der so lange im Amt ist, immer „Abnutzungserscheinungen“ für seine Wiederwahl zeigt. Daher ist alles in allem das Wahlergebnis mit 55 zu 45% um so erstaunlicher. Die hohe Wahlbeteiligung zeigt ausdrücklich, daß die Mehrheit der Wähler sehr genau wußte was sie wollte. Sie wollte nämlich keinen Wechsel und das sollten auch die poltischen Gegner, die hier so polemisieren, einmal anerkennen. Leider ist es zur Unsitte geworden, diejenigen, die sich anders entschieden haben, als es einem in den Kram passt, als dooft oder politisch unreif zu bezeichnen. Genau das sind die Leute aber eben nicht. Sie wollten Chavez und seine Politik und haben sich dafür in stundenlange Schlangen gestellt. Ich wüßte nicht, ob sich die „klugen“ Wähler in den westlichen „Demokratien“ so klar politisch artikulieren würden. Dort ist nämlich das Gegenteil der Fall. Die Zahl der Nichtwähler nimmt ständig zu und die Systeme werden auf diese Weise stabilisiert.

    • 5.1
      Helge

      Es ist bestimmt alles richtig, was Sie schreiben. Man soll auch Chavez-Wähler keinesfalls als „doof oder politisch unreif“ bezeichnen – obwohl es manche sind, wie natürlich aber auch so manche Oppositionswähler. So ist das eben, es gibt irgendwo überall ein paar. Das sind wichtige Anmerkungen, die Sie machen.

      Man muß aber verstehen, dass sich Leute, die sehen was passiert, aufregen, weil es für sie nur schwer nachvollziehbar ist, das ein Präsident gewählt wird, dessen Regierung alle grundsätzlichen Mängel und Probleme im Land entweder kleinredet oder anderen dafür die Schuld zuzuschieben versucht, teilweise bis es absurd wird.

      Natürlich haben die Leute meistens gute Gründe, Chavez zu wählen, sonst würden sie es ja nicht machen. Und in der Regel sind diese Gründe gut nachvollziebar.
      Aber ich glaube kaum, dass Sie schon öfters mal gehört haben, wenn diese Gründe vorgetragen werden. Da würden Sie verstehen, dass die Leute einfach aus kurzfristigen Vorteilen auf langfristig funktionierende Konzepte schließen. Alle, die versuchen das Ganze zu sehen, raufen sich da die Haare – das hat mit der Frage, ob man eher linke ode eher konservative Politik bevorzugt noch überhaupt gar nichts zu tun, und käme erst lange danach.
      Es geht hier einfach darum, dass so viel grundsätzlicher Unfug geschieht, der durch Inkompetenz, Korruption und das Prinzip „Ideologie vor Ökonomie“ entsteht. Der durchschnittliche Wähler ist daran aber gewöhnt und freut sich, dass ihm durch Chavez überhaupt etwas zukommt. (Was ja grundsätzlich auch überhaupt nicht falsch ist, Stichwort „Umverteilung“). Langfristig gibt es aber bei so vielem, was da passiert, große Fragezeichen. Und zu denen wird durch die Regierung, wenn überhaupt, normalerweise nur propagandistisch, aber nicht sachlich Stellung bezogen. Das alles sind Gründe, warum sich viele, die hier schreiben, so viel aufregen und herziehen.
      Das ist nicht immer fein, und oft auch falsch, aber leider überhaupt kein Wunder. Würden Sie sich alles genau anschauen, würden Sie schnell feststellen, dass es im Grunde gar nicht um die Frage geht, wer regieren soll (als Ausländer ist man schließlich Gast, und hat sich da ohnehin nicht einzumischen), das wäre den meisten fast egal, sondern bloß wie. Man sieht eben, was passiert, und vieles ist traurig.
      Deshalb liegt meine Hoffnung zum Beispiel ein bisschen darin, dass manches besser laufen könnte, wenn beide Seiten mal ein bisschen kooperieren. Was sollen sie denn auch machen. Es würde ja nur der gesellschaftlichen Realität entsprechen: Da ist eben auch die eine Hälfte so, und die andere so. Und allein das führt schon zu Dingen, die in der Praxis einfach „loco“ sind.
      Und man guckt sich das an, und man sagt sich: Man, egal wer, aber bekämpft doch wenigstens mal die Gewaltkriminalität und flickt die Schlaglöcher schneller (Etc.)
      Es ist klar, dass viele, die hier schreiben, ja nicht so viel mit dem Leben z.B. armer Barriobewohner zu tun haben, und daher auch nicht so die Verbesserungen sehen, die sich seit Chavez‘ Zeit ergeben haben.
      Aber erstens: SO eindeutig und klar sind die auch nicht. Es ist nur ein bisschen der Fall. Und zum zweiten sind die meisten Sachen, die hier kritisiert werden, eher von generellem Interesse, und betreffen alle. Gerade die Kriminalität betrifft die ärmeren wesentlich stärker.

      Das meiste, was Sie aufzählen, bleibt bestehen. Es ist nur meist total sinnlos, mit Verweis auf europäische Länder und von den Verhältnissen dort ausgehend immer zu argumentieren:Und weil dieses da nicht gut ist, ist das dort und dort besser. Ihr Beispiel: In Europa geht die Wahlbeteiligung runter und stabilisiert „die Systeme“, sagen Sie – Und deshalb ist es woanders nun ganz toll, bloß weil da die Wahlbeteiligung hoch war, und das wird dann auf idealistische Weise interpretiert. Das kann man bloß, wenn man sich es nicht selbst anguckt. Es ist gut, wenn die Wahlbeteiligung hoch ist, aber Sie idealisieren da etwas, was Sie sich besser genau anschauen sollten. Da würden Sie sorgenvoll den Kopf wiegen, egal welcher politischen Richtung sie zuneigen. Das heißt nicht, dass alles nur zu kritisieren wäre. Nehmen Sie mal den Rentenanspruch für Leute, die jahrzehntelang im informellen Sektor gearbeitet haben. Richtig.
      Aber: Zuviel läuft dermaßen schräg, um es mal vorsichtig zu formulieren, dass sich eben alle viele Gedanken machen, und zum Teil leider bisschen am Rad drehen. Bloß: Ein bisschen am Rad zu drehen scheint in Venezuela irgendwie eine Art Volkssport zu sein;-)

  6. 6
    Linus Bracher

    Jepp, wir sollten bei den Fakten bleiben. Der Titel lautet: Venezuela: Weitere sechs Jahre sozialistischer Schlendrian.

    Ihre Ansichten über die Amis sollten sie woanders loswerden………….

  7. 7
    Der Bettler

    Für alle die es noch nicht wissen,Steffen schreibt seinen ideologischen
    Wahnsinn vom kapitalistischen Deutschland aus.Es ist keine Frage wer gewinnt sondern mit 2/3 Mehrheit gewinnt,daß hat wenigsten nicht geklappt.Wir Europäer haben letztens diskutiert,was sich für uns ändert.
    Wenn man es genau nimmt,überhaupt nichts,außer daß das Geld ausgeben schwerer wird,weil Nachts Ausgangssperre ist,und auch nicht
    mehr viel vorhanden ist, wo man mal schön essen gehen kann.Disko keine
    mehr im Ort,wegen Mangel an Touristen,die man ausnehmen kann.So
    ist es wie immer,fragt sich bloß,ob jeder damit leben kann.

    • 7.1
      Helge

      In welcher Ecke bist Du denn, wenn die Frage ok ist?

    • 7.2
      Steffen

      Google mal nach deiner venezolanischen Insel!
      Die reiche Bevölkerung hat sich auf deiner Insel vervielfacht (über 400.000) und der Tourismus ist so hoch wie nie.
      Ich weiß nicht, was du für Tabletten nimmst, ich will’s auch nicht wissen, aber verschone uns bitte …!

  8. 8
    Asuncion45

    ich finde den Inhalt Ihrer Stellungnahme ausgezeichnet. Bedenken sollten Sie, daß die meisten Wähler, unabhängig von ihrer politischen Einstellung, sich fast immer an ihren eigenen, meist kurzfristigen Interessen orientieren und auch so abstimmen. Das ist auf der ganzen Welt gleich und wenn Sie dann berücklsichtigen, daß die Nichtwähler bereits so weit sind, daß sie sich sagen, es macht keinen Sinn zur Wahl zu gehen, weil keiner der mir angebotenen politischen Lager meine Interessen vertritt, dann ist ein System nahe am Abgrund. Genau dies scheint mir der hoffnungsvolle Unterschied zwischen der Wahl in Venezuela und z.B. in Deutschland zu sein. Immerhin ist das politische Lager um Chavez durch die sich erstmals einige Opposition tatsächlich gefordert. Die Wähler Venezuelas sind, wenn ihre Interessenlage nicht mehr durch die amtierende Regierung vertreten wird, politisch offenbar so reif, daß sie auch eine andere politische Kostellation zu wählen bereit sind. Genau darin liegt die Chance des politschen Sytems in Venezuela. In D z.B. spielt es keine Rolle mehr welche der Systemparteien sie wählen denn alle entscheiden gegen den Willen des Volkes. Sie verteilen gerade die Renten, Pensionen, Versicherungen und das gesamte Volksvermögen über den ESM an die Banken der Wall-Street. Venezuela geht da den gegenteiligen Weg und versucht die Wall-Street möglichst außen vor zu lassen. Ein weiser Entschluß, denn der Krake Hochfinanz frißt über Zins und Zinseszins alles auf. Es scheint mir daher wichtig die regionale Politik im weltpolitischen Gesamtzusammenhang zu sehen und da sind mutige Männer wie Chavez nicht hoch genug zu bewerten. Allerdings muß ich gestehen, daß ich nicht weiß, ob ein Venezuela unter dem „bürgerlichen“ Gegenkandiaten auf diesem Weg bleiben würde. Ich kann es für die Zunkunft des Landes nur hoffen.

  9. 9
    Der Bettler

    Warum um alles in der Welt vergleicht ihr Venezuela immer mit Deutschland oder USA ? Da führt doch nicht mal ein Hohlweg hin um als Vergleichsobjekt zu dienen. Politisch oder wirtschaftliche Vergleiche zu ziehen ist für mich eine Beleidigung für Deutschland.Ohne Ölvorkommen und sonstigen Bodenschätzen, floriert die Wirtschaft nach wie vor,und die
    Nahrungsmittel sind auch billiger als hier.Also bleibt mal schön in dem Land
    um das es geht.Übrigens Chinas Aufschwung stagniert tatsächlich.

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