Brasilien – Venezuela: Unternehmer setzen auf Maduro

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Datum: 21. März 2013
Uhrzeit: 11:49 Uhr
Leserecho: 4 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Marode Infrastruktur ist eine Goldmine

Brasiliens Unternehmer würden bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Venezuela für Nicolás Maduro stimmen. Dies hat laut Antonio Jorge Camardelli, Präsident des brasilianischen Verbandes der Fleischexporteure ABIEC (Associação Brasileira das Indústrias Exportadoras de Carne) allerdings nicht das geringste mit der antikapitalistischen Rhetorik des politischen Erben von Hugo Chávez zu tun.

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„Bei einem Sieg Maduros erhoffen wir uns weiter lukrative Aufträge aus dem Nachbarland. Die in der Regierungszeit von Chávez mit dem ehemaligen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva und seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff unterzeichneten Verträge sind äußerst lukrativ. Während des letzten Jahrzehnts stiegen unsere Exporte nach Venezuela um 533 Prozent auf 5,056 Milliarden US-Dollar. Venezuela importiert 70 Prozent seiner Nahrungsmittel und ist der drittgrößte Verbraucher von brasilianischen Fleisch und ein großer Käufer von Hühnerfleisch“, so Camardelli.

Die venezolanische Einfuhr von Rindfleisch aus Brasilien stieg im Jahr 2012 um 19 Prozent auf eine Rekordhöhe von 448 Millionen Dollar. Darüber hinaus schätzen Ökonomen, dass sich die brasilianischen Investitionen in Venezuela auf etwa 20 Milliarden US-Dollar belaufen – drei Mal mehr als mit Mexiko, der zweitgrößten Volkswirtschaft in Lateinamerika.

Maduro verbucht noch ein weiteren Punkt zu seinen Gunsten: Er war Minister für Auswärtige Angelegenheiten und ist daher in der brasilianischen Politik und Wirtschaft bestens bekannt. „Seine eventuelle Wahl wird allgemein als sehr günstig für die brasilianische Präsenz in Venezuela gesehen“, bestätigt Ökonom Pedro Silva Barros, Vertreter des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA). „Die brasilianischen Unternehmen haben keine politischen Präferenzen und arbeiten lediglich mit diesem Szenario“, fügte er hinzu.

„Wir haben ein gutes Verhältnis mit Venezuela und der Tod von Chávez sollte unseren Unternehmen nicht schaden“, gab ein zuversichtlicher Ricardo Santin, Direktor der brasilianischen Geflügel Union, bekannt. Das gleiche Vertrauen drückten brasilianische Bauunternehmen aus, für die das Infrastruktur-Defizit des Mitgliedstaates der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) eine Goldmine ist.

Odebrecht, ein großer familiengeführter Mischkonzern mit Hauptsitz in Salvador da Bahia, hat rund 8.000 Mitarbeiter in Venezuela im Einsatz. Diese sind an der Fertigstellung von über einem Dutzend wichtiger Werke, darunter ein Wasserkraftwerk von 2.160 Megawatt (MW) in der Amazonas-Region, beteiligt. Andrade Gutierrez, ein weiterer brasilianischer Bauunternehmer, hat seine größten Projekt in Venezuela auf 3.8 Milliarden US-Dollar budgetiert.

Bei seinem letzten Besuch in Brasilien im Juli 2012 hatte der verstorbene bolivarische Führer sechs Regional-Jets vom Typ „Embraer E-190“ im Wert von 271 Millionen Dollar gekauft. Der Kauf von weiteren 14 Maschinen im Wert von 630 Millionen Dollar befindet sich in der Schwebe und gilt bei einem Wahlsieg von Maduro als sicher. „Dies ist ein Wahljahr und hat einen gewissen Einfluss auf die Verzögerung einiger größerer Käufe. Bei einem Sieg Maduros könnten unsere Verkäufe nach Venezuela deutlich wachsen“, erklärte ein Sprecher des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada, IPEA).

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  1. 1
    el escéptico

    Aufträge sind gut; wenn sie dann auch bezahlt werden

  2. 2
    Der Bettler

    Das war doch von Anfang an der Sinn und Zweck,Venezuela in die Mercosur zu nehmen,um sich dumm und daemlich zu exportieren.Die andere Seite ist,dass die Regierung schon seit laengerer Zeit,die Waren
    nicht mehr bezahlen kann.

  3. 3
    Fideldödeldumm

    Irgendwann ist auch die Kasse von Venezuela leer. Hätte da den brasilianischen Wirtschaftsexperten mehr Weitblick zugetraut.

  4. 4
    Annaconda

    Geld regiert die Welt! Da viele von der Misswirtschaft der Putschisten profitieren,stehen wir hier in Venezuela alleine da.Traurig,denn was für viele andere Länder ein Gewinn ist, bedeutet hier im Land Rückschritt und Not.

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