Ecuador: Regierung genehmigt Ölbohrungen im Yasuní-Na­tio­nal­park

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Datum: 16. August 2013
Uhrzeit: 09:22 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Aus für eine Klimaschutz-Utopie

Ecuadors Präsident Rafael Correa hat am Donnerstag (15.) die Yasuní-Initiative für gescheitert erklärt. Laut dem Staatsoberhaupt soll die staatliche ecuadorianische Mineralölgesellschaft PETROAMAZONAS bereits kommende Woche in den im Yasuní gelegenen Fördergebieten „Tiputini“ und „Tambococha“ mit Explorationen für eine Erdölförderung beginnen. Bereits kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung hatten sich vor dem Präsidentenpalast Demonstranten versammelt, die gegen die nun geplanten Ölbohrungen protestierten. Das „Yasuní Bündnis Deutschland“ ist entsetzt über die Entscheidung des Präsidenten, die Yasuní-Initiative für gescheitert zu erklären und forderte: „Yasuní muss weiterleben“!

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Das Klimaschutzprojekt Yasuní-ITT war eine der Phrasen des linksgerichteten Präsidenten von Ecuador. Bereits im September 2007 hatte Correa der Welt „angeboten“, auf ertragreiche Ölbohrungen im Nationalpark Yasuní zu verzichten. Die internationale Gemeinschaft sollte rund 3,5 Milliarden US-Dollar in einen Treuhandfond einzahlen, im Gegenzug würde das Öl nicht ausgebeutet. Sechs Jahre später sind Correa zufolge aber nur 336 Millionen Dollar an Zusagen eingegangen, vorwiegend von europäischen Staaten und Naturschutzorganisationen.

Deutschlands Entwicklungsminister Dirk Niebel hielt nichts davon, dass Ecuador dafür belohnt wird, dass es eben nichts tut. “Ich richte auch keinen Fonds als Belohnung dafür ein, dass vor Somalia keine Schiffe mehr von Piraten überfallen werden”, so Niebel. Das Vorhaben von Correa wurde von Gegnern des Projekts als Erpressungsversuch bezeichnet. Die Bun­des­re­gie­rung stellte für dieses Programm ins­gesamt 34,5 Millionen Euro zur Verfügung. Der Gesamt­betrag der deutschen Unter­stüt­zung sollte laut Berlin auf ein sepa­rates Konto inner­halb des ecua­do­rianischen Haus­halts ein­ge­zahlt und zu finan­zierende Pro­jekte durch ein aus­schließ­lich von der ecua­do­ria­nischen Re­gie­rung be­setztes Kom­itee entschieden werden. Dies lehnte Quito allerdings ab.

„Mit tiefer Traurigkeit, aber auch aus Verantwortung gegenüber unserem Volk und unserer Geschichte, muss ich eine der härtesten Entscheidungen meiner Amtszeit treffen“, versuchte Correa das Aus für eine Klimaschutz-Utopie nun zu rechtfertigen. „Die Welt hat uns im Stich gelassen“, so der für seine theatralischen Auftritte bekannte Präsident. Die von Unternehmen und mehreren Ländern, darunter neben Deutschland, Belgien, Chile, Frankreich und Indonesien, in eine von der Uno verwaltete Stiftung eingezahlten Beträge sollen nun zurückgezahlt werden.

Yasuní

Im Yasuní leben zwei indigene Bevölkerungen in freiwilliger Isolation, die Tagaere und Taromenane. Die Artenvielfalt ist atemberaubend – mehr Bäume als in ganz Nordamerika und Europa sind hier auf einem Hektar versammelt. Weltweit haben sich Organisationen, Wissenschaftler/innen, Politiker/innen, Initiativen, Filmstars, Nobelpreisträger/innen und unzählige Einzelpersonen für die Yasuní-Initiative ausgesprochen – als Vorschlag für einen neuen Entwicklungsweg abseits eines erdölbasierten Wachstumszwangs, als Maßnahme gegen den Klimawandel, für die Rechte der dort lebenden Bevölkerung und die biologische Vielfalt.

Laut dem „Yasuní Bündnis Deutschland“ stehen je nach Umfrage 80 – 90 Prozent der ecuadorianischen Bevölkerung hinter der Yasuní-Initiative. Das Bündnis weist darauf hin, dass bereits in den 70er bis 90er Jahren „Chevron-Texaco“ Erdöl ebenfalls im Norden des ecuadorianischen Amazonasgebietes förderte und dabei nach eigenen Angaben über 86 Milliarden Liter ölverseuchtes Schmutzwasser im Wald und in die Flüsse veklappte.

Wasserproben ergaben Kohlenwasserstoff-Werte, die 2.600-mal über den erlaubten Werten der US-Umweltbehörden lagen. Die Förderung hinterließ einen Genozid: zwei indigene Bevölkerungsgruppen sind ausgestorben, die Tetetes und die Sansahuaris.

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  1. 1
    asdf

    Damals war ich echt positiv überrascht von der Schlagzeile, dass sie nicht Bohren wollen und Natur/Indigene schützen wollen. Dachte damals noch, dass viell. wirklich noch Hoffnung besteht für unseren Planeten.

    Tja, so kann man sich täuschen.

    Ich warte auf den Genozid – allerdings für die ges. Menschheit. Wir brauchen einen Reset… Anders kapierens wir nicht…

  2. 2
    VE-GE

    Es ist schon traurig das wieder einmal der Urwald mit seinen Voelkern der Oelfirmen geopfert wird……arme Welt

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