Brasilien: Stark zunehmende Blitzhäufigkeit über den Städten

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Datum: 16. August 2013
Uhrzeit: 10:36 Uhr
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Autor: Redaktion
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► Urbanisierung einer der Gründe

Weltweit gibt es zu jedem beliebigen Zeitpunkt zwischen 2.000 bis 3.000 Gewitter, was auf dem gesamten Planeten täglich 10 bis 30 Millionen Blitze ergibt. Bisher unveröffentlichte Forschungen der Gruppe für Atmosphärische Elektrizität (Elat) am Nationalen brasilianischen Institut für Weltraumforschung (INPE) belegen, dass in Brasilien weltweit die meisten Funkenentladungen auftreten. Demnach werden jährlich zwischen 50 und 60 Millionen Blitze registriert, die etwa 130 Todesopfer fordern.

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Laut der Studie treten die meisten kurzzeitigen Lichtbögen zwischen Wolken und der Erde vor allem in ländlichen Gebieten auf und verursachen dabei Schäden in Höhe von mindestens 1 Milliarde US-Dollar. Wissenschaftler des INPE berichten, dass die Inzidenz von Blitzen in und über den großen brasilianischen Städten in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat.

Eine Auswertung von Datensätzen der Jahre 1910-2010 in 14 städtischen Ballungsräumen mit mehr als 500.000 Einwohnern ergab eine durchschnittliche Gewitterhäufigkeit mit Blitzschlag von jährlich 43 Tagen (1910 bis 1951). Im Jahr 2010 ereigneten sich im Jahr durchschnittlich bereits 77 Gewitter. Laut Osmar Pinto Júnior, Koordinator von Elat, ist die starke Zunahme von Gewittern über den großen Städten des südamerikanischen Landes ein „Prozess der Urbanisierung des Landes“. Im Jahr 1950 lebten 64% der brasilianischen Bevölkerung in den ländlichen Gebieten, verglichen mit 36% in den Städten. Im Jahr 2010 waren es bereits 84%, im Vergleich zu 16%.

Die Urbanisierung erzeugt nach seinen Worten zwei Phänomene. Das erste sind die sogenannten Wärmeinseln, die durch die Vernichtung der natürlichen Vegetation und durch Asphalt und die Errichtung von Gebäuden die Luftzirkulation behindern. Deshalb sind die Temperaturen in vielen Städten viel wärmer/höher als in der ländlichen Umgebung. Heiße Luft ist leichter und steigt in die Höhe. In der Wolke kondensiert übersättigter Wasserdampf zu kleinen, aber ständig wachsenden Wassertröpfchen. Die Kondensation setzt Wärme frei. Dadurch bekommt die Luft eine höhere Temperatur als sie in gleicher Höhe ohne Kondensation hätte. Dies erhöht ihren Auftrieb im Vergleich zur Luft außerhalb der Wolke. Beim Aufstieg kühlt sich die Luft durch den mit der Höhe sinkenden Druck adiabatisch ab, was die Kondensation verstärkt und den Aufstieg weiter beschleunigt. Die Wärmeinseln verstärken den Prozess und die warme Luft steigt schneller und höher. Dadurch wird die Bildung von Eis begünstigt und da die Stärke der Raumladungen direkt vom Eisgehalt der Wolke abhängt, bedeutet dies eine starke Korrelation zwischen der Eismenge in einer Wolke und der Blitzhäufigkeit.

Als weiteren Grund für die Gewitter-und Blitzhäufigkeit sieht Pinto die erhebliche Zunahme der Luftverschmutzung in den Städten. Dies ist nach seiner Meinung hauptsächlich auf den Schadstoffausstoss der ungebremst zunehmenden Menge von Kraftfahrzeugen zurückzuführen. Die unglaubliche Masse von in die Luft geworfenen Partikeln begünstigt die Bildung von Eis, was letztendlich zu gewaltigen Gewittern mit kräftigen Blitzen führt.

„Trotz des nachgewiesenen Einflusses der Urbanisierung auf Häufigkeit von Gewittern mit dahergehenden Blitzen können wir nicht ausschließen, dass ein Teil dieser Zunahme aufgrund der globalen Erwärmung geschieht. Assoziation zwischen zwei Phänomenen besagt allerdings nicht, dass keine Kausalität zwischen ihnen existiert“, so der Wissenschaftler.

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