Paraguay: Enkel von Diktator Stroessner soll UN-Botschafter werden

diktator

Alfredo "Goli" Stroessner in Paraguay (Foto: Screenshot YouTube)
Datum: 15. Oktober 2013
Uhrzeit: 12:49 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Opfer der Diktatur und Organisationen zur Verteidigung der Menschenrechte in Paraguay haben am Dienstag (15.) eine mögliche Ernennung von Alfredo „Goli“ Stroessner zum Botschafter bei den Vereinten Nationen abgelehnt. Paraguays Präsident Horacio Cartes hatte bekannt gegeben, dass der Enkel des deutschstämmigen Diktators Alfredo Stroessner Matiauda (Vater Hugo war 1898 von Hof an der Saale nach Paraguay ausgewandert ) von der regierenden Colorado-Partei als Kandidat für den Posten des UN-Botschafters vorgeschlagen wurde.

Alfredo Stroessner war ein paraguayischer Militär und Politiker. Von 1954 bis 1989 war er Präsident und Diktator von Paraguay. Zuvor war er General und Oberbefehlshaber der Streitkräfte Paraguays. Nach offiziellen Angaben „verschwanden“ unter Stroessners Herrschaft etwa 400 Menschen (Desaparecidos genannt), während unabhängige Schätzungen von über 3.000 Todesopfern ausgehen. Sehr viele Oppositionelle wurden gefoltert oder inhaftiert, etwa zwei Millionen gingen ins Exil. Daneben unterhielt Stroessner auch gute Kontakte mit anderen südamerikanischen Gewaltregimen, unterstützte Militärputsche in anderen südamerikanischen Ländern und kooperierte mit den Diktaturen in Brasilien, Uruguay, Argentinien und Chile beim Informationsaustausch und der Verfolgung linker Aktivisten im Rahmen der Operation Condor.

Paraguay Außenminister Eladio Loizaga Caballero betonte, dass die „persönliche Geschichte einer Familie eine Sache und die Kandidatur für den Posten des UN-Botschafters eine andere Sache“ sei. Enrique Gauto Bozzano, Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation Paraguays (Codehupy), sieht dies ganz anders und findet es „bedauerlich“, dass in „dieser Phase der Ereignisse der paraguayische Staat ein Mitglied aus der Familie eines Diktators“ benennt.

„Dieses Ansinnen gibt Anlass zur Sorge. Die Nominierung ist eine klare Rechtfertigung der Diktatur Stroessners durch Präsident Cartes und eine Ernennung würde eine negative Botschaft an die internationale Gemeinschaft senden“, so Gauto.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Leider kein Kommentar vorhanden!

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!