Brasilien: Regierung startet Operation zum Schutz der Awá

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Mehr als sechs Monate nachdem die brasilianische Armee gegen illegale Holzfäller im Umkreis des Landes der Awá vorging, hat die brasilianische Regierung nun eine große Bodenoffensive begonnen, um die illegalen Eindringlinge auch innerhalb des Landes der Awá auszuweisen (Foto: Exército Brasileiro)
Datum: 06. Januar 2014
Uhrzeit: 10:42 Uhr
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Autor: Redaktion
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Nach einer monatelangen Kampagne von „Survival International“ hat die brasilianische Regierung eine entscheidende Bodenoperation begonnen, um die illegalen Eindringlinge vom Gebiet der Awá, dem bedrohtesten Volk der Welt, auszuweisen. „Survival International“ ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die indigene Völker weltweit unterstützt.

Demnach wurden Soldaten, Außendienstmitarbeiter der Behörde für indigene Angelegenheiten (FUNAI), Sonderermittler des Umweltministeriums und Polizisten entsandt, um illegale Siedler, Rancher und Holzfäller – viele von ihnen schwer bewaffnet – über die Operation zu informieren und aus dem indigenen Awá-Territorium in Brasiliens nördlichem Amazonasgebiet auszuweisen.

Die Operation beginnt laut der Organisation zu an einem entscheidenden Zeitpunkt, da die Holzfäller das indigene Volk inzwischen einkesseln und mehr als 30% ihres Waldes bereits abgeholzt wurden. Bereits im Juni 2013 hatte das brasilianische Militär eine Bodenoperation gegen illegale Holzfäller im Umkreis des Awá-Gebietes durchgeführt. Dabei wurden immerhin acht Sägewerke geschlossen und weitere Ausrüstung konfisziert und zerstört. Damals gingen die Behörden jedoch nicht gegen illegale Holzfäller und Viehzüchter auf dem Land der Awá selbst vor.

Ein Awá berichtete Survival International: “Lange Zeit baten wir darum die Eindringlinge von unserem Land auszuweisen … Wir wollen nicht sehen, dass die Holzfäller unseren Wald zerstören. Wir wollen den Wald lebendig sehen.“

Der bahnbrechenden Operation ging eine lautstarke Kampagne von „Survival International“ voraus, welche von Prominenten wie den Hollywoodstars Colin Firth und Gillian Anderson, der britischen Fashiondesignerin Vivienne Westwood und dem brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado, der vor kurzem das Volk besuchte, um ihre Notlage zu dokumentieren, unterstützt wird.

Salgados Fotos und die schockierende Geschichte der Awá erreichten Millionen Menschen weltweit, nachdem Vanity Fair, die Sunday Times und Brasiliens Globo diese veröffentlichten.

Seit dem Start der Kampagne im April 2012 haben Unterstützer von Survival mehr als 55.000 Briefe und E-Mails an den brasilianischen Justizminister geschickt und ihn aufgefordert, die Eindringlinge auszuweisen. Auch das Awá-Symbol von Survival International tauchte weltweit an wichtigen Wahrzeichen auf, wie am brasilianischen Zuckerhut, auf Südafrikas Tafelberg, San Franciscos Golden Gate Bridge und am Fernsehturm in Berlin.

Auch die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte, die führende Menschenrechtsinstitution auf dem amerikanischen Kontinent, forderte Antworten von der brasilianischen Regierung, nachdem Survival International und die brasilianische Organisation CIMI einen Eilantrag gestellt hatten.

In Folge der internationalen Kampagne rückten die Awá 2012 auf der Prioritätenliste von FUNAI ganz nach oben, doch die Regierung nahm erst jetzt die Ausweisung der illegalen Eindringlinge in Angriff. In der Zwischenzeit wurden noch weitere Waldstücke zerstört.

Die Awá sind eines der letzten nomadischen Jäger und Sammler-Völker in Brasilien und vollkommen abhängig von ihrem Wald. Sie empfinden es als immer schwieriger Wild zu finden und haben Angst davor jagen zu gehen, aus Furcht bewaffneten Holzfällern zu begegnen. Ungefähr 100 Awá leben unkontaktiert im Regenwald. Sie sind gegenüber Angriffen und eingeschleppten Krankheiten, gegen die sie kaum Abwehrkräfte besitzen, besonders verwundbar.

„Survival International“ begrüßte den Start der Operation und fordert nun von den brasilianischen Behörden eine nachhaltige Lösung, um die Eindringlinge von der Rückkehr abzuhalten und die Sicherheit der 450 Awá zu garantieren.

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