Mexiko: Verschleppungen erreichen katastrophales Ausmaß

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Alle Bereiche der Sicherheitskräfte am Verschwindenlassen von Personen beteiligt (Foto: gov)
Datum: 21. Januar 2014
Uhrzeit: 09:30 Uhr
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Autor: Redaktion
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Mexiko’s Sicherheitskräfte waren am weitverbreiteten Verschwindenlassen von Personen beteiligt. Dies berichtet die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ in einem am Dienstag (21.) veröffentlichten Bericht. Dass praktisch keines der Opfer gefunden wurde und die Verantwortlichen nicht vor Gericht gestellt wurden, verschärft das Leid der Familien der Verschwundenen.

Der 176-seitige Bericht, “Mexico’s Disappeared: The Enduring Cost of a Crisis Ignored,” dokumentiert fast 250 Fälle vermisster Personen während der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Felipe Calderón von Dezember 2006 bis Dezember 2012. In 149 dieser Fälle fand „Human Rights Watch“ überzeugende Beweise dafür, dass Personen unter staatlicher Beteiligung gewaltsam verschleppt worden waren.

„Präsident Peña Nieto hat eine der schwersten Krisen in der Geschichte Lateinamerikas geerbt, wenn es um das Verschwindenlassen von Personen geht“, erklärt José Miguel Vivanco, Direktor der Lateinamerika-Abteilung von Human Rights Watch. „Auch wenn seine Regierung wichtige Maßnahmen angekündigt hat, um den Opfern zu helfen, so müssen jetzt die nötigen Schritte eingeleitet werden, um die Verantwortlichen für diese schrecklichen Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.“

Human Rights Watch fand Beweise, dass alle Bereiche der Sicherheitskräfte am Verschwindenlassen von Personen beteiligt waren: sowohl Armee, Marine als auch die föderale und lokale Polizei. In einigen Fällen, wie etwa die Serie von mehr als 20 Entführungen durch Mitarbeiter der Marine im Juni und Juli 2011 in Nuevo León und Tamaulipas, geben das immer gleiche Vorgehen bei den Verbrechen, der Umfang der Operationen und die uneinheitlichen Aussagen der Marine Grund zu der Annahme, dass die Verbrechen genau geplant und koordiniert waren.

In mehr als 60 Fällen fand Human Rights Watch Beweise dafür, dass staatliche Akteure mit Mitgliedern organisierter Banden kooperierten, um Menschen verschwinden zu lassen und Lösegeld von den betroffenen Familien zu erpressen. Ein Beispiel hierfür ist der Fall in dem Ort Pesquería in Nueva León: Es gibt Beweise dafür, dass die örtliche Polizei 19 Bauarbeiter im Mai 2011 willkürlich festnahm und sie einer kriminellen Vereinigung übergab. Die Männer wurden seitdem nicht mehr gesehen.

Die knapp 250 Fälle von Verschwindenlassen, die in dem Bericht dokumentiert werden, repräsentieren nicht alle Fälle in Mexiko seit 2007. Im Gegenteil: Die offiziellen Statistiken lassen wenig Zweifel daran, dass es noch Tausende weitere Fälle gibt. Eine vorläufige Liste der Staatsanwaltschaft und des Innenministeriums über Verschleppungen wurde im November 2012 den Medien zugespielt: Sie zählte mehr als 25.000 Menschen, die seit 2006 verschwunden sind oder als vermisst gemeldet waren.

Staatsanwälte und Polizeibeamte versäumen es systematisch, gründlich und zeitnah nach vermissten Personen zu suchen und die Verantwortlichen der Verschleppung ausfindig zu machen. Oft geben die Beamten den Opfern die Schuld und wälzen die Verantwortung für das Verschwindenlassen auf Familien und Angehörige ab, so Human Rights Watch. Die begrenzten Schritte, die Staatsanwälte unternehmen, sind immer wieder durch Verzögerungen, Fehler und Unterlassungen gekennzeichnet.

In keinem der 249 von Human Rights Watch dokumentierten Fälle wurden die für die Verschleppungen verantwortlichen Personen verurteilt.

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