„Mais Médicos“ für Brasilien: Erste Ärzte aus Kuba setzen sich ab

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Ramona Rodríguez hat sich bereits abgesetzt (Foto: TV Screen)
Datum: 10. Februar 2014
Uhrzeit: 22:23 Uhr
Leserecho: 6 Kommentare
Autor: Redaktion
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Brasiliens Ärzte-Programm „Mais Médicos“ soll die Gesundheitsversorgung in den Randgebieten des größten Landes in Lateinamerika mithilfe ausländischer Ärzte sicherstellen. Derzeit befinden sich bereits 6.658 ausländische Fachkräfte in Brasilien, 5.378 (80,78%) kommen aus Kuba. Nach Angaben aus Brasília werden bis zum kommenden März 2.891 weitere Mediziner/medizinisches Hilfspersonal erwartet, 2.000 (69,18%) kommen von der kommunistischen Karibikinsel. Ziel der brasilianischen Regierung ist es, bis Ende März 13.000 Arbeitsplätze zu besetzen. Wie von Experten angekündigt, entwickelt sich das Programm „Mehr Ärzte“ zum Bumerang für die Regierung und birgt für die kommenden Monate jede Menge politischen Sprengstoff.

Grund ist eine desertierende kubanische Ärztin und ein Arzt, die ihre zugedachte und bereits zugewiesene Arbeitsstelle verlassen haben. Die 51-jährige Ramona Rodríguez verließ vor mehreren Tagen ihren Arbeitsplatz in einer Klinik in der Stadt Pacajá (Amazonas-Bundesstaat Pará) und reiste in die Hauptstadt. Dort hat sie Asyl beantragt und hat Unterschlupf bei der Oppositionspartei „Democratas“ erhalten. Am Montag (10.) gab sie bekannt, ebenfalls in den USA Asyl zu beantragen. Sollte dem Asyl stattgegeben werden, werden zahlreiche Kollegen ihrem Beispiel folgen.

Ortelio Jaime Guerra aus der Provinz Camagüey hat sich aus der Stadt Pariquera Açú (Bundesstaat Sao Paulo) abgesetzt und meldete sich am Montag (10.) aus den Vereinigten Staaten. „Guerra verließ seinen Job und die Stadt vor mehreren Tagen. Inzwischen ist er in den USA“, erklärte William Rodrigo Souza, Bezirksdirektor des Amtes für Gesundheit in Pariquera.

desertiert

Kubanische Ärzte kommen nach Brasilien durch eine Partnerschaft zwischen den Regierungen beider Länder, die von der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPS) vermittelt und überwacht wird. Die kubanischen Ärzte erhalten RUND 1.000 US-Dollar, von denen 400 auf ein Bankkonto in Brasilien fließen und der Rest auf ein Konto in Kuba. Das überwiesene Geld kann bis zum Ende der Vertragszeit nicht angerührt werden.

Rodríguez will nach eigenen Worten in einem Gespräch mit Arbeitskollegen erfahren haben, dass diese bis zu 10.000 Reais (4.165 Dollar) pro Monat erhalten und fühlt sich betrogen. „Jeder in Brasilien wusste über dieses Risiko. Es war von Anfang an klar, dass viele der kubanischen Mediziner Asyl suchen werden. Die Regierung versuchte das Risiko zu begrenzen, indem sie den Fachkräften den größten Teil ihres Geldes auf ein Konto in ihrem Heimatland einfriert. Dadurch wollen sie verhindern, dass die Ärzte in Scharen desertieren. Diese Maßnahmen werden allerdings nicht ausreichen, wir erwarten in Zukunft eine Flut von Asylanträgen anderer kubanischer Ärzte“, prognostiziert Luiz Fernando Martins Kuyven, Professor für Völkerrecht an der Universität Mackenzie.

Nach Schätzungen der Vereinigung Solidarität ohne Grenzen “Solidaridad sin Frontera” (Miami) sind in den letzten zehn Jahren etwa 5.000 kubanische Ärzte, Krankenschwestern und Therapeuten, hauptsächlich nach Florida übergelaufen. Die Organisation erhält nach eigenen Angaben jede Woche sieben oder acht Anrufe von kubanischen Ärzten, die sich während ihres Einsatzes bei internationalen Missionen absetzen wollen. Demnach kommen mehr als 90% der Anrufe aus Venezuela, der Rest aus Nicaragua und Bolivien.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    helma

    das war ja voraus zusehen, dass die angeblichen aerzte genau so desertieren, wie hier in venezuela.

  2. 2
    thor

    und wer behandelt die Leute in Kuba….„? Der Viehdoktor…?

    • 2.1
      Fideldödeldumm

      Na ja, ein paar sind schon noch da. Cuba hatte eigentlich eine Überversorgung mit Ärzten. Aber die tolle propagierte Gesundheitsvorsorge, die lt. den Linken vorbildlich ist, kann man jetzt natürlich vergessen. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum die alle aus Cuba und Venezuela abhauen, wo es da doch angeblich so toll ist.

      • 2.1.1
        Fideldödeldumm

        PS: Im Schulsektor ist die Situation übrigens genauso bescheiden.

      • 2.1.2
        Herbert Merkelbach

        Es gibt Menschen, die sind mit den Arbeiter- und Bauernparadiesen nicht zufrieden. Ich kann das auch nicht verstehen, wo doch, wie Sie schreiben, alles so „toll“ ist. Vielleicht fehlt diesen Staatsformen das „Paradies“ und die Menschen, die es verlassen möchten und verlassen haben, erlagen der Versuchung vom Baum der Erkenntnis zu naschen.
        Anders kann ich es mir nicht vorstellen.

  3. 3
    Ronald Wilken

    Kuba bezahlt die Ausbildung und die USA profitiert davon. Das ist doch ein gutes Geschäft!

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