Land unter Gewalt: Neuer Mordrekord in Brasilien

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Aktivisten von Rio de Paz klagen am Strand der Copacabana die hohe Mordrate im Land an (Foto: Rio de Paz/Flickr/CC)
Datum: 28. Mai 2014
Uhrzeit: 23:23 Uhr
Leserecho: 12 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Brasilien ist weiterhin eines der gefährlichsten Länder der Welt. Neue erschreckende Zahlen belegen den traurigen Wettlauf des Südamerikagiganten mit anderen Ländern Lateinamerikas, wenn es um gewaltsame Tötungsdelikte geht. Demnach sind in Brasilien im Jahr 2012 mehr als 56.300 Morde registriert worden. Dies sind sieben Prozent mehr als 2011 und ist zugleich der höchste Stand seit 2002.

In der Erhebung „Mapa de Violencia“, welche die vom Gesundheitsministerium erhobenen Daten auswertet, wird deutlich, dass Brasilien mit 29 Morden je 100.000 Einwohner eine der höchsten Mordraten weltweit aufweist. Nachdem seit 2003 und einer zunächst scheinbar erfolgreichen Initiative zur „Entwaffnung der Bevölkerung“ die Zahl der Tötungsdelikte in den Folgejahren sank, steigt sie seit Beginn des Jahrzehnts wieder drastisch an. Und das, obwohl es weiten Teilen der Bevölkerung heute durch den wirtschaftlichen Aufschwung deutlich besser geht als in den Jahren zuvor.

Für Julio Jacobo Waiselfisz, Koordinator der Studie an der Lateinamerikanischen Universität für Sozialwissenschaften, hat die Politik zur Reduzierung von Todesfällen auf lange Sicht die gewünschten Effekte deutlich verfehlt. Er spricht offen von „ungenügenden Ergebnissen“ in den drei untersuchten Bereichen Mord, Verkehrsunfälle und Selbstmorde.

Denn auch auf der Straße steigt die Zahl der Todesfälle wieder an. Waren es 2002 bereits schon 33.288 fatale Opfer, lag die Zahl in 2012 mit 46.051 deutlich höher. Auch wenn das Verkehrsaufkommen in den 10 Jahren des Untersuchungszeitraums massiv gestiegen ist und daher die absoluten Zahlen ein wenig relativiert werden können, die zwischenzeitlich eingeführten verstärkten Kontrolle und Gesetzesinitiativen wie das „Lei Seca“ und die damit verbundene 0-Promille-Grenze am Steuer haben kaum Wirkung gezeigt.

Und glücklicher sind die Brasilianer, wie manche Umfragen Glauben machen wollen, auch nicht geworden. Selbst die Zahl der Selbstmorde ist im sonnenverwöhnten Brasilien mit seinen unzähligen Traumstränden, dem mitreissenden Samba und pulsierenden Karneval im Vergleich zu den Vorjahren deutlich angestiegen, so die Studie.

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  1. 1
    Martin Bauer

    Na, die lassen ja kaum etwas unversucht, um potentielle WM-Besucher zu verschrecken!

  2. 2
    compadre

    Aber wenn über venezuela gelästert und berichtet wird, dann freuen sie sich herr bauer! berechtigterweise ist nun mal brasilien dran. leider sind weder brasilien oder kolumbien viel besser als venezuela,… die afro-latino kultur wird auch noch in 200 jahren weiter morden und betrügen und korrupt sein. nichts anderes haben sie von der katholischen kirche gelernt,….stets reichen 3 vater-unser und 5 rosenkränze aus und alles ist vergessen, ….hier und da ein scheck, listo la vaina haha!

    • 2.1
      Martin Bauer

      Nein, ich freue mich nicht, wenn über Venezuela gelästert wird. Ich lebe dort und habe eine venezolanische Familie. Nur die kriminelle Regierung stinkt mir.

  3. 3
    babunda

    in keinen latinoland mit einer linken regierung kann man friedlich leben, überall mord und totschlag.

    • 3.1
      Alexander

      Mir ist neu, dass in Mexico, Kolumbien oder Nicaragua linke Regierungen an der Macht sind. Ich denke, dass das Morden eher weniger etwas mit der politischen Ideologie zu tun hat, sondern eher mit der Ineffizienz der staatlichen Gewalten sowie der Korruption.

  4. 4
    thor

    die hätten sich vor 500 Jahren von einer anständigen Zivilisation erobern lassen sollen, dann würde es heute auch funktionieren…

    • 4.1
      compadre

      da kann ich dir nur zustimmen thor! ….wäre südamerika von skandinaviern bzw. von völkern mit protestantischer arbeitsmoral erobert worden, hätten sie heute weniger probleme, …vor allem weniger korruption! naja das kann man ja alles bei transparency international nachlesen.

      • 4.1.1
        Martin Bauer

        Wohl wahr! Aber dann gäbe es dort langweilige Ruhe, langweilige Ordnung, langweilige Musik, langweilige Leute, unscheinbare, fade Mädels und idiotisch hohe Steuern.

  5. 5
    hugo

    es ist schon erstaunlisch das die morde in südamerika eine form annehmen die nicht mehr zu erklären ist.
    wir leben in venezuela und haben hier noch nie eine schlägerei gesehen obwohl manch mal hunderte
    menschen am strand sind.
    hier wird nicht gestritten wie bei uns in europa. hier wird gemordet mit messer und pistole.
    kein respekt vor anderen menschen,keine erziehung,geduldeter mord durch die familie,nachbarn und regierung.
    ein volk von tätern zu schaffen,das war und ist das ziel von diesen regierungen,also das vebrechen zu vergeselschaften,und so kann jeder zum mörder werden.
    wie können aus diesen mördern,und hier sind fast alle familien,als täter oder opfer betroffen,wieder
    menschen werden die friedlich mit einander leben.
    sie müßten zuerst einmal lerne was recht und ordnung ist.
    das haben speziel wir deutsche lernen müßen.aber hierzu brauchte es erst einmal zwei große kriege. ich hoffe das es südamerika auf einem anderen wege schaft

    • 5.1
      Alexander

      Ich denke, dass liegt daran, dass in Deutschland zwischen Mord und Totschlag unterschieden wird und die wirtschaftliche Situation eine andere ist. Je ärmer ein Land ist, desto höher ist die Kriminalität, dazu kommen kulturelle Unterschiede. Wieviele Menschen wurden denn in Venezuela unter Vorsatz getötet? Ich denke das werden die wenigsten sein, die meisten Menschen werden aus dem Affekt getötet. Das Hilft den Opfern nicht viel, aber es lässt Schlüsse darauf zu, warum Menschen gewaltbereit sind. Je höher der Anteil aus dem Affekt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es sich um wirtschaftliche Verhältnisse handelt, anders herum, wäre es ein gesellschaftliches bzw. kulturelles Problem (siehe Nordkorea/Iran/Saudi Arabien/Indien)

  6. 6
    Der Bettler

    Ich glaube einfach,daß die Hemmschwelle der Südamerikaner gleich null ist.Wenn man bedenkt,daß in Deutschland 0,8 Personen ermordet werden bei mehr als 80 millionen Menschen,und in Venezuela
    79 Personen bei einer Einwohnerzahl von knapp 30 millionen,sagt das schon viel aus.

  7. 7
    hugo

    hallo alexander,

    wer wie hier in venezuela mit einer pistole oder einem messer einen überfall begeht hat auch vor zu töten.hier geschied nichts im affekt sondern der tot wird billigend in kauf genommen.
    und von welchen kulturellen unterschieden spricht du ? kulturel sind keine morde zu erklären.
    höchstens aus tradition.
    da man traditionel weiß, das die regierung,polizei und militär weg schaut und sich weder um eine aufklärung noch um eine bestrafung der täter bemüht, tötet man.
    es währe ein leichtes die krimminalität zu bekämpfen. man will es einfach nicht.

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