Mit dem Rücken zur Wand: Regierung von Venezuela kürzt Gehälter

madburo

Nicolás Maduro hat es geschafft, dass Venezuela das Land mit der größten Anzahl von Ministerien auf der ganzen Welt ist (Foto: Presidente)
Datum: 29. November 2014
Uhrzeit: 07:45 Uhr
Leserecho: 13 Kommentare
Autor: Redaktion
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Wegen dem Fall des Ölpreises muss Venezuela den Gürtel enger schnallen. Präsident Maduro hat am Freitag (28.) während einer im TV übertragenen Rede die Schaffung einer Kommission angekündigt. Diese soll Rationalisierungsmaßnahmen bei den öffentlichen Ausgaben untersuchen. Am Widerstand Saudi-Arabiens war am Donnerstag eine Einigung der Organisation erdölexportierender Lände (Opec) auf eine Drosselung der Fördermengen gescheitert. Damit sollte der Verfall des Ölpreises aufgehalten werden. Dieser ist seit dem Sommer wegen eines Überangebots bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage aus China und der Euro-Zone um rund ein Drittel zurückgegangen.

„Wir werden die Ausgaben für Luxusgüter und andere unproduktive Ausgaben reduzieren. Ich habe eine Überprüfung der Löhne und Gehälter aller Mitarbeiter von Ministerien und Unternehmen angeordnet – beginnend mit dem Präsidenten, Ministern, Beamten und Angestellten von Staatsunternehmen“, so Maduro. Nach Unterzeichnung des Dekrets betonte das Staatsoberhaupt, dass „kein Bolivar für soziale Missionen gekürzt werde“. Vielmehr werde das Land „Ressourcen optimieren“.

Im südamerikanischen Land schaltet eine völlig inkompetente, ineffiziente, intransparente und willkürliche Bürokratie jede Art von Initiative de facto aus. Das linksgerichtete Regime ist im eigenen System gefangen und leidet unter einer der höchsten Mordraten der Welt, unter einer Inflation von über 60 Prozent und Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung. Bei seiner Amtsübernahme im Jahr 1999 hat der verstorbene Hugo Rafael Chávez Frías die Gründung von insgesamt 14 Zentralministerien unterzeichnet und wollte diese Anzahl reduzieren. Nachfolger Nicolás Maduro hat es geschafft, dass Venezuela das Land mit der größten Anzahl von Ministerien auf der ganzen Welt ist.

32 Ministerien und 107 stellvertretende Minister sind eine riesige Staatsbürokratie im Vergleich zu anderen Nationen. Zwischen 2002 und 2012 erhöhte sich der Anteil der staatlichen Angestellten von 1,3 auf 2,4 Millionen – ein Wachstum von 83% in zehn Jahren mit einem Durchschnitt von 319 neuen Mitarbeitern jeden Tag.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    fideldödeldumm

    Herrlich Nicola! Immer weiter, immer weiter so!

  2. 2
    Martin Bauer

    Vielleicht mal 130.000 faulenzende, ungebildete Schmarotzer aus der PDVSA rauswerfen, und aus allen anderen Staatsunternehmen auch. Die könnte man zur Feldarbeit einsetzen. Dort würden sie kräftig abnehmen und man bekäme vielleicht mal Dinge wie Mehl, Reis etc. zu kaufen, vielleicht irgendwann auch überall in den Tropen ganz selbstverständliche Produkte wie Palmöl, Kokosmilch, Zitronengras etc….? Bisher musste ich das immer aus Deutschland mitbringen, importiert aus Thailand, Indonesien oder Uganda. Forstpflanzungsübungen sind nämlich nicht notwendigerweise die einzige Tätigkeit, die Schweiss erzeugt.

  3. 3
    Wolfgang

    Es ist schon krass… Und der USD heute bei 153. Wenn es im Fall der Elektroartikel wirklich wieder zu dem selben Chaos wie letztes Jahr käme, gäbe es in 2015 gar nichts mehr zu kaufen, soviel ist sicher. Ach ja, wer Klimaanlagen sucht, die gibt’s hier derzeit im Ueberfluss. 12er fuer 31.500, 24er fuer 60.500.

    • 3.1
      Martin Bauer

      Welche Elektroartikel…? Eine Haarschneidemaschine von Remington konnte ich im Sommer in Venezuela noch erwischen. Aber meinen neuen MacPro musste ich mit schon in Deutschland besorgen. In Venezuela hätte der letzte Woche noch schlappe 1,7 Millionen BsF gekosten, heute aber schon 2,1 Millionen. Aber die iStores im Lande haben ja nur noch Schutzhüllen für Handies…

  4. 4
    hugo

    wir haben gestern abend 200 bollis für den € geboten bekommen obwohl wir nicht wechseln wollten.
    arbeiten am haus werden fast nur noch in euro oder dollar gemacht.

    wir fragen uns wo soll das noch hinführen. der bolli ist im freiem fall.

    • 4.1
      Martin Bauer

      Kann ich mir gut vorstellen. Es zu wenig Angebot. d.h. kaum jemand wird jetzt Bollis kaufenn. Nur wenn er unbedingt muss.
      Aber in 1-2 Wochen sollte sich das beruhigen, wenn, wer kann, verreist ist.

  5. 5
    Mango

    Habe eine Bitte: Da ich auch einige Euro in Bolo umwechsel, möcht ich die Begriffe: CÚCUTA , IMPLÍCITO und SICAD verstehen, habe nirgends herausgefunden was das bedeutet….. Danke im Voraus

    • 5.1
      Martin Bauer

      Ich fang mal hinten an:

      SICAD ist ein von der Regierung willkürlich erfundener Wechselkurs, der als Basispreis für Devisenzuteilungen dient, die man ersteigern kann, sofern man über ein rotes Parteibuch verfügt oder anderweitig als „Freund der Revolution“ für diesen Vorzug qualifiziert ist, Im Klartext: Nur die roten Schweine selber profitieren davon. Für das Volk existiert SICAD nicht, Also vergiss ihn!

      IMPLICIDO ist der auf theoretischer Basis errechnete Wechselkurs, der den Wert des Bolivar aufgrund der finanzieller und wirtschaftlicher Faktoren des Landes wiedergeben soll. Zum IMPLICIDO kann man nirgendwo wechseln. Er ist graue Theorie und in der Praxis von keinerlei Bedeutung. Also vergiss ihn!

      CUCUTA gilt als der Tagespreis des BsF in den Strassen der kolumbianischen Stadt Cúcuta, direkt an der Grenze zu Venezuela gelegen. Dieser Kurs gilt als Referenz für den Wechsel am Paralelo (Schwarzmarkt). Vor knapp zwei Jahren noch musste man als Käufer von Bolivares leichte Abschläge zum Cúcuta-Kurs hinnehmen, insbesondere wenn der Verkäufer Profi war. Längst aber wird der Cúcuta-Kurs mit Kusshand akzeptiert. Manchmal wird sogar mehr geboten, weil morgen schon der Kurs sehr viel höher sein kann. – Dieser Kurs ist die EINZIGE akzeptable Referenz zum Wechsel von BsF. Alles andere ist dummes Geschwätz oder versuchter Betrug.

      Generell ist empfehlenswert, mit persönlich gut bekannten Personen zu wechseln, am besten durch Überweisung von Euro auf ein Konto in Europa oder den USA, sofern der Wechsler eines hat. Dieser Teil des Deal verstösst gegen kein Gesetz. Die Auszahlung der Bolivares in bar oder unbar in Venezuela dagegen ist illegal und sollte mit entsprechender Umsicht gehandhabt werden. Inzwischen erzielt man auch für Euros und Dollar als Bargeld den gleichen Wechselkurs, wie bei einer Banküberweisung. Früher war der Bar-Kurs schlechter. Diese Form des Wechsels ist zu 100% illegal, hinterlässt jedoch keinerlei Spuren.

      Vertrauen zum Wechsler ist in jedem Fall nötig und sollte gut fundiert sein. Bei Banküberweisung besteht der Venezolaner immer darauf, dass der andere zuerst überweisst. Mit welchem Recht, weiss der Geier. Wie da zwei Venezolaner untereinander einig werden können, weiss ich nicht. – Bei Wechsel in bar besteht die Gefahr, Falschgeld zu erhalten. Allerdings dürften inzwischen die Herstellungskosten von Bolivar-Scheinen, egal ob von echten oder gefälschten, deren Nennwert übersteigen, so dass die Fälschung von Bolivares heute kaum noch rentabel sein dürfte.

      • 5.1.1
        Mango

        Vielen Dank, bin jetzt ein bischen schlauer. Dann bin ich bis jetzt nicht schlecht gefahren, Habe immer ca. 10% weniger erhalten wie cúcuta.

      • 5.1.2
        Martin Bauer

        10% weniger für Wechsel per Bank-Transaktion war bis vor knapp 2 Jahren normal. Profis zahlten deutlich schlechter. Für Bar-Wechsel waren weit höhere Abschläge üblich, jetzt nicht mehr.

        Ganz offensichtlich war vor dem Frühjar 2013 die Nachfrage nach BsF in Cútuta grösser als in Venezuela fern der kolumbianischen Grenze. Inzwischen ist das umgekehrt. Deshalb wird immer öfter mehr geboten, man kann sich die Wechsel aussuchen und das praktisch zum Wunschkurs. Ich halte mich aber aus Gründen der Fairness strikt an den Cucuta-Kurs. Das festigt das Vertrauen im Sinne einer beständigen Fortführung, auch unter wechselnden Bedingungen. Und gravierende Wechsel der Verhältnisse gab es wiederholt, ohne Vorwarnung. Es wird auch wieder welche geben.

  6. 6
    Wolfgang

    Martin Bauer hat in seinem Aufsatz ueber die verschiedenen Wechselkurse fast 100% Recht. Es fehlt vielleicht der Hinweis (zur Vervollständigung ), dass es immer noch den „alten“ 6.30er Kurs gibt, sowie Sicad I und Sicad II.
    Was er zum Cucuta Kurs ausführt, stimmt zumindest auf der Isla de Margarita nicht. Hier gibt es momentan niemanden, der Efectivo auch nur in „Cucuta- Nähe“ tauscht. Auf Transferencia gibt es momentan erheblich mehr. Cucuta -10% gibt es hier auf Efectivo jedenfalls nirgends.

    • 6.1
      Martin Bauer

      Danke für die Ergänzung! Auf Margarita war ich noch nicht. Auf dem Festland scheinen die Leute inzwischen Panikkäufe von Devisen zu fast jedem Kurs machen zu wollen, wie ich höre. Das Angebot reicht einfach nicht. Ein Freund hat mehrmals Euro in bar zum Cucuta-Kurs gewechselt. Natürlich nicht auf der Strasse, sonderm privat.

      Ich selber bin mal wieder auf der „sicheren Seite“ des Atlantiks. So betrifft mich das selber nicht.

  7. 7
    Martin Bauer

    212,30 BsF/€ und 172,52BsF/$ Knapp -5% an nur einem Tag! Das ist keine Inflation mehr, sondern freier Fall ins Nichts. Jetzt muss ein Durchschnitts-Venezolaner schon 88 Jahre arbeiten, um ein Flugticket nach Europa zu kaufen. Übermorgen werden es 100 Jahre sein!

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