Lateinamerika: Indonesien vollstreckt Todesstrafe an Brasilianer – Update

marco_archer

Archer ist der erste Brasilianer, der im Ausland zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde (Foto: Reprodução)
Datum: 17. Januar 2015
Uhrzeit: 23:53 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Nach elf Jahren Gefängnis ist am Samstagnachmittag (16.) um 15:31 Uhr (Zeit in Brasília) in Indonesien der brasilianische Staatsbürger Marco Archer hingerichtet worden. Der Flugausbilder hatte im Jahr 2004 rund 13 Kilogramm Kokain im Flügel eines Deltagleiters versteckt, wurde verhaftet und von den Behörden des weltgrößten Inselstaates zum Tode verurteilt. Mit ihm wurden ein Indonesier, ein Niederländer, ein Vietnamese, sowie ein Staatsbürger aus Malawi und Nigeria erschossen. Archer ist der erste Brasilianer, der im Ausland zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. In Indonesien wird die Todesstrafe durch Erschießen seit 1964 vollstreckt. Das Erschießungskommando besteht aus 12 Personen, aber nur drei der zwölf Gewehre sind mit scharfer Munition geladen.

rousseff-todesstrafe-indonesien-protest-brasilia

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff äußerte sich entsetzt über die Vollstreckung der Todesstrafe und betonte, dass dieser Vorfall schwere Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen beiden Ländern habe. Das Staatsoberhaupt der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas hat den brasilianischen Botschafter in Jakarta (Paulo Alberto da Silveira Soares) für Konsultationen zurück nach Hause beordert. Nach Angaben aus Regierungskreisen hatte Rousseff noch einen Tag vor der Hinrichtung mit ihrem Amtskollegen Joko Widodo vergeblich um eine Aussetzung der Exekution aus humanitären Gründen gebeten.

Update 19. Januar:

Zur Hinrichtung von sechs wegen Drogenvergehen zum Tode Verurteilten in Indonesien teilteein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag mit:

Ich möchte die Betroffenheit der Bundesregierung über die Vollstreckung von sechs Todesurteilen in Indonesien zum Ausdruck bringen. Die Todesstrafe ist eine unmenschliche und grausame Art der Bestrafung. Wir lehnen sie unter allen Umständen ab.

Deutschland unterstützt das Bestreben der indonesischen Regierung, den illegalen Handel mit Drogen zu bekämpfen. Nach allen Erkenntnissen ist die Anwendung der Todesstrafe aber auch in ihrer abschreckenden Wirkung sehr zweifelhaft.

Wir haben in den vergangenen Jahren beobachten dürfen, dass Indonesien in vielen Bereichen des Schutzes von Menschenrechten eine Vorreiterrolle in Südostasien und im Kreis der mehrheitlich muslimischen Länder weltweit eingenommen hat.

Wir rufen Indonesien dazu auf, diese Vorreiterrolle auch im Bereich von Justiz und Strafrecht anzustreben, das Recht auf Leben zu achten und zum de facto Moratorium der Todesstrafe zurückzukehren. Die Bundesregierung wird sich auch weiterhin konsequent für eine weltweite Abschaffung der Todesstrafe einsetzen.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.
  1. 1
    Herbert Merkelbach

    Ich bin zwar kein Befürworter der Todesstrafen aber es ist doch klar, welchen Schaden die Drogenhändler an der Gesundheit der Menschen, der Gesellschaft anrichten. Der Ruin der Persönlichkeit eines Menschen und die damit evtl. verbundene Kriminalität um sich den Stoff zu beschaffen machen den Drogenhandel verabscheuenswert.

  2. 2
    Martin Bauer

    Es ist eine Tatsache, solange Menschen nach Drogen schreien und sie konsumieren wollen, werden sie sie auch bekommen. Einem bestehenden Bedarf steht immer auch ein Angebot gegenüber. Der Drogendealer ist der letzte, der Schuld an ihrem Elend hat. Zu aller erst sind sie selber verantwortlich für ihr Tun, oder ihre Eltern.

    Indonesien und einge weitere islamische Länder sind bekannt für ihre barbarischen Gesetze. Sein Schicksal hat er wissentlich herausgefordert, wahrscheinlich aus Geldgier. Der hingerichtete Brasilianer hat gewusst, worauf er sich einliess.

  3. 3
    Bono

    Bin auch kein Freund der Todesstrafe, denn niemand hat das recht einem das Leben zu nehmen.Auch kein Staat.
    Was aber das scheiß Zeug anrichtet und was dahinter steckt, hier mal ein Link dazu :
    https://www.youtube.com/watch?v=U9DuezsSNBk

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!