Lust auf Uruguay machten am frühen Morgen des zweiten Messetages Botschafter Alberto Guani und Vize-Tourismus-Minister Benjamín Liberoff beim ITB-Frühstück, das zum dritten Mal ausgerichtet wurde. Es war gar nicht so einfach, an die Croissants zu kommen; der kleine Raum im SOFITEL am Berliner Gendarmenmarkt war voll. Vegetarier dürfte die Sache mit dem Rindfleisch nicht gerade begeistern, aber da niemand unter Protest den Saal verlassen hat, kann man davon ausgehen, dass keine da waren. Oder sie haben sich im Laufe der Veranstaltung davon überzeugen lassen, dass Uruguays Kühe zu den glücklichsten der Welt gehören. Die Menschen übrigens auch. Zwar hat keiner eine Fläche von der Größe zweier Fußballfelder – wie eine Kuh für sich beanspruchen darf – zur Verfügung, aber bei einer Größe von halb Deutschland ist für knapp 3,5 Millionen Menschen immer noch Platz genug, inklusive Kühe.
Uruguay, das zweit kleinste Land im Süden des Kontinents (nur Suriname ist noch kleiner), hat während der letzten Jahren in Superlativen von sich reden gemacht: höchstes Bruttosozialprodukt, größte Sicherheit, gestiegene Löhne bei gesunkenen Arbeitslosenzahlen, bald auch die optimale Nutzung erneuerbarer Energien sowie die beste Lebensmittelsicherheit, alles im Vergleich zu den großen Nachbarn rings herum und für den harmlosen Reisenden zu erkennen an der freundlichen Gelassenheit und Ruhe, mit der die Uruguayer ihren bescheidenen Wohlstand genießen – und dazu Rechte, von denen die Bewohner der ebenfalls links regierten Länder Argentinien, Venezuela, Ecuador und Bolivien noch träumen.
Während der Amtszeit des gerade verabschiedeten Präsidenten José (Pepe) Mujica wurden gleichgeschlechtliche Ehen, Abtreibungen und der Anbau von Marihuana legalisiert. Das Bildungssystem ist besser als in Deutschland. Heute besitzt jedes uruguayische Kind ab dem 6. Lebensjahr einen Laptop, egal, ob arm oder reich, dank einer Kampagne, in deren Verlauf ca. eine Million Computer verteilt wurden. Ältere Menschen mit geringem Einkommen erhalten demnächst ein Tablet. Das eine wie das andere ist revolutionär. Mujica, von seinen Kritikern als der ‚ärmste Präsident der Welt’ belächelt, weil er 90 % seines Gehaltes an soziale Einrichtungen verschenkte und mit einem alten Käfer durch die Gegend fuhr (nur zu offiziellen Anlässen nahm er einen Opel Corsa), hat in vier Jahren zwar nicht die Welt verändern können, aber den Menschen über die Grenzen seines Landes hinaus wieder Hoffnung gemacht, dass dies durchaus möglich ist. Den Friedens-Nobelpreis wäre es wert gewesen. Hierzulande ist Mujica so wenig bekannt wie sein kleines Land – was sich zu ändern lohnt. Zumal Deutschland und Uruguay schon seit 160 Jahren offizielle kulturelle Beziehungen pflegen.
Uruguay ‚im Paket’ bietet für jeden etwas: traumhafte Strände, eine pulsierende Metropole und jede Menge Natur, zu erkunden auf den Rücken der Pferde oder einem Drahtesel. Im gemächlichen Tempo, wie es die freundlichen Uruguayer gewöhnt sind. Es wird Tango und Candombe getanzt, und nirgendwo kann man so lange Karneval feiern wie in Uruguay. Der erstreckt sich über den ganzen Februar und ist ‚von nationalem Interesse für das Land’. Der Journalist und Autor Lars Borchert, der den ersten Reiseführer über Uruguay im Reise Know-how Verlag herausgeben wird, schwärmt von den immer und überall freundlichen Menschen, die ihm bei gutem Essen und dem unvergleichlichen Tannat-Rotwein verraten haben, wie man ihr liebenswertes Land entdeckt.
Wenn alles gut geht, liegt der Reiseführer am 25. August im Buchladen – am Nationalfeiertag Uruguays.
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