Im südamerikanischen Land Brasilien herrschen kriegsähnliche Zustände. Bewaffnete und inzwischen tägliche Auseinandersetzungen staatlicher Sicherheitskräfte mit Kriminellen genießen nicht die große Aufmerksamkeit in den internationalen Medien. Fallen allerdings Kinder den Schießereien zum Opfer, häufen sich die Schlagzeilen. Dies geschah vor wenigen Tagen, als ein zehnjähriger Junge in einer Favela in Rio de Janeiro während einer Schießerei tödlich verwundet wurde. Hunderte Bewohner marschierten am Samstag (4.) und forderten die „Rückkehr des Friedens“ im Complexo do Alemão (Bereich des Deutschen), einem aus 25 Siedlungen bestehenden Elendsviertel in der Stadt unter dem Zuckerhut.
Der Name „Complexo do Alemão“ leitet sich vom ursprünglichen Besitzer einer Fazenda innerhalb der heutigen Favela, dem Polen Leonard Kaczmarkiewicz, ab. Dieser wurde versehentlich für einen Deutschen gehalten. Heute leben in dem Komplex, der in direkter Nachbarschaft zur Favela Vila Cruzeiro liegt, über 70.000 Menschen. Insgesamt gibt es in Rio de Janeiro 264 größere und kleinere Favelas, in denen über 1,5 Millionen Menschen leben. Die Regierung von Rio de Janeiro hat seit dem Jahr 2008 mehrere dieser Slums besetzt, seit über 30 Jahren ziehen sich Drogenhändler in diese unüberschaubaren Marginalviertel zurück. Rund 10.000 Polizisten von insgesamt 38 Brigaden der „Unidade de Polícia Pacificadora“ (Befriedende Polizeieinheit, UPP) sind bereits in diesen Gebieten im Einsatz.
Die UPP ist eine Polizeieinheit, die von der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro aufgestellt wurde und Teil der Militärpolizei ist. Sie orientierte sich ursprünglich an ähnlichen Einheiten wie beispielsweise im von Drogenkartellen umkämpften Medellin, Kolumbien, denen großer Erfolg zugeschrieben wurde. In Rio versuchen die mächtigen Drogenkartelle seit Monaten, die Kontrolle über einige Favelas, einschließlich dem Complexo do Alemão, zurückzugewinnen.
Am Donnerstagabend (2.) Ortszeit drang eine starke Polizeieinheit in die Favela ein. Wie üblich wurde das Vordringen der Sicherheitskräfte live von einem Hubschrauber aus in die Wohnzimmer der Bevölkerung übertragen. Die Szenen erinnerten an einen Straßenkampf, in etwas mehr als 24 Stunden wurden vier Menschen, darunter ein zehnjähriges Kind, erschossen. Mehrere Personen wurden bei den Schießereien verletzt, ein genauer Ablauf der Ereignisse ist unklar.
„Diese mörderische Polizei hat meinen Sohn erschossen. Sie sind Mörder und Feiglinge. Ihr müsst uns helfen, sie zu entfernen“, klagte Terezinha Maria de Jesus, Mutter des getöteten Eduardo de Jesus Ferreira in einem Interview vor laufender Kamera. Die 40-Jährige wirft den Sicherheitskräften vor, für den Tod ihres Sohnes verantwortlich zu sein und leugnet standhaft, dass sich zum Zeitpunkt seines Todes eine Schießerei zwischen Polizei und Drogenhändlern ereignet hat. Dies weist die Polizei zurück und spricht von einer „komplexen, unübersichtlichen Situation“. Tatsache ist, dass die Favelas von Drogenkartellen beherrscht werden. Diese ziehen sich bei Auseinandersetzungen in das Gewirr von Hütten und Ziegelmauern zurück, sofort nach Verschwinden der Polizei wird bereits wieder gedealt.
Brasiliens Präsident Dilma Rousseff bezeugte am Samstag in einer Erklärung ihre „Solidarität“ mit den Eltern des getöteten Edward und bekräftigte: „Die Umstände dieses Todes werden genau untersucht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt“. Die Situation in dieser Region erinnert an einen Guerillakrieg, der alleine durch den Einsatz von Polizeieinheiten nicht gelöst werden kann.
sie sollten den drogenhandel komplett legalisieren. wenn die großen pharmakonzerne sich an die produktion machen dürften, hätten diese kriminellen keine chance zu konkurrieren.
Den Verkauf von Drogen zu legalisieren ist eine Aufgabe der Politik. Die Einnahme der Drogen bzw. der Konsum stellt eine gesundheitliche Problematik dar. Schon die regelmäßige Einnahme von Cannabis hat, so viel ich weiß, Auswirkungen auf das Gehirn.
Ich weiß nicht wie die Öffentlichkeit reagieren wird, müsste man die Drogenkonsumenten eines Tages ärztlich versorgen und behandeln, alles bezahlt durch Steuergeldern. Nicht nur in Europa, sondern in all den Ländern, die einen hohen Drogenkonsum zu verzeichnen haben.