Brasilien: Missionar soll Amazonas-Indigene „versklavt“ haben

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Nach dem ersten Kontakt mit Außenstehenden durch Missionare in den 1980er Jahren starb ein Viertel der Zo'é an eingeschleppten Krankheiten (Foto: Fiona Watson/Survival)
Datum: 07. Mai 2015
Uhrzeit: 12:27 Uhr
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Autor: Redaktion
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Ein Missionar mit Verbindungen zum umstrittenen US-amerikanischen Missionswerk „New Tribes Mission“ (NTM) soll fast 100 Amazonas-Indigene unter schockierenden Bedingungen – „analog zur Sklaverei“ – gehalten haben. Dies berichtet die Nichtregierungsorganisation „Survival International„. Demnach wurden zwischen 2010 und 2012 96 Zo’é gezwungen, im lukrativen Paranuss-Handel zu arbeiten. Sie sollten im Tausch für alte Kleidung, Pfannen und andere Industriegüter im Wald die kostbaren Nüsse sammeln. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall nun vor ein lokales Gericht gebracht.

Laut Bericht der Staatsanwaltschaft „wurden die Indianer in Unterkünfte aus Planen und Stroh untergebracht (…), es fehlte an Essen und sie waren sichtlich dünn geworden; einige von ihnen waren erkrankt“. Der Missionar Luiz Carlos Ferreira und der Paranuss-Händler Manoel de Oliveira Ferreira sind angeblich beide Mitglieder der NTM, die 1987 mit den damals unkontaktierten Zo’é Kontakt aufnahm.

Ein Viertel der Zo’é wurde anschließend durch Krankheit ausgelöscht. Die brasilianischen Behörden wiesen die NTM-Missionare 1991 aus dem Gebiet aus und Brasiliens Oberstes Gericht untersagte ihnen die Rückkehr. Aber Luiz Carlos Ferreira gründete ein Lager auf dem Land von Manoel de Oliveira Ferreira, in der Nähe des Zo’é-Territoriums, offenbar um die Indigenen anzulocken und zu missionieren.

Obwohl die Zo’é – die heute rund 260 Personen zählen – schon vor über 30 Jahren kontaktiert wurden, sind sie immer noch sehr anfällig für Krankheiten, die Außenstehende einschleppen. Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Ganze Völker wurden von Krankheiten wie Grippe und Masern vernichtet, gegen die sie keine Abwehrkräfte ausgebildet haben.

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