Tod und Auferstehung im Masoala-Wald

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Datum: 17. April 2010
Uhrzeit: 17:33 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Otto Hegnauer
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Heute, am 17. April 2010 hat sich der Schweizer Jugend-Tierschutz – SJT – zum letztemal, in der Masoala-Halle des Zürcher Zoos getroffen. In seiner 63 jährigen Tätigkeit – die Vorgänger-Organisation mitgezählt – organisierte er weit über 100 Jugendlager nahe dem Nationalpark und in anderen Naturgebieten der Schweiz, an denen tausende junger Menschen für die Anliegen des Tier-, Natur- und Umweltschutzes gewonnen werden konnten. Dass die letzte Zusammenkunft ausgerechnet hier stattfindet, ist stimmig und passt mit den Zielen des, man muss jetzt sagen, „einstigen“ Jugend-Tierschutzes genau überein.

Die Halbinsel Masoala liegt im Nordosten von Madagaskar und ist umgeben vom Indischen Ozean, zu großen Teilen mit tropischem Regenwald bedeckt. Masoala heißt auch der Nationalpark in diesem Wunderland. Und Masoala ist ein Projekt des Zürcher Zoos zur Erhaltung dieser eigenartigen Landschaft. Diesem Zwecke dient die Masoala-Halle, in der unter hohem technologischem Aufwand dieselben klimatischen Bedingungen erzeugt und aufrechterhalten werden wie in der natürlichen Vorlage, im wirklichen Masoalawald.

Der Zürcher Zoo leistet mit diesem Projekt einen generellen Beitrag zur Kenntnis und Erhaltung der Regenwälder und deren seltenen Tier- und Pflanzenarten. Tropischer Regenwald ist eine Vegetationsform, die im immer feuchten tropischen Bergland anzutreffen ist. Jahreszeiten fehlen, und durch die ganzjährige Vegetationszeit entwickelt sich ein vollkommener Kreislauf der Stoffe. Die Bäume nehmen das Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und speichern es. Wird ein Wald gerodet, häufig durch Verbrennung oder Brandrodung, so wird der in ihm gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt. Der Regenwald wird deshalb oft als „Lunge der Erde“ bezeichnet und ist wichtig für das Überleben des ganzen Planeten. Indianer-Großväter pflegten ihren Enkeln zu erzählen „Wo der Weiße hintritt, lässt er eine Wüste zurück“, wüste Spuren, sie haben recht. Bei den Indianern könnten wir viel lernen, aber zu spät. Wir haben sie meist schon ausgerottet.

Masoala ist mehr als nur ein Projekt. Mit 2 Prozent der Einnahmen des Restaurants und den im Informationszentrum gesammelten Spenden unterstützt der Zoo Naturschutz-Projekte im wirklichen Masoala-Nationalpark. Durch direkte Beiträge will die Masoala-Halle einen Drittel der Kosten der langfristigen Erhaltung des dortigen Nationalparks mittragen. Mit Betriebsbeiträgen und dem Aufbau einer Stiftung zugunsten des Masoala-Nationalparks wird der langfristige Schutz sichergestellt. Der Zoo zeigt und unterstützt weitere Projekte die mithelfen, den Wald zu erhalten.

Im tropischen Regenwald herrschen für Pflanzen so ideale Bedingungen, dass diese fast explodieren vor Lebenslust. Sie wachsen und wollen kaum mehr aufhören damit, hier wachsen die Bäume buchstäblich fast in den Himmel. Blumen, Gräser, Moose und Flechten werden teils viele Meter hoch. Uns selber geht es ganz ähnlich. Wir kamen zu spät und mussten unsere Kollegen in der Halle lange suchen. Meine Frau Rosita sagte plötzlich, fast abergläubisch, ihre üblichen Arthrose schmerzen seien ja verschwunden, etwas was die Medikamente nie fertig gebracht hatten. Meine lakonische Antwort lautete natürlich, ich hätte es ja immer gesagt, ich weiß doch, weshalb ich nach Haïti ausgezogen bin, ins Reich der tropischen Regenwälder. Allerdings muss ich es ihr hoch anrechnen, dass sie hier weiter leidet, so kann die kleine Esther immerhin eine rechte Schule besuchen.

Nach einer Führung durch die Halle erfolgt die „Abdankung“. An einer kurzen Sitzung werden die Formalitäten erledigt; der SJT wird ja nicht eigentlich begraben, sondern im Rahmen des Schweizer Tierschutzes neu auferstehen. Ich betrachte meine Werke als Kinder. Wie eine Frau die deren drei oder vier hinterlässt – das ist „normal“. Sie hilft damit die Wirtschaft retten, und die Überbevölkerung, den Untergang des Planeten beschleunigen. Ich versuche das Gegenteil. Ich habe auch Kinder sterben lassen, weil sie zu anspruchsvoll wurden: Filme, mein Haus, Ideen und Projekte. Aber einige Kinder überlebten, und wurden adoptiert. Von potenten Eltern, wie heute der Jugend-Tierschutz. Der ist wieder auferstanden, und das stellt auf!

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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