Lateinamerika: Geostrategischer Phantasie Chinas sind keine Grenzen gesetzt

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Mögliche Trassenführung für die Transozeanische Eisenbahn (Grafiken: Global Forest Watch/Boston University)
Datum: 15. Juni 2015
Uhrzeit: 14:49 Uhr
Leserecho: 4 Kommentare
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Chinas sagenhaftes Wachstum der ersten Jahre nach der Jahrtausendwende ist erlahmt und in vielen Ländern Lateinamerikas ist die Wirtschaft in die Rezession gerutscht. Um seinen gewaltigen Hunger nach Rohstoffen zu stillen ist Peking jedes Mittel recht, der geostrategischen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Für rund 50 Milliarden US-Dollar wird der Nicaragua-Kanal durch den zentralamerikanischen Regenwald gepflügt, in Ecuador wird das Recht Tausender Indigener mit den Füßen getreten und drei Millionen Hektar unberührten Regenwalds an chinesische Ölfirmen verkauft. Lateinamerika ist längst zum Hinterhof der Volksrepublik verkommen, mit dem Bau einer quer durch Brasilien verlaufenden und etwa 5.300 Kilometer langen „Transozeanischen Eisenbahn“ sollen weitere Spielplatz-Erfahrungen gesammelt werden.

Die geplante Bahnlinie würde die Atlantikküste Brasiliens und Perus Pazifikküste verbinden und soll „die Kosten für den Versand von Getreide und Mineralien nach Asien reduzieren“. Aktuell müssen die meisten südamerikanischen Importe nach China den Panamakanal passieren, dessen Preise sich für die riesigen Frachtschiffe in den letzten fünf Jahren verdreifacht haben. Eine der vorgeschlagenen Strecken für die „südliche Route“ bereitet den Umweltschützern bereits vor Beginn der geplanten Durchführbarkeitsstudie gewaltige Kopfschmerzen. Die Streckenführung der “ Transozeanischen Eisenbahn“ könnte einzigartige Naturschutzgebiete wie das Isconahua-Reservat und Vale do Rio Juruá durchqueren. Andere vorgeschlagene Routen durch das nördliche Peru führen ebenfalls durch Gebiete mit einer einzigartigen und extrem hohen biologischen Vielfalt.

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Chinas Engagement in Südamerika ist in den letzten Jahren ständig gewachsen. Ministerpräsident Li Kegian tourte im Mai dieses Jahres durch Südamerika und traf sich dabei auch mit dem peruanischen Präsidenten Ollanta Humala. Hauptthema der politischen Agenda war Kooperation in Sektoren wie Öl, saubere Energie, Bergbau, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei. Im Januar teilte der chinesische Präsident Xi Jinping mit, dass seine Regierung in den nächsten zehn Jahren 250 Milliarden US-Dollar in Lateinamerika investieren will, Handelsabkommen im Wert von 70 Millionen Dollar wurden mit Peru unterzeichnet. China ist bereits seit dem Jahr 2009 der größte Handelspartner Brasiliens, chinesische Behörden führen mit ihren Kollegen in Kolumbien Gespräche über ein Eisenbahnprojekt .

Die ehrgeizigen Projekte Chinas und die versprochenen Infrastrukturinvestitionen stellen jedoch eine äußerst ernstzunehmende Bedrohung für die Entwaldung und eine nachhaltige Zerstörung in einigen der artenreichsten Gebiete Südamerikas dar. Auf das kurzfristige Denken der Machthaber in Ostasien dürfte dies keinen Einfluss haben, finden die Projekte doch weit entfernt im lateinamerikanischen Hinterhof statt. Starke Proteste linker „Umweltaktivisten“ sind ebenfalls nicht zu erwarten, kommen die Pläne für die Bauvorhaben doch nicht vom selbsternannten Klassenfeind und Imperialisten aus Washington.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    der Sachse

    Und alle Regierungen Suedamerikas, die sich an die Chinesen verkauft haben, sind Verbrecher, verblendet und wurden alle gut bezahlt. Keiner hatte wirklich den Mum (da druecke ich noch hoeflich aus) den Ausverkauf ihres Landes zu stoppen, aber grosse Toene spucken „alles zum Wohle des Volkes“.

    • 1.1
      Groebben

      Bei den meissten Projekten werden ja auch Arbeitsplaetze geschaffen. Es ist leider so dass unsere Regierungen (egal welche Ideologie sie haben) beim Thema Arbeitsplaetze vs. Umwelt immer wieder auf den Wachstum setzten und die Natur vernachlaessigen (siehe geplanter Minenbau in Peru oder „Tipnis“ in Bolivien). Das schmerzt bei Lateinamerika umsomehr weil dies eine der wenigen verbliebenen Regionen der Welt ist die solch eine Bioversitaet haben. Traurige Entwicklung……

  2. Wer sind denn nun die wahren Imperialisten? Die Unterwanderung Südamerikas durch China ist erschreckend und weit gefährlicher als der, der klassischen „kapitalistischen “ Länder.

    • 2.1
      Martin Bauer

      Genau das ist der Punkt! Wenn die USA das wären, würden linke Taugenichtse vor Wut überschäumende Kommentare hier abladen. Da die Täter aber aus einer kommunistischen Diktatur kommen, werden ihre Verbrechen entweder schön geredet oder gar nicht diskutiert.

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