Brasilien – Peru: Furcht vor „tödlichem“ Bahnprojekt im Amazonasgebiet

indigene

Die geplante Bahnstrecke durch das Amazonasgebiet wäre Tausende von Kilometern lang und würde im Vergleich mit Carajás noch mehr Zerstörung des Regenwaldes und unter den dort lebenden indigenen Völkern anrichten (Foto: CIMI/Survival)
Datum: 16. Juni 2015
Uhrzeit: 10:49 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Portugiesisch (Brasilianisch)

Das umstrittene Megaprojekt einer Bahnstrecke vom Atlantik bis zum Pazifik quer durch das Amazonasgebiet hat Empörung bei indigenen Völkern und Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker, ausgelöst. Das Bahnprojekt, das von der chinesischen Regierung unterstützt wird, würde diverse indigene Gebiete und Gegenden von hoher Biodiversität in den Regenwäldern Perus und Brasiliens durchschneiden. Sollte das Projekt umgesetzt werden, drohen den indigenen Völkern und ihrem Land die Zerstörung. Für illegale Abholzung und Bergbau bestünde freie Bahn und die Besiedlung des Gebiets würde gefördert werden.

Ninawá Kaxinawá, ein indigener Anführer, dessen Gemeinde in unmittelbarer Nähe der geplanten Bahnstrecke lebt, erklärte gegenüber Survival: „Diese Bahnstrecke ist böse und bedroht unser Volk. Für uns Indigene und unsere unkontaktiert lebenden Verwandten stellt das Projekt eine tödliche Gefahr dar, die das Ende unseres Waldes und unserer Leben bedeuten würde. Unkontaktierte indigene Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Ihnen würde infolge des massiven Eindringens in ihr Land die Zerstörung drohen. Ganze Bevölkerungen könnten durch die Gewalt der Außenstehenden und eingeschleppte Krankheiten wie Grippe oder Masern, gegen die Unkontaktierte keine Abwehrkräfte besitzen, ausgelöscht werden.

Es gibt einen Präzedenzfall, der einen erschaudern lässt. In den 1980er Jahren sorgte die 900 Kilometer lange Carajás-Bahnstrecke dafür, dass indigenes Land im Amazonasgebiet im Nordosten Brasiliens für illegale Holzfäller, Viehzüchter und Siedler geöffnet wurde. Viele Völker waren betroffen, unter ihnen die isoliert lebenden Awá, das bedrohteste Volk der Welt. Unzählige Familien wurden massakriert, andere erlagen Krankheiten, die die Außenstehenden eingeschleppt hatten. Die zügellose Abholzung sorgte dafür, dass mehr als 30 Prozent des zentralen Awá-Gebietes entwaldet wurden.

Auch Jahrzehnte später bedrohen illegale Holzfäller noch die Leben der unkontaktiert lebenden Awá. Im Dezember 2014 wurden drei Awá von Holzfällern gewaltsam aus ihrem Wald vertrieben. Der Gesundheitszustand von zwei von ihnen ist Besorgnis erregend.

Die geplante Bahnstrecke durch das Amazonasgebiet wäre Tausende von Kilometern lang und würde im Vergleich mit Carajás noch mehr Zerstörung des Regenwaldes und unter den dort lebenden indigenen Völkern anrichten. Obwohl Studien belegen, dass Indigene die besten Umweltschützer sind, sind sie durch den rücksichtslosen Vormarsch angeblicher „Entwicklungsprojekte“ bedroht.

Survival International fordert die Regierungen Brasiliens und Perus dazu auf, sich an nationale und internationale Gesetze zu halten, die verlangen, dass indigene Völker bei Projekten, die sie betreffen, in angemessener Weise hinzugezogen werden und ihre Zustimmung erteilen müssen. Andernfalls darf ein Projekt nicht durchgeführt werden. Da aber eine Konsultation von unkontaktiert lebenden indigenen Völkern nicht möglich ist, muss ihr Land geschützt werden, um eine Katastrophe zu verhindern.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.
  1. 1
    Tom Hofmann

    „Unter chinesischer Leitung“ …..
    Bald sind Chinesen die Herrscher dieser Welt. Dann wird auf Naturvölker keine Rücksicht mehr genommen. Chinesen sind üble Menschen die gnadenlos ihre Interessen durchsetzen

    • 1.1
      Herbert Merkelbach

      Es ist die chinesische Regierung in Beijing, die zu beschuldigen ist. Der normale Chinese ist genau so wenig oder so viel übel wie andere Ethnien auch.

  2. 2
    gringo

    Es lebe der Sozialismus ?!?!?!?!?!

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!