Venezuela: Grenzkonflikt mit Kolumbien kann nicht von nationaler Krise ablenken

schlange

Schlangestehen vor Supermärkten: Zeugen eines gescheiterten Systems (Foto: Twitter)
Datum: 27. August 2015
Uhrzeit: 17:42 Uhr
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Autor: Redaktion
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Die Säuberungsaktion der venezolanischen Regierung im Grenzgebiet zu Kolumbien kann nicht von der nationalen Krise im Land ablenken. Laut einer nationalen Umfrage des Instituts „Consultores 21“ konnten sich 30% der Venezolaner im zweiten Quartal dieses Jahres zwei oder weniger Mahlzeiten pro Tag leisten – ein Anstieg von 10% gegenüber dem Vorquartal. Über 70% der Befragten gaben zudem an, dass sie aufgrund des Preises und der Nichtverfügbarkeit damit aufgehört hätten, sich bestimmte Grundnahrungsmittel zu kaufen. Die Probleme der Nahrungsmittelversorgung in Venezuela unterstreichen die zunehmend prekäre Lage der Regierung von Nicolas Maduro, der nach der jüngsten Umfrage von „Datanalisis“ weniger als 20% Zustimmung bei der Bevölkerung genießt. Die kritische Situation könnte zu einer Welle von Unruhen, die das Land bereits im vergangenen Jahr erschütterten, führen. „Wir befinden uns in einer nationalen Krise. Im Gegensatz zu den politischen Protesten vom vergangenen Jahr gehen die Menschen nun auf die Straße, um ihre sozialen Rechte zu verlangen“, bekräftigt Marco Ponce, Leiter der Beobachtungsstelle für soziale Konflikte in Venezuela.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle fanden in der ersten Hälfte des Jahres landesweit etwa 500 Proteste gegen die Nahrungsmittelknappheit statt, 56 Plünderungen und Dutzende registrierte Versuche von Plünderungen in Supermärkten, Apotheken und Geschäften. Ponce bestätigte, dass Lieferfahrzeuge mit Lebensmitteln häufig angegriffen uns geplündert werden. Nach seinen Worten sind die Proteste eine Reaktion auf die dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen der Venezolaner.

Vor Jahren, als die Ölpreise noch hoch waren, überschwemmte die Regierung die Märkte mit allerlei subventionierten Gütern. Die Bewohner der Grenzstädte hatten nicht nur Zugang zu billigen Waren, dank dieser Subventionen verfügten sie über neue und lukrative Einnahmequellen. Ein Großteil der Bewohner an der Grenze zu Kolumbien handelte mit allen Arten von Produkten – einschließlich Benzin – und verbuchte riesige Gewinne.

Jetzt, wo die Regierung von der Pleite bedroht ist, will das Links-Regime den illegalen Warenfluss stoppen und hat bereits über 1.000 undokumentiert im Land lebende Kolumbianer in ihr Heimatland deportiert. Wie gewohnt wälzt die Regierung die Schuld für ihr eigenes Versagen und für ihre absolute Unfähigkeit auf Andere ab. Internationale Ökonomen sind sich allerdings einig, dass der Schmuggel nicht für die Probleme im Land verantwortlich ist. Die Misere ist die Folge und das Ergebnis von Preiskontrollen und von einem System, welches schon längst gescheitert ist.

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