Lateinamerika: Angriffswelle trifft Volk der Guarani in Brasilien

gurani

Tausende Guarani klammern sich an winzige Stücke ihres angestammten Landes. Sie leben mit der ständigen Angst, gewaltsam vertrieben zu werden (Fotos: Survival International 2015)
Datum: 16. September 2015
Uhrzeit: 12:47 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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Nach Berichten der Nichtregierungsorganisation „Survival International“ haben Bewaffnete in Zentral-Brasilien eine Welle von Angriffen auf das Volk der Guarani verübt. Die Guaraní sind eine indianische Ethnie, die bereits in präkolumbischer Zeit als Ackerbauern im mittleren Südamerika siedelte und somit zu den indigenen Völkern Südamerikas zählt. Ihre Siedlungsgebiete gehören heute zu Paraguay, Bolivien, Argentinien, Brasilien und Uruguay.

Am 29. August wurde der Guarani-Anführer Semião Vilhalva erschossen, eine Woche nachdem seine Gemeinde einen Teil ihres angestammten Landes wiederbesetzt hatte. Ein ein Jahr altes Baby wurde von einem Gummigeschoss am Kopf getroffen, viele weitere Guarani wurden verletzt. Weniger als eine Woche darauf (3. September) fuhren laut „Survival“ in der Gemeinde Guyra Kambi’y 30 Fahrzeuge vor, voll besetzt mit Farmern und Bewaffneten. Sie schossen mehrmals auf die Gemeinde und zwangen die Indigenen, darunter rund 50 Kinder, zur Flucht in nahe gelegene kleine Waldstücke, in denen sie sich versteckten. Die Angreifer zündeten dann die Häuser der Indigenen an und zerstörten alles. Die Guarani hatten zuvor Schutz von den brasilianischen Behörden angefordert, doch die Polizei überließ die Indigenen der Gewalt der Angreifer.

Nichtregierungsorganisationen in Brasilien fordern, die lokalen Parlamentsabgeordneten müssten darauf hin untersucht werden, ob der Verdacht, sie seien in die Angriffe verwickelt, zutrifft. Der Konflikt hat sich verschärft, nachdem Jahrzehnte lang das angestammte Land der Guarani zerstört wurde. Dieses ist nun von Viehfarmen besetzt und es wurden Zuckerrohr-, Soja- und Maisplantagen errichtet.

Brasiliens Verfassung gemäß hätte die Regierung bis 1993 alle indigenen Gebiete demarkieren und das Land an die Indigenen zurückgeben müssen, damit ausschließlich sie es nutzen können. Doch dieser Prozess ist zum Stillstand gekommen. Die Guarani müssen unter erschreckenden Bedingungen leben. Der jüngste Angriff erfolgte einen Tag nachdem der Justizminister der Gegend einen Besuch abgestattet hatte, um mögliche Lösungen des Landkonfliktes zu besprechen, der sich zu Brasiliens schlimmster humanitärer Krise entwickelt hat. Der Guarani-Verband Aty Guasu fordert: „Die Farmer und all jene, die verantwortlich für diese barbarischen Verbrechen sind, müssen bestraft werden. Außerdem verlangen die Guarani Polizeischutz und die Demarkierung ihres Landes.“

Survival hat eine Eilaktion gestartet und fordert Brasiliens Regierung dazu auf, die für die Angriffe Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, die Guarani-Gemeinden vor weiterer Gewalt zu schützen und das Land der Indigenen zu demarkieren, um weiteres Blutvergießen zu verhindern.

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  1. 1
    Wolfgang Bartels

    Die Indianer leben in ihrem 83.000 Hektar Reservat.
    Ihr bestelltes Land ist sehr wenig. Wie es ausschaut ist ihr Interesse mehr an bestelltem Land und der Ernte der Farmer.
    Nun besetzten sie 90 Farmen und Ranches sowie eine kleine Ortschaft.
    Besitzer der Farmen haben zum Teil Besitztitel die bis 142 Jahre zurückreichen und auch die Belege der abgeführten Steuern. Da die Indianer ganz Südamerika als ihr Land betrachten könnten sie ergo auch Rio oder Sao Paulo zurück haben wollen. Weiterhin wurden hier Filmaufnahmen gezeigt die die Indios beim bewaffneten Überfall auf Anwesen zeigen. Aber es klingt halt romantischer wenn es arme Indianer anstatt kleinen Farmern sind.

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