Kolumbien: Überreste von 100 Menschen in Abwasserrohren entdeckt

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In den Gefängnissen Lateinamerikas werden Menschen oft wie Vieh gehalten (Foto: Screenshot YouTube)
Datum: 18. Februar 2016
Uhrzeit: 17:16 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die Behörden in Kolumbien haben in Abwasserrohren eines Gefängnisses in Bogotá die Überreste von mindestens 100 Personen entdeckt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden die Opfer zwischen 1999 und 2001 „regelrecht abgeschlachtet“. Die Haftanstalt „La Modelo“ im Zentrum der Hauptstadt ist eine der größten des südamerikanischen Landes und für ihr hohes Maß an Überbelegung berühmt und berüchtigt. Seit dem vergangenen Jahr laufen Untersuchungen/Ermittlungen wegen des Verschwindens und der Zerstückelung von mehreren Personen.

Laut Caterina Heyck, Direktorin des Fachausschusses der Nationalen Staatsanwaltschaft, handelt es sich bei den gefundenen Überresten um Häftlinge, Besucher und Menschen außerhalb der Gefängnismauern. „Die Zahl der Opfer ist unbekannt. Bisher konnten die Überreste 100 Personen zugeordnet werden, die tatsächliche Zahl könnte weitaus höher sein“, so Heyck in einem Interview. Das Gefängnis ist die Heimat von Drogenhändlern, Mitgliedern linksgerichteter Guerillas, rechtsgerichteten Paramilitärs und gewöhnlichen Kriminellen. Heyck betonte, dass es ähnliche Fälle auch in drei anderen Haftanstalten in Popayán, Bucaramanga und Barranquilla geben soll.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    DonRWetter

    „In den Gefängnissen Lateinamerikas werden Menschen oft wie Vieh gehalten“ Eigentlich ein dummer Untertitel für das Foto. Schade und empörend ist es das leider Tiere so gehalten werden.
    Die haben es nicht verdient weil sie nichts getan haben. 99% derjenigen die hier im Bunker sitzen haben auch nichts besseres verdient. Sieht man mal von denjenigen ab die politisch Verfolgte sind.
    Wenn ich die Luxusunterkünfte mir zB. in den meisten Staaten in Westeuropa ansehe, dort leben die Inhaftierten doch viel besser mit al ihren dazu noch Freizeitaktivitätsangeboten als viele nichtsesshafte die draußen ums überleben kämpfen einfach nichts leisten können. Und das obwohl sie regelmäßig täglich hart arbeiten gehen.
    Mir hat mal ein Russe gesagt,“egal wenn ich in Deutschland ins Gefängnis komme, ist besser als Sanatorium in Russland“. 99% der Knackis haben es sich redlich verdient unter solchen Umständen hausen zu müssen. Etliche von denen hätte man besser gleich liquidiert. Die Mörder und schwerstkriminellen kommen raus und machen damit weiter was sie vorher getan haben oder immer noch von drinnen steuern. Ich bin absolut für die Todesstrafe und das nicht wie in den Staaten nach x Jahren sondern relativ zügig.

    • Ein wenig Differenzierung halte ich doch für angebracht. Zu leicht gerät gerade in Lateinamerika ein absolut unschuldiger unter falschen Generalverdacht und landet im Knast oder wird gelyncht. Gerade gestern sprach ich mit einem, der davon ein Lied singen kann, da er täglich diesem Risiko ausgesetzt ist. Ein Obdachloser, nur mit Unterhose bekleidet, der von einem ausser Kontrolle geratenen Feuer, das seit Tagen in der Nachbarschaft schwelte, aus seinem Unterschlupf getrieben wurde, an einem Bach, der sich zwischen Bäumen durch den Stadtrand schlängelt. Er half uns stundenlang das Feuer zu löschen, und dann setzen wir uns zusammen und redeten. Dankbar für seine Hilfe besorgten wir ihm ein Abendessen und schenkten ihm ein paar Bolivares. Man muss das richtige Mass finden, eine kleine Hilfe für den Tag und den nächsten. Mehr kann man normalerweise nicht tun. Doch in diesem Fall sind wir sind übereingekommen zu überlegen, ob und wie man ihm nachhaltig helfen kann. Hier kennen alle seine Geschichte, und die hat es in sich. Aber mir war sie neu.

      Mit 12 wurde er von seinem Vater in einen anderen Bundesstaat verkauft, zur Sklavenarbeit. Mit 14 entkam er seinem „Arbeitgeber“ in einem Busterminal und lebt seitdem auf der Strasse. Nun ist er 25 Jahre alt, ein netter aufrichtiger junger Mann, der immer wieder gearbeitet hat, um zu überleben. Mehrfach wurde er ausgeraubt. So bekam er nie genug Geld zusammen, um in sein Dorf nahe San Christóbal zurück zu kehren. Doch hat er auch Angst davor, nachdem was seine eigene Familie ihm angetan hatte…

      Lange Rede kurzer Sinn: Es sind, wie ich selber beobachten konnte, ganz besonders häufig Polizisten, die Obdachlosen das Wenige rauben, das sie haben, oder sie zu regelmässigem „Schutzgeld“ zwingen, was die Betroffenen zu Raubdelikten geradezu nötigt. Wenn dann ein Junge wie der oben beschriebene im Knast landet oder jemand gar pauschal nach der Todesstrafe ruft, frage ich wo, wo ist da die Menschlichkeit geblieben, wo Empfinden für Gerechtigkeit und Menschenwürde? Wir dürfen uns nicht hinreissen lassen, am Ende genau so zu denken und zu handeln, wie jene, die wahllos Menschen zerstückeln und in Abwasserrohre stopfen. Das soll nicht heissen, dass man sich vor kriminellen Peinigern nicht mit effektiven Massnahmen schützen darf. Und wenn die Täter die Organe des Staates sind, dann wird Selbstjustiz zur Bürgerpflicht. Aber es soll die Richtigen treffen, nicht jene, die selber eher Opfer als Täter sind.

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