Internationaler Frauentag: Kinderhilfswerk trägt in Lateinamerika zur Verbesserung der Situation bei

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Nach dem Bericht „Progress of the World’s Women 2015-2016“ der Vereinten Nationen (UN) konnte keine andere Region der Welt zwischen 1990 und 2013 ein stärkeres Wachstum bei der Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt verzeichnen als Lateinamerika (Fotos: nph deutschland)
Datum: 01. März 2016
Uhrzeit: 12:05 Uhr
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Autor: Redaktion
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Seit 1975 feiern die Vereinten Nationen (UN) jedes Jahr am 8. März den Internationalen Frauentag, an dem für die Gleichstellung der Geschlechter mobilisiert wird. „2015 wurde im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele in der Agenda 2030 festgelegt, dass jegliche Form der Diskriminierung von Frauen bis 2030 beseitigt werden soll“, sagt Dagmar Schneider, Pressesprecherin nph deutschland, Karlsruhe. Besonders in Lateinamerika und der Karibik gibt es noch viel zu tun, damit dieses Ziel erreicht werden kann. Hier arbeiten Frauen vielfach in schlecht bezahlten Jobs, sind bei Haushalt und Kindererziehung auf sich allein gestellt und zudem oft mit Gewalt konfrontiert. Das lateinamerikanische Kinderhilfswerk nuestros pequeños hermanos (nph) verbessert mit speziellen Programmen die Situation von Mädchen und jungen Frauen.

Diskriminierung von Frauen in Lateinamerika hat viele Aspekte

Nach dem Bericht „Progress of the World’s Women 2015-2016“ der Vereinten Nationen (UN) konnte keine andere Region der Welt zwischen 1990 und 2013 ein stärkeres Wachstum bei der Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt verzeichnen als Lateinamerika. Dennoch liegen die Frauen mit einer Erwerbsquote von 54 Prozent deutlich hinter den Männern zurück (80 %). Im Bildungsbereich sind Frauen mit stetig steigenden Schulbesuchsraten auf der Überholspur. Trotz dieser Fortschritte liegt das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern laut UN in Lateinamerika bei 19 Prozent. Im Vergleich dazu: In Deutschland ist der Lohn von Frauen mehr als 20 Prozent unter dem von Männern. Allerdings hat die Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen in Lateinamerika gravierendere Folgen. Denn viele Länder Lateinamerikas haben eine hohe Armutsrate, was dazu führt, dass auch die Löhne von Männern sehr niedrig ausfallen. In Lateinamerika arbeiten Frauen oft in schlecht bezahlten Jobs und im informellen Sektor und können sich kaum ihren Lebensunterhalt verdienen. Stark benachteiligt sind sie auch, wenn es um Hausarbeit und Kinderbetreuung geht: In zehn von 13 untersuchten Ländern der Region arbeiten sie täglich viele Stunden länger als Männer, wenn unbezahlte Haushaltstätigkeiten in die Statistik einbezogen werden.

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In Guatemala verbringen Frauen gar fünf Mal mehr Zeit mit unbezahlter Hausarbeit als Männer. Auch haben in den vergangenen Jahren Single-Eltern-Haushalte in der Region zugenommen, die meisten davon werden von Frauen geführt. Dies ist insofern problematisch, da Frauen besonders anfällig für Armut sind. Die Armutsrate in Lateinamerika ist in den vergangenen Jahren zwar generell gesunken, der Anteil von Frauen in Haushalten mit Einkommen unter der Armutsgrenze aber signifikant gestiegen. Nicht zuletzt ist die vorherrschendeGewalt in der Region ein Problem, mit dem sich vor allem Frauen konfrontiert sehen. Lateinamerika verzeichnet die höchste Mordrate an Mädchen und Frauen weltweit. In Honduras wird nahezu ein Drittel aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren mindestens einmal im Leben Opfer physischer Gewalt.

nph unterstützt Mädchen und junge Mütter

nph versteht sich als Teil der globalen Initiative, um die Gleichberechtigung weiter voranzutreiben. Das Kinderhilfswerk trägt in Lateinamerika zur Verbesserung der Situation von Mädchen und Frauen bei. Eine solide Schulausbildung in den zehn nph-Kinderdörfern soll die Mädchen vor prekären Arbeitsverhältnissen zu Dumping-Löhnen im späteren Berufsleben schützen. Umfangreiche Ausbildungsgänge in den nph-eigenen Lehrwerkstätten ermöglichen ihnen staatlich zertifizierte Lehrabschlüsse mit Zukunft.

Pasos Pequeñitos – die Kindertagesstätte für alleinerziehende Mütter

Mit Pasos Pequeñitos (zu Deutsch: kleine Schritte) bietet nph alleinerziehenden Müttern in Tegucigalpa, Honduras, einen Ausweg aus der Armutsspirale. Hier betreuen die Mitarbeiter die Kinder der Frauen, während diese arbeiten gehen oder Kurse belegen können, um eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Die Kindertagesstätte feierte im Dezember 2015 ihr zehnjähriges Bestehen. Seit seiner Gründung half nph über 100 Kindern und 80 Frauen, die sich eine reguläre Kinderbetreuung nicht leisten konnten. Derzeit können täglich bis zu 20 Kinder betreut werden. Der Bedarf ist damit aber bei weitem nicht gedeckt. Dr. Vera Dinkelacker, Ärztin und Gründerin der Kindertagesstätte, fasst die bisherigen Errungenschaften zusammen: „Die Erfolge der Mütter sprechen für sich: Argentina, eine Mutter mit drei Kindern ist jetzt Krankenschwester. Viele Mütter haben durch Ausbildungen im Rechnungswesen, in der Betriebswirtschaft oder durch eine Lehre ihre finanzielle Situation verbessert. Sie verdienen mehr Geld und können ihre Kinder gut versorgen.“

Chicas Poderosas – das Förderprogramm für starke Mädchen

Chicas Poderosas (Deutsch: starke Mädchen) ist das Kernprogramm von nph zur Frauenförderung. Im Rahmen dieses Programms werden in den Kinderdörfern wöchentlich Diskussionen und Workshops organisiert, Projekte realisiert und Ausflüge veranstaltet. Die Betreuer klären die Mädchen über ihre grundlegenden Rechte auf und bereiten sie auf ein selbstbestimmtes Leben vor. Die Mädchen und jungen Frauen können sich in diesem Gremium mit Gleichgesinnten austauschen, Probleme ansprechen und Konflikte lösen. Dadurch wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Zurzeit nehmen 200 Mädchen in Guatemala, Honduras, Mexiko und Nicaragua an Chicas Poderosas teil.

Als erfolgreiche Anwältin in Honduras – ein steiniger Weg

Wie UN-Statistiken zeigen, liegt die Erwerbsquote der Frauen in Honduras mit knapp über 40 Prozent weit unter der von Männern (80 %). Auch die Arbeitslosenrate ist bei Frauen wesentlich höher. Honduranische Frauen verbringen täglich dreimal so viel Zeit mit Kinderbetreuung und Haushalt als Männer. In diesem Umfeld schien es Sandra Leticia Baca Pozo zunächst unmöglich, ihren Traum einer Anwaltskarriere zu verwirklichen. Heute ist sie 36 Jahre alt, erfolgreich als Anwältin tätig und liebt ihren Job über alles. Bevor Sandra mit elf Jahren ins nph-Kinderdorf kam, war ihr ein regelmäßiger Schulbesuch nicht möglich. Nachdem die Mutter gestorben war, musste sie zuhause bleiben und sich um ihre Geschwister kümmern während der Vater arbeitete. „Hier in Honduras ist die Benachteiligung von Frauen alltäglich. Das fängt schon in der Familie an: Frauen wird beigebracht, den Haushalt zu führen, während der Mann arbeitet. Viele Mädchen gehen nicht zur Schule, weil sie zuhause mithelfen müssen“, so Sandra Leticia Baca Pozo. Die junge Frau ist stolz auf ihr Universitätsstudium. Für sie ist klar: „Frauen gut auszubilden ist unumgänglich, um eine zukunftsfähige Gesellschaft zu schaffen. Denn nichts hat mehr Einfluss auf das Bildungsniveau eines Kindes als die Ausbildung seiner Mutter.“

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