Kolumbien: Bevölkerung lehnt Friedensvertrag mit der Farc-Guerilla ab – Update

abstimmung

Die kolumbianische Bevölkerung hat in einer Volksabstimmung am Sonntag (2.) den Friedensvertrag zwischen der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos und der linksgerichteten Guerilla-Organisation FARC offenbar knapp abgelehnt (Grafik: Internet)
Datum: 03. Oktober 2016
Uhrzeit: 01:01 Uhr
Leserecho: 13 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die kolumbianische Bevölkerung hat in einer Volksabstimmung am Sonntag (2.) den Friedensvertrag zwischen der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos und der linksgerichteten Guerilla-Organisation FARC offenbar knapp abgelehnt. Nach vorläufigen Angaben aus Bogotá erreichte das Lager der Gegner nach Auszählung von 99,98% aller Wahllokale 50,21 Prozent der Stimmen (6.430.604), die Befürworter kamen nur auf 49,78 Prozent (6.373.382). An der Wahl konnten 35 Millionen Wahlberechtigte im In- und Ausland teilnehmen. Dass sich ausgerechnet Kubas Diktator Raúl Castro und Venezuelas Präsident Nicolás Maduro als Friedensstifter zu etablieren versuchten, während zu Hause die Opposition weggesperrt, verprügelt oder gar ermordet wird, hatte den Kritikern des Referendums zuletzt zusätzlichen Auftrieb gegeben.

Sollten sich die Angaben bestätigen, droht dem Nachbarland von Venezuela ein politisches Chaos. Die in den letzten vier Jahren auf Kuba ausgehandelten Vereinbarung zwischen Regierung und FARC fehlt die demokratische Legitimation. Beobachter rechnen bereits mit einem Rücktritt des Staatsoberhauptes. Santos hatte bei seiner Stimmabgaben noch bekannt gegeben, „keinen Plan B“ zu haben.

Update, 3. Oktober

Während einer Rede gab Präsident Santos bekannt, „Frieden bis zur letzten Minute meines Mandats zu suchen“. Das Staatsoberhaupt betonte, dass der „bilaterale Waffenstillstand mit der Guerilla-Gruppe in Kraft bleibt“. In der jüngsten Umfrage von Ipsos-Napoleón Franco hatten 88% der Befragten angegeben, dass die Guerilla-Führer für ihre begangenen Verbrechen an der Bevölkerung ins Gefängnis müssten und 75% wollten nicht, dass sich die FARC an der Politik des Landes beteiligt.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Malte

    Das ist der Unterschied zu Deutschland. Dort sitzen die Verbrecher aus der Ostzone auch in der Politik!

  2. 2
    C.H. Sievers

    Dummheit und Borniertheit, sowie die ewig Gestrigen, im Stil des Álvaro Uribe und ganz nach den limitierten Denkmustern des US.- Nachbarn, Trump haben leider gesiegt. Auch vor dem Hintergrund des Pseudonym- Demokratischen Gangsterregimes in Venezuela und möglicherweise der Tatsache, dass das Abkommen in Havanna und nicht, z.B. in USA verhandelt wurde, ist das Ergebnis zu betrachten. Es ist ein weiteres, rückwärtsgekehrtes Trauerspiel für Kolumbien und für ganz Lateinamerika und gibt einen Ausblick auf das, was der Hemisphere droht, wenn Trump in USA siegt. Venganza en este momento sirve para nada! La tristeza sigue igual!

    • 2.1
      annaconda

      Lesen sie doch bitte erst die 300 Seiten des sogenannten Friedensabkommen,bevor sie Stellung nehmen.Das war ein Privatabkommen zwischen Santos ,Castro und der FARC unter Ausschluss der Mehrheit der Kolumbianer.Wenn man schon Kuba als Sitz der Verhandlungen wählt,sagt das schon viel aus.Zum Glück haben die Kolumbianer sich nicht manipulieren lassen,wie es in Venezuela geschah,wo sie Tür und Tor den kubanischen Diktatoren geöffnet haben.Mit dem bekannten Ergebniss! Man kann seine Landesverfassung nicht verdrehen zwecks einem Abkommen,welches nur eine Seite privilegiert.Das hat nichts mit Dummheit und Borniertheit zu tuen ,wenn man einen transparenten Friedensprozess mit Inklusion der Betroffenen fordert.Wie ist es möglich der Farc z.b der 10 Sitze im Parlament anzubieten ohne dass diese über den Weg der Wahlen geschieht.Oder 24 Monate Pension für jeden Guerrillero,welche über dem Mindestlohn eines arbeitenden Kolumbianer liegt.Straffreiheit etc.,etc.Das akzeptieren dieses unausgeglichenen Abkommens hätte mehr Unfrieden für Kolumbien bedeutet.Täter und Opfer mit zweierlei Maß messen,auf dieser Ungerechtigkeit lässt sich kein dauerhafter Frieden aufbauen.

      • 2.1.1
        C.H. Sievers

        Ich glaube nicht, dass Sie die 300 Seiten des Abkommens kennen. Das mit dem Privatabkommen zwischen Santos, Castro und der FARC, unter den Augen der UN halte ich für einen ziemliche Räuberpistole und auf das „erhebliche Problem“ der Verhandlungen in Havanna und dem pseudo- Demokratischen Regime in Venezuela, welche die FARC zumindest unterstützt hat, hätte ich bereits hingewiesen.
        Dennoch bleibt es dabei wieder einmal eine historische Chance für Frieden in der Region verpasst zu haben. Denken Sie einmal in Ruhe darüber nach, wer die wahren Nutznießer des am kochen haltenden Konflikts sind, dann werden Sie wissen wer und wo der unmenschliche Feind ist. Bei einer nachhaltigen Lösung in der Region und auf dieser Welt müssen alle Beteiligten an den Tisch. Für bornierten Revanchismus ist dort kein Platz, ob Ihnen und auch mir dies nun passt oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Kommen Sie in der wirklichen Welt an!

      • 2.1.2
        Annaconda

        Die Wenigsten kennen oder kannten die Seiten des Abkommens(darauf beziehe ich mich mit privat ,unter Ausschluss vieler Beteiligten)Santos hat quasi den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht.Ich lebe nahe der kolumbianischen Grenze und mein Partner ist Kolumbianer,somit bin ich stets interessiert/informiert.Santos wollte um jeden Preis ein Friedensabkommen,denn er wollte den Friedensnobelpreis ,welcher in diesen Tagen vergeben wird.Ich sehe nicht,dass ein einmalige Chance verpasst wurde,im Gegenteil die Mehrheit inklusive Farc sind nicht daran interessiert den Konflikt ewig aufrecht zu erhalten.Die grosse Mehrheit will auch nicht blinde Revanche.Was man will ist einen gerechten und damit dauerhaften Friedensvertrag.Aber uneingeschränkt Konzessionen nur an eine Seite zu vergeben,wäre keine zufriedenstellende Lösung gewesen.Und wie gesagt,wir haben ja gesehen ,wohin Straffreiheit für eine Partei,die Einmischung der kubanischen Regierung und die Verdrehung der Landesverfassung in Venezuela ,hinführten.Die Kolumbianer sind da alarmiert,zu recht.

      • 2.1.3
        Martin Bauer

        Dieser geradezu manische U.S.A-Hass, ein Virus, der in der Anfangszeit des Kalten Krieges von Moskau auf die westliche Welt losgelassen wurde, hat ganz besonders in Deutschland viele Opfer befallen. Bei einem gebürtigen Venezolaner eher ungewöhnlich, aber, wie wir sehen, nicht ausgeschlossen. Er macht den Erkrankten völlig blind für die Vorgänge dieser Welt und reduziert alles Übel auf den einen Überteufel, Uncle Sam.

        Schade eigentlich, denn so manches potentiell leistungsfähige Hirn, das für seinen Träger und dessen Umfeld nützlich sein, vielleicht sogar Grosses leisten könnte, wird damit de-facto ausser Kraft gesetzt. Das erinnnert mich ein wenig an meinen früheren Proffessor für Bauphysik. Der pflegte in Vorlesungen aus seiner Zeit in Ostasien zu erzählen und schloss stets mit den Worten: „Wenn einer Malaria hat, dann stirbt er oder er wird wahnsinnig. Jungs, ich weiss wovon ich rede, ich hatte Malaria!“ Ihm blieben zumindest Momente der Selbsterkenntnis.

      • 2.1.4
        C.H. Sievers

        Fr. Annaconda, wir stimmen ja, wie Sie meinen Beiträgen entnehmen können weitgehend überein.
        Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie die 300 Seiten des Friedensabkommens auch nicht kennen. Damit sind Ihre Hinweise auf selbiges obsolet.
        An der sog. Volksabstimmung haben nach mir vorliegenden Informationen der internationalen Presse, mangels entsprechender Beteiligung gerade einmal 20% der Wahlberechtigten teilgenommen. So sieht wohl kaum eine repräsentative Volksabstimmung aus!
        Das die ganze Sache mit Blick auf den Verhandlungsort Havanna und den äußerst undemokratischen Nachbarn Venezuela [dessen stolzer Staatsbürger ich bin] äußerst problematisch ist, habe ich bereits mehrfach dargestellt.
        Ich stimme Ihnen absolut 100% zu, auf Ungerechtigkeiten lässt sich kein dauerhafter Frieden aufbauen und bleibe trotzdem dabei, dass für borniertem Revanchismus kein Platz ist, ob Ihnen und auch mir dies nun passt oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle.
        Es müssen alle an einen Tisch und jeder muss seine Position einbringen.

      • 2.1.5
        Annaconda

        Herr C.H Sievers ihr Kommentar 2.1.4 : Ich kenne zwar die 300 Seiten nicht komplett,aber einige Punkte des Abkommens und die sind leider ungerecht und unakzeptabel.Kolumbien hat in fast allen Wahlprozessen wohl eine extrem hohe Abstinenz.Das mag wohl zum einem an geographischen Bedingungen liegen, andererseits aber auch an dem wohl berechtigten Misstrauen gegenüber den Politikern.

      • 2.1.6
        C.H. Sievers

        Auch dem stimme ich zu. Zusatz zum abstinenten Wahlprozess, gilt auch für Venezuela: wahrscheinlich, so die Internationale Presse, hat man nicht genug Schmiergeld bezahlt und den üblichen Stimmenkauf betrieben.

      • 2.1.7
        Martin Bauer

        Bezüglich Venezuela lag die Wahlbeteiligung in den letzten 10 Jahren üblicherweise bei über 60%, zumeist bei über 70% und zuletzt bei über 80%.

        Simmenkauf von Seiten der Opposition kam mir nicht zu Ohren, und meine Frau ist da landesweit hervorragend vernetzt und informiert, seitens der Regierung allerdings schon. Aber das fiel nicht ins Gewicht.

      • 2.1.8
        C.H. Sievers

        Das mit der Wahlbeteiligung in YV wird sicher stimmen. Stimmenkauf gehört in YV zur örtlichen Folklore, leider und natürlich kaufen die Stimmen i m m e r die politischen Gegner, ist schon klar. Nichts gegen Ihre werte Fr. Gemahlin und deren Vernetzung. Ich bin auch ganz ordentlich vernetzt und das über meine Familie schon seit 1939.

  3. 3
    Martin Bauer

    Frieden ist ja eine wunderbare Sache, aber nicht zu jedem Preis. Endlich mal ein Volk, das über die Arroganz und Unverschämtheit seiner Regierung triumphiert, anstatt umgekehrt, und auch das Recht dazu erhält. In D. träumen die Menschen davon nur, und Merkel gab mal öffentlich zum Besten, „Das Volk hat die falsche Meinung“. Die Meinung der Mehrheit ist zu respektieren, vor allem von der Regierung, egal ob man sie selber für richtig oder falsch hält.

    Das kolumbianische Volk verdient Respekt und Hochachtung für dieses mutige Votum. Gesunder Menschenverstand ist halt bei einfachen Leute doch weiter verbreitet, als bei den „Highbrows“, wie die Angelsachsen sie nennen.

    • USA- Hass??? Der einzige der ständig davon davon spricht, sind Sie und ich sehe auch nicht dass hier irgendjemand von irgend einem Virus, bzw. Moskau- Virus befallen ist.
      Sie sind intelligent und können sich bilden und lesen.
      Lesen Sie die Geschichte der Karibik und Mittelamerikas der 1930-1940-1950-1960-1970-1980 Jahre und schauen sich sich die Untaten der dort durch USA- installierten, u l t r a b r u t a l e n Diktatoren, in der Art eines: Fulgencio Batista, Rafael Leonidas Trujillo, Anastasio Somoza, Manuel Noriega, Francois Duvallier, etc, etc. an.
      Wie formulierte es doch gleich ein US.- Außenminister in der Zeit über R.L.Trujillo: „oh, we know he is a son of a bitch, but he is our son of a bitch“ [können Sie belastbar in den Geschichtsbüchern nachlesen].
      Oder weiter diejenigen U l t r a b r u t a l o s der 1970 und 1980-iger Jahre, in Lateinamerika, so z.B. im bestialischen Stil eines Augusto Pinochet und Jorge Videla.
      Aber ja,ja, ja natürlich ich weis, die waren allen nur das legitime Mittel zum Zweck um die sog „freie Welt“ vor dem Joch des Kommunismus zu bewahren. Etwas noch ekligeres, als derartige Heuchelei, wie sie gerne betrieben wird, kann ich mir gar nicht vorstellen!!! Und deswegen durften diese Herren, Morden, bestialisch Foltern, Frauen, Kinder und Männer vergewaltigen, brandschatzen, Rauben, Krieg anzetteln, mir Drogen und Waffen handeln u.v.m. und unsägliches Leid über die Region bringen, mit Auswirkungen, welche bis heute anhalten.
      Was glauben, bzw. wissen Sie eigentlich, woher der sog. Chavismo kommt und sein Wurzeln und Ursachen hat.
      Welche „schöne Geschichte“ wollen Sie hier eigentlich auftischen? Die können Sie doch alles nicht selber ernsthaft glauben.
      Ich werde deswegen für die Untaten der „anderen Seite“ keinesfalls eine Lanze brechen, aber sehr, sehr kritische Betrachtungsweisen gegenüber dem imperialen, großen Bruder aus dem Norden behalte ich mir mit Blick auf belastbare Weltgeschichte, auch die US.- Schweinereien in Indochina weiterhin vor.
      Der sog. „Moskau- Virus“ (oder auch Moskau- Imperialismus) steht für mich hier überhaupt nicht zur Debatte, denn dieser ist und war in jeder Hinsicht überhaupt keine Alternative.
      Von Ihnen Herr Bauer erwarte ich, da sich sich als intelligenter Zeitgenosse darstellen, deutlich mehr differenzierte Betrachtungsweisen.
      Ich könnte jetzt auch noch anfangen meine Baukonstruktionslehre- Profs. zu zitieren, aber was tut das hier zur Sache, Herr Kollege?

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