Paraguay – Brasilien: Guaraní profitieren nicht von kommerzieller Nutzung der Stevia-Pflanze

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Die Guaraní aus dem Paraguay und Brasilien nutzen Stevia bereits seit mehr als 1000 Jahren. Sie haben seine Süsskraft entdeckt (Foto: publiceye/Luis Vera)
Datum: 16. November 2016
Uhrzeit: 19:15 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Entgegen der Biodiversitätskonvention und dem Nagoya-Protokoll profitieren die Guaraní, welche die Stevia-Pflanze als Süssstoff entdeckt haben, bislang nicht von deren kommerzieller Nutzung. Nun fordern die betroffenen indigenen Gemeinschaften offiziell ihre Rechte ein. Die Schweizer Firma Evolva, welche nächstes Jahr gemeinsam mit Cargill einen neuen Stevia-basierten Süssstoff lancieren will, ist bereit mit den Guaraní eine Vereinbarung für einen „gerechten Vorteilsausgleich“ auszuhandeln. Coca-Cola als grösster Nutzer verweigert hingegen sogar die Anerkennung des Problems. Eine Petition fordert den US-Getränkeriesen deshalb auf, seine Biopiraterie zu beenden.

Vor einem Jahr deckten Public Eye, Pro Stevia Schweiz und eine internationale NGO-Koalition die Schattenseite des Booms (PDF, 4.7 MB) von Stevia-basierten Süssstoffen (Steviolglykosyden) auf. Dabei forderten sie von Firmen, die diese herstellen oder nutzen, mit den Guaraní Kontakt aufzunehmen, um einen gerechten Ausgleich zur kommerziellen Pflanzennutzung zu verhandeln. Nun machen die in der Grenzregion zwischen Paraguay und Brasilien lebenden Guaraní-Völker Paî Tavyterâ und Kaiowa erstmals ihre Rechte geltend. In einer Erklärung kritisieren sie die „multinationalen Konzerne, die von unserem Wissen und unserer Biodiversität profitieren“ und verlangen Verhandlungen für einen gerechten Vorteilsausgleich.

Ein heute von Public Eye und seinen Partnern veröffentlichter Bericht (PDF, 2.1 MB) zeigt die Reaktion der mit den Guaraní-Forderungen konfrontierten Unternehmen. Von den Schweizer Firmen will namentlich Evolva seine Verantwortung wahrnehmen. Die Basler Firma, die in Partnerschaft mit Cargill mittels synthetischer Biologie Steviolglykoside herstellen wird, ist bereit, mit den Guaraní über einen Vorteilsausgleich zu sprechen. Nestlé bekräftigt derweil, das Prinzip des Vorteilsausgleichs zu unterstützen und prüft die Möglichkeit, sich betreffend Stevia „verstärkt zu engagieren“. Coca-Cola und Unilever hingegen weigern sich, diesbezügliche Fragen überhaupt zu beantworten. Coca Cola, der wohl bedeutendste Steviolglykosid-Nutzer weltweit, verweist zwar auf das traditionelle Wissen der Guaraní, um die Verkaufszahlen von „Coca-Cola Life“ zu steigern, weigert sich aber ihre Rechte anzuerkennen. Deshalb lancieren Public Eye, Pro Stevia Schweiz und SumOfUs heute eine Petition, die den Getränkeriesen dazu bringen soll, diesen krassen Fall von Biopiraterie umgehend zu beenden.

Auch auf die Kritik am irreführenden Marketing, das bei vielen Produkten mit Steviolglykosiden zum Einsatz kommt, reagieren einige Schweizer Firmen positiv, darunter Bernrain und Henniez. Sie verzichten künftig – wie es die Schweizer Gesetzgebung verlangt – auf die Bezeichnungen „natürlich“, „Steviaextrakt“ oder „mit Stevia gesüsst“ sowie auf die Darstellung von Steviablättern in Werbung und auf Etiketten.

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