Brasilien: Mittelkürzungen bedrohen Volk der Yanomami

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Ein Yano (Gemeinschaftshaus) unkontaktierter Yanomami im brasilianischen Amazonasgebiet, Luftaufnahme von 2016 (Fotos: Guilherme Gnipper Trevisan/Hutukara)
Datum: 08. Dezember 2016
Uhrzeit: 11:36 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation „Survival International“ plant die brasilianische Regierung die Mittel für eine Abteilung zu kürzen, die das Land unkontaktierter Völker vor Abholzung und Bergbau schützt. Es wird befürchtet, dass unkontaktierte Indigene dadurch ausgelöscht werden könnten. Darunter auch die Yanomami, deren Fotos vor wenigen Wochen für Schlagzeilen sorgten. Die Indianerschutz-Behörde (FUNAI), die schon jetzt chronisch unterfinanziert ist, könnte unter den geplanten Haushaltskürzungen der brasilianischen Regierung weitere empfindliche Einschnitte erfahren. Schätzungen zufolge befinden sich bis zu 5.000 illegale Goldsucher im Yanomami-Gebiet. Der Goldabbau hat zur Verbreitung von Malaria beigetragen und Flüsse mit Quecksilber belastet.

Ninawa Kaxinawa sagte gegenüber Survival International: „Wir Indigenen sind gegen diese Pläne. Sie sind sehr gefährlich für uns und besonders für die unkontaktierten Indianer. Sie leben schon in ständiger Angst vor Holzfällern, Bergarbeitern und anderen Eindringlingen. Sie sind Menschen wie alle anderen und haben das Recht zu leben, wie sie es wollen.“ Amiri Awá, ein Sprecher der Awá, erklärte gegenüber der brasiliansichen Organisation CIMI: „Wir wollen nicht, dass sie das Einsatzteam für Awá Guajá aufgeben. Wir wollen, dass FUNAI, gemeinsam mit den Awá, weiterhin unser Land und unsere unkontaktierten Verwandten schützt.“ Yanomami-Sprecher und Schamane Davi Kopenawa sagte Survival: „FUNAI existiert, um indigene Völker zu schützen. Wenn Präsident Temer das Budget von FUNAI kürzt, wird uns dies töten.“

Schätzungen zufolge leben mehr als 100 unkontaktierte Völker im Amazonas-Gebiet, die Mehrheit davon in Brasilien. Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Die meisten leben in kleinen Gruppen, wie die Yanomami auf diesen Fotos. Eindringlinge, die Gewalt und Krankheiten wie Grippe oder Masern in ihre Gebiete bringen, könnten sie auslöschen.

Hintergrund

FUNAIs Aufgabe ist der Schutz indigener Territorien in Brasilien. Es gibt 12 Spezialeinheiten für den Schutz des Landes unkontaktierter Völker. Sie überwachen abgelegene Teile des Amazonasgebietes zum Schutz vor Eindringlingen. Das indigene Territorium der Yanomami im Norden Brasiliens ist die Heimat von rund 22.000 Yanomami. Mindestens drei Gruppen leben unkontaktiert. Das Reservat wird von einem FUNAI-Team vor Ort bewacht, das auf Regierungsunterstützung angewiesen ist. Insgesamt gibt es rund 35.000 Yanomami, darunter einige in Venezuela.

Brasilianer*innen nennen die Pläne zum Einfrieren der Ausgaben (Verfassungsänderung PEC 241/55) auch „PEC des Todes“. Damit sollen unter anderem die Regierungsausgaben für FUNAI, Bildung und Krankenversorgung für 20 Jahre eingefroren werden. Zusätzlich drohen FUNAI Mittelkürzungen für 2017, die der Kongress demnächst verabschieden soll. FUNAIs Budget für 2017 entspricht dem Budget von vor 14 Jahren und liegt somit deutlich unter dem Bedarf, den die Behörde zum Schutz indigenen Landes hat.

Politiker*innen in Brasilien debattieren zudem eine Reihe von Vorschlägen, die die Gründung neuer indigener Territorien verhindern würden. Bestehende Gebiete könnten zur wirtschaftlichen Erschließung geöffnet werden (PEC 215). Das indigene Territorium der Yanomami wurde 1992 geschaffen, nach einer jahrelangen Kampagne von Davi Kopenawa Yanomami, Survival International und der Pro-Yanomami Commission (CCPY).

Pressemitteilung

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