Adveniat und MISEREOR zur Kolumbienreise von Papst Franziskus

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Papst Franziskus stammt aus Argentinien (Foto: ScreenshotYouTube)
Datum: 01. September 2017
Uhrzeit: 15:19 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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„Wir lassen Kolumbien auf dem Weg zum Frieden nicht allein!“ Diese Botschaft sendet Papst Franziskus mit seiner Kolumbienreise vom 6. bis zum 10. September in die Welt. Davon sind Pater Michael Heinz SVD, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und der MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel überzeugt. Sie werden auf Einladung der Kolumbianischen Bischofskonferenz den Papst auf seiner Reise begleiten. Der extreme Gegensatz zwischen Arm und Reich sowie die ungerechte Landverteilung führten zu mehr als fünfzig Jahren Krieg und Gewalt mit mehr als 220.000 Toten, 60.000 Vermissten, sieben Millionen Vertriebenen Bis heute ist die Gesellschaft des südamerikanischen Landes tief gespalten. Damit Versöhnung und Frieden möglich werden, brauchen die Kolumbianer gerade auch nach der Unterschrift unter den Friedensvertrag zwischen der Regierung und der Farc, der größten Rebellengruppe des Landes, einen langen Atem. Das gilt aber auch für die internationale Gemeinschaft. Die beiden kirchlichen Hilfswerke unterstützen deshalb auch weiterhin zahlreiche Projekte mit jährlich zusammen rund zehn Millionen Euro.

Der Kritik, der Papst komme zu spät, der Friedensvertrag sei längst unterschrieben, hält der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz, entgegen: „Erst jetzt, nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags und der Entwaffnung der Farc, kann der Aufbau eines friedlichen Kolumbiens beginnen. Deshalb reist der Papst im richtigen Moment nach Kolumbien.“ Adveniat unterstützt mit seiner langfristigen Aktion „Frieden jetzt!“ direkt Einrichtungen der kolumbianischen Kirche wie die Nationale Versöhnungskommission oder den Bischöflichen Friedensrat. „Die Kirche ist die einzige Institution, der alle Seiten vertrauen“, so Pater Heinz. „Sie hat sechzig ausgewählte Opfer nach Havanna zu den Verhandlungen zwischen Regierung und Farc begleitet. Die kolumbianische Kirche unterstützt mit Hilfe von Adveniat die jetzt aufgenommenen Friedensgespräche zwischen der Regierung und der ELN, der zweiten großen Guerillabewegung. Und sie hat die Schulung der Priester in den Regionen übernommen, in denen Farc-Übergangslager errichtet wurden. Diese haben bei der größtenteils abgeschlossenen Entwaffnung für eine Annäherung zwischen Rebellen und der Bevölkerung gesorgt.

„MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel sieht Kolumbien nach Abschluss des Friedensvertrags an einem heiklen Punkt. „In den vom Konflikt betroffenen Gebieten haben nach dem Rückzug der Farc-Rebellen andere illegale und bewaffnete Akteure die Kontrolle übernommen. Bedrohungen und Morde nehmen wieder zu.“ Der Staat sei bislang nicht in der Lage, das Machtvakuum zu füllen. „Es ist zudem nicht akzeptabel, dass bei der Umsetzung des Friedensprozesses durch Staat und Vertreter der UN lokale zivilgesellschaftliche Organisationen ausgegrenzt werden. Ohne ihre Beteiligung und Mitgestaltung wird ein dauerhafter Frieden schwerer zu erreichen sein“, beobachtet MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Spiegel.

Bislang verläuft die Wiederansiedlung eines Teils der insgesamt etwa sieben Millionen Binnenvertriebenen in ihre früheren Territorien nur sehr langsam – obwohl auch der Friedensvertrag entsprechende Vereinbarungen enthält. MISEREOR unterstützt deshalb in Kolumbien die Beratung von Vertriebenen, die vielfach schon seit Jahren um eine Entschädigung und die Rückgabe von Land kämpfen. Ebenso setzt sich MISEREOR dafür ein, dass benachteiligte Bevölkerungsgruppen auf dem Land dauerhafte Zukunftsperspektiven erhalten und dabei selbstbestimmt und unabhängig leben können. Darüber hinaus engagieren sich Partnerorganisationen von MISEREOR für ein Ende der nach wie vor weitverbreiteten Straflosigkeit und unterstützen Anwälte und Richter, die die Einhaltung der Menschenrechte einfordern und sich deswegen zum Teil massiven Drohungen ausgesetzt sehen.

„Die Opfer von fünfzig Jahren Krieg und Gewalt dürfen nicht zum zweiten Mal Opfer werden“, betont Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Heinz. „Die indigenen Völker, die bereits unter den Kämpfen zwischen Rebellen, Militär und Paramilitärs gelitten haben, befürchten, dass nun internationale Konzerne die verbesserte Sicherheitslage nutzen, um auf ihren Territorien Rohstoffe abzubauen – mit unabsehbaren Folgen für die Umwelt und die ursprünglichen Völker.“ Um die Lebenswelt der indigenen Völker zu schützen, haben die Kirchen der neun Amazonas-Staaten mit vielen kirchlichen Organisationen, wie MISEREOR und Adveniat, das panamazonische, kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmzónica) gegründet. Gemeinsam setzen sie sich gegen die fortschreitende Umweltzerstörung und für das Überleben sowie die Rechte der indigenen Völker ein. Damit setzt Repam die Forderungen der Enzyklika Laudato si` von Papst Franziskus in die Tat um.

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