Massenverlust des Antarktischen Eisschilds beschleunigt

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Die Studie bestätigt, dass die größten Änderungen in der Westantarktis geschehen. Der Massenverlust betrug hier in den 1990er Jahren 53 Gigatonnen pro Jahr (Foto: Latinapress)
Datum: 15. Juni 2018
Uhrzeit: 06:11 Uhr
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Autor: Redaktion
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Massenverluste des Antarktischen Eisschilds ließen den globalen Meeresspiegel in den vergangenen 25 Jahren um 7,6 Millimeter steigen, davon allein in den letzten fünf Jahren um 3,0 Millimeter. In der Westantarktis beträgt der Massenverlust heute annähernd 160 Gigatonnen pro Jahr. Dies hat die internationale Studie „Ice Sheet Mass Balance Inter-Comparison Exercise (IMBIE)“ ermittelt, deren Ergebnisse am 14. Juni im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht werden. Die Studie führt 24 individuelle Auswertungen von Satellitenmessungen zusammen und basiert damit auf Daten von neuem, bisher nicht erreichtem Umfang.

Der TUD-Wissenschaftler Martin Horwath, Professor für Geodätische Erdsystemforschung am Institut für Planetare Geodäsie, sowie seine beiden Mitarbeiter Ludwig Schröder und Andreas Groh sind an dieser Studie maßgeblich beteiligt. Ludwig Schröder erklärt dazu: „Altimetersatelliten erfassen flächendeckend die Höhenänderungen des kilometerdicken Eisschilds. Wir haben Daten von fünf verschiedenen, zeitlich aufeinander folgenden Satellitenmissionen ausgewertet, um Änderungen über den gesamten 25-Jahres-Zeitraum seit 1992 zu erfassen.“ Schröder war damit einer von zwei Teilnehmern, die derart umfassend Höhenänderungen des Eisschilds auswerteten.

Andreas Groh erläutert: „Die Analyse kleiner Änderungen der gravitativen Anziehungskraft der Erde ist eine zweite an der TU Dresden benutzte Methode, um Eismassenänderungen zu bestimmen. Wir haben dazu Daten der Satellitenmission GRACE – das steht für Gravity Recovery and Climate Experiment – analysiert. Die Ergebnisse, zusammen mit der gründlichen Abschätzung von Unsicherheiten, werden seit längerem durch ein öffentlich zugängliches Datenportal einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung gestellt und flossen nun in die Vergleichsstudie ein.“ Das Portal ist unter data1.geo.tu-dresden.de erreichbar.

Einer der beiden leitenden Autoren der Studie, Dr. Erik Ivins vom NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, verbringt gerade einen Forschungsaufenthalt am Institut von Professor Horwath. Er kommentiert die Veröffentlichung: „Die längere Dauer des Beobachtungszeitraums, die größere Zahl von an der Studie beteiligten Wissenschaftlern, Verbesserungen der satellitengestützten Messverfahren und eine verbesserte Handhabung der Unsicherheiten in der Datenauswertung und Interpretation – all das trägt dazu bei, dass wir die bisher zuverlässigste Studie über Massenänderungen des Antarktischen Eisschilds vorlegen können.“

Die Studie bestätigt, dass die größten Änderungen in der Westantarktis geschehen. Der Massenverlust betrug hier in den 1990er Jahren 53 Gigatonnen pro Jahr und erhöhte sich bis zum Zeitraum 2012 bis 2017 auf 159 Gigatonnen pro Jahr, weil sich die großen Ausflussgletscher beschleunigt haben und das kontinentale Eis schneller abfließen lassen. An der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel stiegen, bedingt durch beschleunigten Gletscherausfluss nach dem Kollaps von Schelfeisen, die Verluste von sieben Gigatonnen pro Jahr in den 1990er Jahren auf 33 Gigatonnen pro Jahr in den 2010er Jahren. In der Ostantarktis sind die Ergebnisse mit größeren Unsicherheiten behaftet, doch sind hier die Eismassen ungefähr im Gleichgewicht.

Eine Gigatonne (1 Milliarde Tonnen) entspricht der Masse von einem Kubikkilometer Wasser. Nimmt kontinentales Eis um 100 Gigatonnen ab, steigt der Meeresspiegel im globalen Mittel um 0.28 Millimeter.

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