Frieden und Sicherheit in Haiti

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Datum: 25. November 2009
Uhrzeit: 17:14 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Tuermlikaktus-3Haiti macht Fortschritte. Frieden und Sicherheit sind eingekehrt, die Kriminalität lässt sich mit normalen Ländern vergleichen, die Säuglingssterblichkeit hat ab-, die Lebenserwartung zugenommen. Das Politsystem ist demokratischer und tragfähiger geworden, Analphabetismus und Schulabsenz durch Kinder nehmen ab, Armut und Arbeitslosigkeit beschränken sich zunehmend auf Ungebildete.

Nach dem verheerenden Katastrophenjahr 2008 blieben glücklicherweise dieses Jahr größere Schicksalsschläge aus. Die Schonzeit wurde genutzt, um einen leistungsfähigen Zivilschutz aufzubauen. Neue Schulen wurden so gebaut, dass sie im Notfall als Schutzräume dienen können. Speicherbare Notvorräte wurden aufgebaut und unterhalten, Hilfsmannschaften rekrutiert und ausgebildet. Und nicht zu vergessen, Heerscharen von Agronomen und Freiwilligen sind in pausenlosem Einsatz, um Entwaldung und Erosion zu bekämpfen.

Trotz der weltweiten Finanzkrise und der vielen Länder, die die zugesagte Unterstützung nicht leisteten, konnte Haiti die Zahl der an Unterernährung leidenden Menschen im Jahr 2009 deutlich senken. Vor allem UN-Organisationen und Länder wie Brasilien, Venezuela und Argentinien leisteten jedoch ihre Hilfsprogramme, und die Unterernährung konnte deutlich gesenkt werden. Nach Berichten der haitianischen Regierung litten im November 2008 3.3 Millionen an Unterernährung, ein Jahr später waren es noch 1.9 Millionen. „Die Erfahrung in Haiti zeigt die Notwendigkeit, in die Landwirtschaft zu investieren.“

„Ein besonderer Segen für den Inselstaat ist das World Food Programm der Vereinten Nationen.“Mehr als eine halbe Million junger Haitianer nehmen die von der Organisation zur Verfügung gestellte warme Mahlzeit in Anspruch. Sie ist sehr oft die einzige Nahrung, die sie am Tag zu sich nehmen. Das Welternährungsprogramm ist ein Nebenorgan der Vereinten Nationen. Mittlerweile ist WFP die weltweit größte und leistungsfähigste Einrichtung zur Versorgung von Notopfern. Zudem führt sie zahlreiche Entwicklungsprojekte durch. In 1.400 haitianischen Schulen stellt das WFP eine tägliche kostenlose warme Mahlzeit zur Verfügung. Mehr als 530.000 Schüler/innen, von der Regierung vergessen, von den Gemeinden im Stich gelassen, profitieren von diesem Programm in den Grundschulen Haitis. Selbst die Eltern der Schulbesucher werden verköstigt. Die Verteilung von Reis, Bohnen, Öl, Fischkonserven, sowie Kanistern mit sauberem Trinkwasser erfordert einen gigantischen logistischen Aufwand.“

Aufgrund der seit Beginn des Jahres weltweit drastisch gestiegenen Nahrungsmittelpreise entstanden Finanzierungslücken von hunderten Millionen Dollar, so dass die Organisation erwägen muss, einzelne Projekte wie die Schulspeisung in Kambodscha und in anderen Ländern auszusetzen. Die Organisation ist gezwungen für Haiti neun Millionen Euro für ihr Hilfsprogramm zu beschaffen. Ohne diese Mittel sind die Vorräte innerhalb weniger Wochen verbraucht, was laut Aussagen von Eltern und Lehrkräften zu einer Katastrophe führen würde. „Durch die Hilfe der internationalen Gemeinschaft wird es möglich sein, dass im ärmsten Land Amerikas der Hunger bis zum Jahre 2025 ausgerottet sein wird“ teilte der haitianische Landwirtschaftsminister optimistisch mit. Fortschritte allenthalben.

Fortschritte auch in meinem Türmli, wo eine steinerne Wendeltreppe höher führt, zu meinem Heiligsten. Die Treppe ist mit Steinplatten, „Mosaiques“, nach alter Väter Sitte gekachelt, und schraubt sich um einen Rasen hof herum aufwärts, der Rasen ist mit einigen Christusdorn-Kakteen verziert. „Euphorbia Milii Albiflora“, wenn Sie’s unbedingt wissen wollen. Das ist – frei nach unserem Goethe – zwar Schall und Rauch, aber was großartig ist, eines der Stachelstämmchen blüht zum erstemal, und wie! In zartem Salmonrot meliert mit Seashell-Weiss leuchten die Blütenbecherchen und bieten neugierigen Insekten giftige Wolfsmilch zum Trunk. Der Name erinnert an den Entdecker Baron Milius, der Gouverneur von La Réunion war. So wie die Menschen, so wurde auch dieses bescheidene Dornengewächs aus Afrika hierher verschleppt und treibt jetzt seine Blüten. Fortschritte allenthalben.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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