Venezuela: In Caracas tickt eine Zeitbombe

Datum: 29. September 2010
Uhrzeit: 07:17 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Unkontrolliertes Wachstum verursacht massive Probleme

Der Mangel an angemessenem Wohnraum ist eines der wichtigsten Probleme in Venezuela, besonders in den großen Städten, wo aus Platzmangel immer mehr Favelas auf instabilem Untergrund entstehen. Gemäß des venezolanischen Bauministeriums fehlen im ganzen Land mindestens zwei Millionen Wohnungen.

Nicht nur bei den Parlamentswahlen erlitt der venezolanische Präsident einen Rückschlag. Schlammlawinen verursachten in der Hauptstadt Caracas 14 Todesfälle. Jahre der Desinvestition und das unkontrollierte Wachstum der „Favelas“ in den Hügeln, sind eine Zeitbombe für die Bolivarische Revolution. „Die Politik von Chávez ist nicht bisher gekommen, man hat uns einfach vergessen. Wir haben es irgendwie geschafft und beten dass bei Regen der Hügel nicht zu uns kommt“, gibt Carmen Vargas, Bewohnerin einer armseligen Hütte über den Dächern der Hauptstadt bekannt. Carmen hat bei den Wahlen am Sonntag nicht abgestimmt. Ihre Niedergeschlagenheit gegenüber der Politik ist klar: „Für uns interessiert sich niemand, wieso soll ich dann abstimmen“?

Die Einwohnerzahl der Hauptstadt ist auf Grund der informellen Stadtentwicklung (Entstehung von Barrios (Armenvierteln) durch Eigenbau an den Hängen der Berge) schwer einzuschätzen. Die Schätzungen reichen von 2 bis 3 Millionen für den zentralen Verwaltungsbezirk (Municipio Libertador) und bis zu 6 Millionen für Großcaracas mit allen seinen Außenbezirken. In Caracas dürften vier von sechs Millionen Bewohnern auf den Hängen von Hügeln angesiedelt sein, ohne dabei in die Infrastruktur der Stadt integriert zu sein. Jeder Quadratmeter bebaubaren Bodens ist ausgenutzt. Am vergangenen Wochenende verschütteten Erdmassen eine große Anzahl der Behausungen, die wie ein wucherndes Krebsgeschwür die Hügel der Metropole überziehen. Die verstopfte Kanalisation konnte die Wassermassen eines Sturmes nicht auffangen, mehrere Kinder ertranken in ihren Betten.

In der Stadt tickt eine Zeitbombe. Bereits am 15./16. Dezember 1999 kamen bei einer Überschwemmungskatastrophe mehr als 40.000 Menschen ums Leben, vornehmlich in den wuchernden Siedlungen der Armen. Die Welt spricht von einem Klimawandel, der zu einer Häufung meteorologischer Extremsituationen führt.

In seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl verkündete Hugo Chávez, dem wohl bewusst wurde wo er seine Stimmen verloren hat, er werde „Milliarden von Dollar“ in Gebäude investieren und „mindestens 25.000 Häuser bauen.“ Das Land verfügt über riesige Erdölvorräte. Statt Venezuela zum Segen zu gereichen, wurden die Erlöse unter anderem in milliardeschwere Rüstungsvorhaben investiert und haben die Probleme der Bevölkerung verschärft.

Schwere Schäden haben Regenfälle der Stärke, wie sie in den vergangenen Tagen über Venezuela hinwegzogen, auch in Honduras, Guatemala und Mexiko hervorgerufen. Unter den besonderen Bedingungen von Caracas und Umgebung aber musste das Unwetter zu einer Katastrophe werden.

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