Jedes Kind weiß, dass der Gipfel dort ist, wo es nur noch bergab geht, auf alle Seiten. Wo alles nur noch abläuft, auch das Öl. Und jedes Kind weiß, dass der Sprit langsam zur Neige geht. Peak-Oil nennt man den Gipfel der Erdölförderung, der in den wichtigsten Förderstaaten bereits überschritten ist, Erdöl sickert bergab. Der Planet wird’s ihm danken. Verzweifelt schürfen die Ölschnüffel nach neuen Vorkommen, aber die werden immer seltener, schon suchen die Taucher in der Tiefsee und die Astronauten bald auf dem Mond, die Anzüge sehen ja ähnlich aus. Abgesehen von den Anzügen werden auch passende Pipelines immer unerschwinglicher und lassen den Ölpreis explodieren, immer wuchtiger. Öl geht bergab, der Preis geht bergauf.
Doch Menschen sind erfinderisch. Sie haben längst auf Biosprit umgeschwenkt. Besonders Ethanol wird seit langem in Brasilien fabriziert, das hat dem Land zu einer respekteinflößenden Fabrik verholfen, in der ethanolbetriebene VW’s ab Fließbändern starten. Brasilien ist vom Schwellenland zum Industrieland geworden. Es exportiert heute schiffsweise Autos und Ethanol. Andere lateinamerikanische Staaten wollen dem Beispiel folgen, weitere Ethanolfabriken sind bereits in Betrieb, andere im Bau. Eines Tages müssen auch Autofabriken hinterdrein kommen, und sogar Atomkraftwerke. Vielleicht erhält VW Konkurrenz. Es entstehen jedenfalls tausende von Arbeitsplätzen, und neue Industrie- und Exportländer, vielleicht.
Eines Tages ist selbst Haiti unter diesen Ländern, vielleicht. Jedenfalls, wenn man dem neuen Entwicklungspatron, Mr. Bill Clinton glaubt. Es wäre jedenfalls keine Schnapsidee, wenn die 10′- oder 100’000 Zuckermühlen von Schnaps auf Ethanol umstellen würden.
Ich glaube allerdings, dass dies das Problem mit dem Hunger nicht lösen wird, und das mit der Armut auch nicht. Warum ? Die klassischen Ethanollieferanten sind nämlich Zucker, Weizen, Reis und Mais, ausgerechnet die wichtigsten Nahrungsmittel. Man kann sich an den Fingern abzählen, was mit den Preisen geschieht. Ein haitianischer Denker hat es so formuliert: „Jetzt fressen die Autos der Reichen das Brot der Armen“. Die Autos der Reichen sind erst noch Benzinschleudern und nicht VW’s.
Durch den Biospriteinsatz werden die Anbauflächen wichtiger Nahrungsmittel, sowie auch kostbare Wasserressourcen verschwendet. Zudem ist heute Biosprit in den westlichen Ländern, allen voran die Ethanolgewinnung aus Mais, viel zu teuer in der Herstellung.
Da suchen die Chemiker und Biologen natürlich fieberhaft nach billigeren und, vor allem, profitbringenderen Lösungen. Leider genügt da die Ausbildung meines Voudou-Kräuterdoktor-Freundes nicht mehr um mitzureden, der geht diesmal leer aus. Das Ethanol, das auf seinen Bäumen wächst, ist noch nicht entdeckt. Raps, Palmöl, Jatropha, pflanzliche Abfälle, Biogas, Meeresalgen und anders heißen die schon entdeckten Wundermittel für Biosprit. Modernere Kräuterdoktoren suchen neue zu entdecken, in Richtung Altöl-Regeneration oder -Beimischung, Solarenergie, batteriebetriebene Elektromobile und weitere.
Vielleicht wäre auch der Ersatz von Motorkraft durch Muskelkraft zu überlegen. Haitianisch bemalte Rikschas wären doch zugleich noch eine touristische Attraktion?
Ich habe zu Peak Oil einen VideoVortrag online gestellt, der in aller Kürze versucht, das Problem und seine Auswirkungen zu erläutern:
http://www.regionalentwicklung.de/1.11.0.0.1.0.phtml