Wie den Medien zu entnehmen war, beschäftigt sich die Blauhelmtruppe der Vereinten Nationen auf Haiti intensiver mit der Entwicklung des Landes statt mit der Sicherheit beschäftigen. Die Sicherheitslage im Land habe sich so sehr gebessert und stabilisiert, dass eine Änderung der Strategie angebracht sei.
Dies entspricht durchaus auch meiner Wahrnehmung, habe ich doch seit Wochen geschrieben, die „Schurkenstaaten“ mit ihren Gräueltaten hätten sich verlagert, insbesondere in die südliche Nachbarrepublik, der Dominikanischen Republik. Wo ja auch der Tourismus im letzten Jahr um über 20 % abgenommen hat, wen erstaunt das noch. Immerhin ist zu sagen, dass sich die Nationalpolizei des Nachbarstaates alle Mühe gibt und täglich auch Polizisten und hohe Würdenträger wegen Korruption, Drogenhandel und ähnlichen Machenschaften verhaftet. Auch muss „entschuldigend“ erwähnt werden, dass die Domi-Polizisten keine hochausgebildeten Spezialisten aus der ganzen Welt einspannen können wie die haitianischen Kollegen.
Aber es geht ja nicht um irgendwelche Bananeninseln, sondern um die neuaufstrebende Republik Haiti. Natürlich gibt es immer noch kleinere Verbrechen, hie und da sogar eine Entführung, aber Hand aufs Herz: wo nicht? Ich selbst fühle mich jedenfalls nirgends so sicher wie auf dieser Insel, meiner Wahlheimat seit bald zwanzig Jahren. Dass sich Touristen eben gern unmöglich verhalten und bei einem derart energiegeladenen Volk ganz unerwartete Reaktionen provozieren und dann erstaunt sind, ist ein anderes Problem. Schon in meiner Jugend waren mir die Dummköpfe von Touristinnen ein Greuel, die ihren aufgeblasenen Körper in Shorts zur Schau stellten und in dieser Ausrüstung eine italienische Kathedrale oder eine Moschee in Schuhen, einen gepflegten Speisesaal in (Kaum-)Badehosen betreten konnten.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich selbst schon in die Sittenfalle getappt bin, allerdings als ich noch lange nicht Reiseleiter war. So habe ich als Gast bei einem Essen marokkanischer Bankdirektoren den Zeigefinger der Linken zum Widerhalten gebraucht, als ich das Bein eines Truthahns mit der Rechten allein nicht lösen konnte. Mehrere verließen angewidert den Saal, und mein Essnachbar sagte, ich solle doch noch mit den Füssen essen. Die Linke ist bei den Mohammedanern eben unrein, tabu, sorry.
Oder als Reiseleiter musste ich meinen Gästen immer wieder sagen, dass man die Schuhe auszieht, bevor man die Teppiche einer Wohnhöhle oder eines Beduinenzelts betritt. Auch als Reiseleiter hatte ich gelegentlich mit dem Problem zu tun, dass meine Gäste ihr Wertsystem über alles Einheimische überstülpen wollten und glaubten, dass dieses das einzig-seligmachende sei. Auch UNO und Weltöffentlichkeit versuchen immer wieder, eigene Werte wie „Demokratie“ und andere zu exportieren und meinen, dass diese überall auf der Welt die besten seien. Für Wissenschaften und Religionen ( ich spreche bewusst in der Mehrzahl ) gilt dasselbe.
Item, wenn man den Haitianern Respekt und Verständnis zeigt und nicht alles besser wissen und verändern will, wenn man zudem ein paar Freunde hat und nicht meint, man könne alles allein erreichen, dann trifft man hier herrliche Menschen. Und heute mehr Sicherheit als irgendwo ! Das war nicht immer so.
Die Regierung von Brasilien hat ja vom Kuchen der Verantwortung für Haiti ein großes Stück abgeschnitten, hat das Land doch sämtliche Generäle, viele Offiziere und 1.300 Blauhelme gestellt und verfügt wohl über genügend Informationen über den Stand der Sicherheit, die es erlauben, neuerdings 100 Soldaten zurückzuziehen und durch Technische Mitarbeiter zu ersetzen. So planen brasilianische Ingenieure derzeit den Bau eines neuen Staudamms für die Stromversorgung in der haitianischen Hauptstadt. Mangelware Nummer Eins, und erst noch sauber !
Im Fokus der gesamten UN-Mission wird nun verstärkt die Entwicklung des Landes stehen, da nur diese eine langfristige Garantie für Sicherheit, Arbeit und Ruhe darstellt. Panzer und Gewehre können langsam durch Baumaschinen ersetzt werden.
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