Wasserkraftwerk Belo Monte sichert Energieversorgung von Brasilien► Seite 2

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Datum: 15. Februar 2011
Uhrzeit: 08:19 Uhr
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Autor: Redaktion
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► Größte Ausgleichsmaßnahme in der brasilianischen Geschichte

Die Anfänge des Projekts am Rio Xingu reichen bis in die siebziger Jahre zurück; damals firmierte es noch unter dem Namen Cararaô-Projekt. Damals waren drei Kraftwerke vorgesehen, die nach der damals üblichen Weise errichtet werden sollten, mit der Schaffung von dreistufig angeordneten Stauseen, die eine Gesamtfläche von ca. 1.500 km² einnehmen sollten. Dieses Projekt ist vollständig überarbeitet worden, um den heutigen umweltspezifischen Anforderungen der brasilianischen Regierung und Gesellschaft sowie den technologischen Entwicklungen zu entsprechen und damit die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt dieser Region zu reduzieren.

Seit Mitte der achtziger Jahre steht der Bau großer Talsperren zur Nutzung von Wasserkraft in der Kritik von Umweltschützern und sozialen Bewegungen. Die in diesem Zusammenhang besonders angeführten nachteiligen Effekte sind die Freisetzung von Treibhausgasen durch die überflutete Vegetation, das durch die großflächige Stauung veränderte Mikroklima in der Region, die Schädigung der Flora und Fauna durch den veränderten Flusslauf und die Beschäftigung einer großen Anzahl von Arbeitskräften auf der Baustelle, was in der Folge häufig zu ungeplanten Ansiedlungen führt. Diese Argumente gründen sich zumeist auf „worst-case-Szenarien“, d.h., sie gehen von den Fällen aus, in denen das Prinzip der Nachhaltigkeit missachtet wurde.

Der derzeit in Brasilien diskutierte Projektentwurf bemüht sich darum, einen Großteil der möglichen negativen Auswirkungen des Staudammbaus abzumildern. Er sieht lediglich ein Kraftwerk am Fluss vor, das Wasserkraftwerk Belo Monte, das den Bau nur eines Haupt– sowie eines Nebenstaudamms, die sehr nahe beieinander liegen, und einen Stausee von ca. 500km² (nur ein Drittel der im vorhergehenden Projekt geplanten Fläche) erforderlich macht. Belo Monte wird eine installierte Kapazität von ca. 20 MW pro überflutetem Quadratkilometer haben, was im Vergleich zu anderen brasilianischen Mega-Kraftwerke eine viel höhere Kennziffer darstellt. Demgegenüber weisen die Kraftwerke von Itaipu und Tucuruí lediglich 10 MW/km² bzw. 3,5 MW/km² auf. Belo Monte wird so effizient arbeiten wie die modernsten Wasserkraftwerke, die sich derzeit im Bau befinden, wie z.B. der Drei-Schluchten-Damm in China, mit 21MW/km², und es ist auch leistungsfähiger als derzeit betriebene Wasserkraftwerke anderer Länder, wie z.B. das größte europäische Wasserkraftwerk am Alqueva-Stausee in Portugal, mit 0,95 MW/km².

Über die Veränderung des ursprünglichen Konzeptes hinaus sieht das Bauprojekt, das Gegenstand einer Ausschreibung ist, 40 Maßnahmen zur Reduzierung möglicher sozio-ökologischer Auswirkungen in der Region vor. Die Kosten dafür werden auf ca. 2,5 Milliarden Real (ca. 1,06 Milliarden Euro) geschätzt; für das gesamte Projekt veranschlagt die brasilianische Regierung 19 Milliarden Real (ca. 8,06 Milliarden Euro). Diese Maßnahmen, die in der jüngst von der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA erteilten Umweltlizenz für das Bauprojekt eingefordert werden, umfassen nicht nur konventionelle Mittel wie eine Umsetzung der bedrohten Tierwelt und die Einrichtung und Pflege von Naturschutzgebieten in der Region, sondern auch neuartige Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur der Anrainergemeinden, um dem zu erwartenden Zuzug von Einwohnern, die von dem Bauprojekt angezogen werden, besser gerecht werden zu können.

Um eine massenhafte Zuwanderung von Menschen in das Regenwaldgebiet des Amazonas zu vermeiden, die eine Beeinträchtigung der Umwelt und Konflikte mit den bereits ansässigen Bevölkerungsgruppen nach sich ziehen könnte, sieht das Projekt Belo Monte einen Mehrtages-Schichtdienst für den Bau vor. Dies bedeutet, dass die Arbeiter zur Baustelle gebracht werden, wo sie nach einer mehrtägigen Schicht abgelöst werden und wieder zu ihrem Wohnort zurückkehren. Hiermit wird die dauerhafte Ansiedlung tausender Bauarbeiter in der Region vermieden.

Das gesamte Maßnahmenbündel der IBAMA stellt dem brasilianischen Umweltministerium zufolge „die größte Ausgleichsmaßnahme in der brasilianischen Geschichte“ dar. Das innovative Projekt und die hierin vorgesehenen Maßnahmen sorgen dafür, dass keine Siedlung der indigenen Bevölkerung weichen muss oder auch nur direkt von den Baumaßnahmen betroffen sein wird.

Das Kraftwerk Belo Monte ist für Brasilien ein Vorhaben von unbestrittener strategisch-wirtschaftlicher Bedeutung und dient als Beispiel für große Wasserkraftwerke, die – wenn sie mit Hilfe neuer Technologien erbaut werden – im Sinne des Umweltschutzes nachhaltige Alternativen für die nationale Energiesicherheit und die Erhaltung der brasilianischen Energieversorgung als eine der saubersten weltweit bieten.

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