Wir sind zweigeteilt von Kopf bis Fuß, schon das Hirn – so sagt man – produziere links logisch und rechts gefühlsbetont, politisch linkslastig wie die armen Staaten, rechts profitbetont wie die „Entwickelten“, schon geographisch eine zweigeteilte Insel, links und rechts mit anderer Vergangenheit, besonders anderer Gegenwart. Und dabei kommt es erst noch drauf an ob man von Süden oder von Norden auf die Insel schaut. Bei allem Wissen um das bereits Gesagte leben wir vielleicht im einen oder anderen Land, vielleicht auch abwechslungsweise in beiden.
Wir kennen da unsere Menschen, hüben und drüben, wissen dass es auf beiden Seiten zweierlei gibt, gute und böse, und solche dazwischen. Und je nachdem von welchen wir mehr kennen, verallgemeinern wir: alle hüben seien gut, und alle drüben seien bös, oder umgekehrt. Die eigenen Erfahrungen, sind zufällig und nie die gleichen. Und die hängen meist vorwiegend vom eigenen Verhalten ab. So wie man in den Wald ruft, so kommt das Echo zurück. Trotzdem verallgemeinert man munter drauflos. Also ich kenne wunderbare Menschen hüben und drüben und anderswo, die mich jederzeit in ihre Familien aufnahmen. So leben eben auch die Teufel allenthalben. Vor denen muss man sich einfach hüten.
Außerdem hängen die Vorurteile nicht nur von unseren persönlichen Erfahrungen und damit auch von der Zeit ab, während der wir solche sammelten, sondern auch von Umfeld, Stimmung und Situationen, von der Wertung. Erwartung und von anderen subjektiven Einflüssen. Ich will gar nicht aufzählen, welche Vorurteile gegen Haitianer oder Dominikaner zum Besten gegeben werden, man kennt sie ja. Je nach Wunsch und Willen kann man sie ohne weiteres bestätigen oder widerlegen, an Beispielen wird es nicht fehlen.
Und oft liegt die Lösung auch weit fernab eines Vorurteils. Wie in meinem Fluchthotel nach dem Goudou-goudou in SantoDomingo, wo ich von einem Spendenklauer der Dominikanischen Republik um eine vierstellige Spende beklaut wurde. Der Gauner war nicht etwa ein Dominikaner, wie Sie jetzt vorurteilen werden, sondern der Hotelbesitzer und ein währschafter Deutscher. Als ich das Ereignis an dieser Stelle als Geschichte beschrieb, sandte mir ein Leser aus Uruguay eine Leserzuschrift, wonach das dort völlig normal sei, die Diebe trügen dort häufig deutsche Pässe. Schon wieder ein Vorurteil. Vor allem, weil auch mein Spender ein Deutscher war. Aber vielleicht hatten die ja auch ihre Gründe in die Ferne auszuwandern.
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