Wirtschaft und Politik: Venezuela – USA

Datum: 03. Mai 2011
Uhrzeit: 23:23 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Jens Mueller, Venezuela (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Der große Unterschied zwischen Venezuela und den USA in der Wirtschaft liegt darin, dass die Amerikaner den Dollar als Weltwährung geschaffen haben und die Venezolaner ihren kranken Bolivar, der ja mal viel stärker war als der Dollar heute. Das Ganze ist ein von den Amerikanern abgekartetes Spiel, das die USA seit Jahrhunderten immer wieder abziehen.

Das heißt, die Inflation und der Dollarverfall hat den USA bisher immer genutzt und nicht geschadet. Betrachtet man die Wirtschaft in den USA der letzten 20 Jahre, muss man feststellen, dass die Amerikaner immer mehr von US-Produkten auf die billig produzierten Importprodukten aus Schwellen- und 3.Weltländern auswichen. Die Folge war: Abbau von Produktionsplätzen, Rückgang der Inlandproduktion = Arbeitslose, durch die gesamte Waren- und Produktpalette des Landes, vom Auto bis Spielzeug und Handy.

Dies jedoch setzt eine funktionierende produzierende eigene Wirtschaft voraus, mit qualitativ guten Produkten, mit qualitativ guten Nahrungsmitteln und vieles mehr! Und genau das hat Amerika und wartet wieder auf den nächsten Schub.

In Venezuela aber, das dank Erdöl seit Jahrzehnten lieber importierte als produzierte, verkümmerte nach und nach die gesamte produzierende Wirtschaft. Es muss praktisch alles teuer importiert werden. Der kümmerliche Rest der Wirtschaft wurde in den letzten 10 Jahren zusätzlich durch die Verstaatlichungswut von Chavez und unprofessionellem Parteigänger-Management nochmals um 50 Jahre zurückgeworfen.

Situation Heute: Es fehlt an allen Enden und Ecken. Das wenige was im Land produziert wird und hoch subventioniert wird, ist meist weit entfernt vom internationalen Qualitäts-Standards (wobei nicht die EU-Normen gesucht werden). Hinzu kommen äußerst schlechte Infrastrukturen, Korruption, unsachliche Lagerung von Konsumgütern. Und dieses Versäumte und vernachlässigte kann nicht in ein paar Jahren auf die Schnelle geändert werden. Dazu benötigt man 2-3 Generationen und vor allem einen gut funktionierenden Staatsapparat ohne Korruption.

Die Schwerpunkte der momentanen Chavez-Regierung liegen im Militarismus, falschem Sozialismus. Auf positive Resultate von groß angekündigten Projekten wartet man bisher vergebens.

Es gibt in der deutschen Sprache ein schönes Sprichwort, das sich die Venezolaner zu Herzen nehmen sollten! „SCHUSTER BLEIB BEI DEINEM LEISTEN“. Das soll heißen, ein guter Banker soll mit der Ökonomie umgehen und ein guter Soldat gehört in die Kaserne. Ein guter Automechaniker soll Autos reparieren und nicht die „Arbeit des Bauern machen“.

Warum Chavez nicht mehr in die Kaserne will, sollte man Ihn und das venezolanische Volk fragen.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Gast.

    Ein sehr guter Objektiver Bericht über die derzeitige Lage in Venezuela.
    Kann dem Herrn nur beipflichen ohne Hetze von links oder rechts.
    Otto Normalbürger in Venezuela begreift viele Zusammenhänge garnicht,
    würde sogar von Desinteresse sprechen.
    Danke weitermachen.
    Gast

  2. 2
    Gustav

    „Situation Heute: Es fehlt an allen Enden und Ecken. Das wenige was im Land produziert wird und hoch subventioniert wird…“

    Wenn man schon am Vergleichen von Venezuela und den USA ist, dann sollte man wenigstens wissen, dass die USA ihre Agrarwirtschaft jährlich mit über 200 Milliarden US-Dollar subventioniert. Und das für einen Wirtschaftszweig, der zusammen mit Bergbau gerade einmal 1,6% zur amerikanischen Wirtschaftsleistung beiträgt. (Die USA und EU subventionieren ihre Landwirtschaft pro Jahr mit ca. 400 Milliarden Dollar. Deutschland subventioniert seine Landwirtschaft mit 35 Milliarden Euro – gibt der Bevölkerung aber nur Einblicke über die Verwendung von knapp 6 Milliarden Euro.)

    [Obwohl über die Hälfte der produzierten Lebensmittel In der EU und den USA wegen kleinerer Mängel weggeworfen, zu Biogas verarbeitet (Güllestrom aus Jauche und Mais), auf dem Acker wieder als Dünger verwendet oder einfach verbrannt werden, produziert die EU 40% mehr an zum Verkauf stehenden Lebensmitteln, als die Bevölkerung überhaupt braucht. Der Rest wird dann an die Dritte Welt exportiert und zerstört bzw. verhindert dort das Entstehen einer funktionierenden Wirtschaft.
    Die subventionierten EU-Exporte kosten nur ein Drittel des Preises, den die einheimische Bevölkerung dafür nehmen müsste, um davon leben zu können.
    Die USA nutzen ihre Agrarüberschüsse als Druckmittel, um die Dritte Welt und damit deren reiche Ressourcen zu kontrollieren.
    Wenn durch Wirtschaftskrisen die Nahrungsmittelpreise anziehen, dann besitzen die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt durch jahrzehntelange Abhängigkeit von billigen Importen nicht mehr das Know-how für die Landwirtschaft und Hungerkatastrophen brechen aus, die dann Millionen Menschen das Leben kosten.
    1983 gab man in Afrika im Jahr ca. 83 Dollar für die Bildung eines Kindes aus – heute sind es nur noch 4 Dollar.
    Seit dem Zusammenbruch der UdSSR ist die Lebenserwartung des durchschnittlichen Afrikaners um 15 Jahre gesunken.
    Heute sterben 42% aller Kinder, noch bevor sie ihr 5. Lebensjahr erreichen.
    46% aller Afrikaner sind heute jünger als 15 Jahre.
    In den 1990er Jahren ließ der Westen/IWF/Weltbank (durch Erpressung mit Schulden) in unzähligen afrikanischen Ländern Weizensilos, die die Kommunisten in den 1970er und 1980er Jahre errichten ließen, um die ständig wiederkehrenden Hungerkatastrophen endlich zu beenden, abreißen, da dies gegen ihre neoliberale Ideologie verstieß. Die Afrikaner durften ab diesem Zeitpunkt keine Vorräte mehr anlegen und mussten ihre Überschüsse auf dem Weltmarkt verkaufen. Nach einer Dürre und der daraus resultierenden Missernte waren die Afrikaner gezwungen, ihre Ernte von der Vorsaison wieder zu völlig überteuert Preisen vom Weltmarkt zurückzukaufen. Millionen Menschen in Afrika verhungerten.]

    Situation heute: In den USA sind 68% aller männlichen Erwachsenen arbeitslos. Bei den US-amerikanischen Frauen liegt der Anteil der Nichtarbeitenden noch höher. 35% aller erwachsenen Amerikaner (und EU-Bürger/Japaner) sind im Schnitt arbeitslos. Wenn man heute allein die Berechnungsmethode von 1983 zugrunde legen würde, dann wäre 22,5% aller Amerikaner arbeitslos und nicht nur 9% und weniger.
    Der Grund dafür ist sowohl der hohe Automatisierungsgrad in der Industrie als auch der technische Fortschritt an sich.
    Um die Dysfunktion des Kapitalismus zu übertünchen bzw. die Arbeitslosigkeit nicht noch zu verschlimmern, bedient man sich sozialistischer Subventions-Methoden in der Landwirtschaft. Das wäre ja nicht weiter schlimm. Jedoch werden die Agrarüberschüsse in die Dritte Welt exportiert und konkurrieren dort mit den allerärmsten Menschen, die täglich mit bloßen Händen gegen ihren eigenen Tod kämpfen müssen.

  3. 3
    der ausrufer

    es doch sehr lustig, wie sich gustav auf die füsse getreten fühlt und immer gleich irgend welche statistiken aus irgend welchen linken organisationen hervorzaubert, um zu erklären, warum der sozialismus versagte und auch immer versagen muss. gustav, wann begreifst auch du, dass man die menschen nie gleich machen kann. wenn es so sein sollte, hätte das unser schöpfer bestimmt getan.
    deine horrorgeschichten über silosprengungen in afrika und nahrungsmittelvorratabbau in afrika…….. träume weiter.
    schau doch ganz einfach das land venezuela an, was aus diesem land in nur 12 jahren sozialisten-geplapper geworden ist. hätte venezuela kein oel, würde es wohl noch hinter haiti bei den ärmsten stehen.
    du aber, ziehst wieder zahlen hervor, die jeglicher grundlage entbehren. wenn man einerseits die kriminalitätsrate betrachtet die vor allem in folge immer schlimmerwerdenden arbeitslosigkeit steigt und steigt, und andernseits die staatlichen angaben über nur gerade etwas über 8% arbeitslose zu lesen bekommt. darf einem schon das grosse kotzen kommen.
    in unserem schönen venezuela wird gelogen und zurechtgebogen, dass sich die balken biegen.
    das einzige was chavez vorzeigen kann sind: gesunkene analphabetenzahlen (dank kubanischem missionierung) und arbeitende aerzte in den öffentlichen spitälern (von kuba ausgeliehen, weil sie dort nicht bezahlt werden können) und sonst, welches sozialistisches programm oder projekt hat die regierung in den vergangenen jahren erfolgreich durchgezogen? welches? nenn uns nur ein einziges!
    aber ohne zu lügen, sonst kriegts eine lange nase!

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