Trotzdem die ominösen Wahlen nun seit einem halben Jahr andauern, sind sie immer noch nicht fertig. Aber der neue Präsident ist im Amt, seine Wahl scheint (mir wenigstens) korrekt und das Volk steht hinter ihm, stolz und motiviert, endlich einen Präsidenten zu haben. Obschon es ja eigentlich deren schon rund 70 hatte, in – ebenfalls rund – 200 Jahren.
Was gegenwärtig noch fehlt, sind ein Ministerpräsident – es ist dem Sagen nach ein Unternehmer vorgesehen – und das Gros der Senatoren. Die sind zwar „gewählt“, aber auf eine Art, die der neue Präsident nicht akzeptiert, er arbeite nicht mit so korrupten Politikern zusammen und will die Wahlen noch einmal überprüfem. Der Präsident zeigt damit Rückgrat! Wir warten gespannt, wie es weitergeht – war es ja nichts anderes als die „politische Klasse“, die damit ausgeschaltet ist – man nennt sie ja auch „klassisch“ … .
Der Sicherheitsrat – auch mit einem neuen Präsi – beglückwünschte Micky jedenfalls und bat ihn dringend, für eine Weitergarantierung der fragilen, erreichten Ruhe und Ordnung zu kämpfen, wenn nötig weiterhin mit uneingeschränkter Unterstützung aus New York und der Welt. Dass mir sich in den aus Domänen der Bourgois abgefackelten Inaugurations-Feuerwerken auch gewisse Sympathien aus diesen Kreisen widerspiegeln mochten und dies erstaunlich und positiv ist, habe ich bereits andernorts geschrieben. Auch Presse und Fernsehen haben sich bisher mit erwarteter Kritik vornehm zurückgehalten. Weiteres bleibt abzuwarten.
Die Bevölkerung scheint verständnisvoll und motiviert, vor dem Laden in unserem Haus hat sich ein Versammlungsplatz gebildet, wo ständig Menschentrauben versammelt und am Diskutieren sind. Da bekommt man einiges mit, das mir mehr sagt als die Berichte in den Zeitungen, die mir Melissa manchmal aus Pétion-Ville heraufbringt.
Was man im Ausland- unter anderem in der Dominikanischen Republik- schreibt, meist zusammenphantasiert/bloggt, bekomme ich von meinen dortigen Lesern häufig zugeschickt, ganz vielen Dank! Die neuste Zusendung kommt nicht so weit her, sie stammt aus diesem Lande und der Entourage des Präsidenten selbst.Sie ist zwar französisch getextet, doch mit so vielen Bildern aus dem Leben des Präsidenten bebildert, dass sich die Lektüre lohnt, selbst wenn jemand kaum Französisch spricht. Danke herzlich, Paola!
Wie ist das denn mit den Präsidenten, ich habe ein altes Buch über die Insel. Da werden von 1804 bis 1957 dann 39 Präsidenten aufgelistet. Und für das Nachbarland von 1844 bis 1966 ganze 59 Präsidenten, ein Drittel mehr in vierzig Jahren weniger. Läßt das Rückschlüsse zu?
Etwas für Wikipedia – hier gibt es noch mehr …
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Staatsoberh%C3%A4upter_von_Haiti
Rück-schlüsse und Prognosen überlassen wir jedem selbst