Ecuadors Präsident droht mit Ölförderung im Regenwald- Nationalpark

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Regenwald
Datum: 15. Januar 2010
Uhrzeit: 20:48 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Klaus Schenck
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Der Regenwald im Yasuni-Nationalpark und dem angrenzenden Ispingo-Tambococha-Tibutini-Gebiet (ITT) am Oberlauf des Amazonas ist noch weitgehend unberührt. Er ist die Heimat der Huaorani-Indianer und mehrerer Gemeinschaften, die in freiwilliger Isolation leben. Wissenschaftler haben Yasuní zur Region mit der weltweit höchsten Artenvielfalt erklärt. Auf einem Hektar wurden allein 664 verschiedene Baumarten bestimmt.

Auch für den Wasserhaushalt und das Klima ist der Regenwald von immenser Bedeutung. Jeder Hektar Regenwald speichert etwa 200 Tonnen Kohlenstoff. Sollte das Schweröl ausgebeutet und verbrannt werden, entstünden etwa 410 Millionen Tonnen Kohlenstoffemissionen, die das globale Klima weiter anheizen würden. Alle Gründe sprechen deshalb dafür, den Regenwald unangetastet und das Öl im Boden zu lassen. Darum erklärte sich die Regierung vor zwei Jahren bereit, 850 Millionen Fass (135 Milliarden Liter) Schweröl nicht zu fördern, wenn sie dafür Ausgleichszahlungen erhalte.

Auf internationaler Ebene hat die Initiative Ecuadors Unterstützung gefunden. Bereits im Juni 2008 hat der deutsche Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, die Initiative zu unterstützen. Diese hat 2008/2009 eine Machbarkeitsstudie für das Projekt finanziert und durchgeführt. Neben Deutschland sollen auch Spanien, Belgien, Frankreich und Schweden umfangreiche Finanzzusagen gemacht und 15 weitere Länder Interesse bekundet haben. Seit Monaten handeln ecuadorianische Regierungsvertreter mit dem UN-Entwicklungsprogramm die Modalitäten für einen UN-Treuhandfonds aus, der Ende Januar unterschrieben werden soll.

Doch nun ist die Initiative ernsthaft in Gefahr. Am 9. Januar drohte der ecuadorianische Präsident Rafael Correa in seiner wöchentlichen Radioansprache damit, die Ausbeutung des Erdöls entgegen aller bisherigen Absprachen zu starten. Er ist unzufrieden, dass der Treuhandfonds nicht von ihm persönlich verwaltet werden soll und er keine Entscheidungsgewalt über die Vergabe der Gelder hätte. Die wichtigsten Unterstützer der Initiative innerhalb der ecuadorianischen Regierung und im Verhandlungsteam sind daraufhin am 11. und 12. Januar zurückgetreten, darunter Außenminister Falconi. Nun droht die weltweite Gier nach dem schwarzen Gold und schnellen Profit über die Vernunft zu siegen. Das Naturparadies, die dort lebenden Menschen und das Weltklima sind in Gefahr.

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