Haiti: Ist Rohstoffhandel unmoralisch?► Seite 2

Datum: 22. Juni 2011
Uhrzeit: 16:05 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
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Rohstoffmärkte bieten den Pflanzern Absicherungen gegen Katastrophen und Missernten, und über die Rohstoffbörsen sind sie jedem zugänglich. Dort wo es Computer gibt. Die Preise sind wie ein bebendes Sägeblatt, steil diagonal. Sie fibrieren wie die Natur mit ihren Beben. Die Banken offerieren geeignete Titel, mit denen man auf die Steigen oder Fallen setzen kann. Scharlatane versprechen astronomische Gewinne, von Verlusten schreiben sie nie. Von mir aus können sie beides für sich behalten, ich glaubte ihrem Geschwätz ohnehin nie.

Ich mache kaum Verkäufe wie sie, versuche meine endlosen Hebelzertifikate auf Zucker, Mais, Reis und anderen Grundnahrungsmitteln günstig einzukaufen, lasse sie dann liegen und warte, bis die Preise steigen. Geduld ist gefragt. Rücksetzer sind normal und interessieren mich nicht. Ein Totalverlust liegt kaum drin, wenigstens bei Lebensmitteln, und langfristig klettern die Preise nur höher. Die Papiere bewirtschafte ich per Computer von Haïti aus, das funzt auch auf dem Dach der Bergburg. Es braucht nur etwas Strom aus den drei Solarpanels. die Gresye überstanden haben. Mystal hat sie hergeholt und auf dem Dach zusammengesetzt, schwer beschädigt, aber sie tun es wieder. Umweltfreundlich alleweil.

Abschöpfen will ich keinen Cent. Nein, ich helfe neue Häuser zusammensparen, für meine Familie, und für meine Pflegefamilie. Ich schätze, dass ich dieses Ziel in 2–3 Jahren erreicht habe. Es war keine Bedingung und kein «Preis», die Begünstigten wissen nicht einmal davon, und ich selbst brauche kein Haus mehr. Die Teuerung und damit die Armut fördere ich damit mitnichten, wie Alleswisser behaupten. Denn es ist der Markt, der die Wellen treibt, ich versuche sie nur mitzureiten; selbst Grossmächte sind ohnmächtig dagegen. Wellen sind ein unvermeidliches Produkt der Natur, man kann sie reiten oder darin untergehen. Etwa wenn man sich dagegen sperrt, oder Wellenberge mit -tälern verwechselt. Oder die Geduld verliert, bevor aus dem Wellental wieder ein Berg wird.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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  1. 1
    der ausrufer

    anscheinend hast du ein bewegtes leben hinter dir und scaust positiv in die zukunft.
    nun ob denn rohstoffhandel unmoralisch ist, da könnte ich auch ein liedchen singen.
    tasache bleibt, dass rohstoffhandel sein muss, die frage aber der spekulation ohne eigenes geld zu hinterlegen, sekundenschnell am computer, das muss nicht sein.
    tagesgeschäft gehören verboten oder wenigstens kontrolliert und beschränkt.

    alls guter inselnachbar aus margarita

  2. Einmal „in eigener Sache“.

    Also für mich die Blätterhütte, die ich ja auch liebend gern bewohnen würde? Und für all die Ehemaligen, die mir immer geholfen haben? Meine Familie, die in der Schweiz nur darauf wartet, wieder zurückkehren zu können? Siehst Du Alternativen? Danke.

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