Haiti liegt in Schutt und Asche

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Datum: 13. Januar 2010
Uhrzeit: 21:23 Uhr
Ressorts: Haiti, Natur & Umwelt
Leserecho: 5 Kommentare
Autor: Redaktion
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Ein starkes Erdbeben von 7,0 Grad auf der Richter-Skala erschütterte am Dienstagnachmittag Ortszeit Haiti und die Dominikanische Republik. Knapp 24 Stunden nach dem fürchterlichen Erdstoss ist das Ausmass der Katastrophe weiterhin nicht einmal annähernd auszumachen. Der haitianische Senator Youri Latortue erklärte, er rechne dem Tod von 500.000 Menschen. Konkrete Zahlen konnte auch er nicht nennen. Mehr als drei Millionen Haitianer sind direkt vom Beben betroffen.

Die Menschen in Haiti sind weiterhin verzweifelt. Tausende Überlebende harren auf öffentlichen Plätzen aus, singen religiöse Lieder oder weinen. Verstörte Menschen klettern über Ruinen und laufen ziellos durch die Strassen. Inzwischen wurden mehr als 20 Nachbeben registriert.

Auch das Hauptquartier der UN-Mission in Haiti wurde stark beschädigt, mehr als 200 Mitarbeiter werden laut einer Erklärung der Vereinten Nationen vermisst. Zahlreiche Blauhelme, darunter elf Brasilianer der Friedenstruppen (MINUSTAH) fanden nach offziellen Angaben den Tod. Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident von Brasilien, zeigte sich sehr besorgt und rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Brasilien hat 1.266 Soldaten in Haiti stationiert. Laut Angaben des französischen Außenministers Bernard Kouchner, befindet sich auch der Leiter der UN-Mission, Hedi Annabi, unter den Toten. Die Volksrepublik China berichtet von 10 vermissten Mitarbeitern ihrer Friedenstruppe.

Mit blossen Händen wird weiterhin versucht, Eingeschlossene zu befreien. Der Nachbarstaat von Haiti, die Dominikanische Republik, sendete bereits erste humanitäre Hilfe mit 12 Konvois nach Haiti. Gleichzeitig rief die Regierung für 18 Provinzen die höchste Alarmstufe aus. Laut letzten Meldungen bot auch US-Präsiden Barack Obama umgehend die notwendige Unterstützung für Haiti an. Der Präsident von Venezuela, Hugo Chavez, entsandte bereits Hilfstruppen in den ärmsten Staat der Karibik.

Die Tatsache, dass die Kommunikation fast völlig ausgefallen ist, macht es weiterhin unmöglich, klare Informationen über die Schäden zu erhalten. Nachbeben erschüttern immer noch das Land. An vielen Orten gibt es keine Stromversorgung. Der Flughafen von Port-au-Prince war vorübergehend geschlossen worden, arbeitet jedoch wieder eingeschränkt. Laut dem Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) in Genf soll zunächst die Dominikanische Republik als Drehscheibe für Hilfsaktionen in Haiti eingesetzt werden.

Unter den wenigen Toten, deren Identität bestätigt wurde, befindet sich auch der Erzbischof von Port-au-Prince, Serge Miot, 61. Sein Leichnam wurde laut Berichten aus dem Vatikan unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes entdeckt.

Port-au-Prince ist laut dem Präsident von Haiti, Rene Preval, eine „Hölle von Trümmern“. Die Situation mit tausenden von Leichen und eingestürzten Gebäuden bezeichnete er als „unvorstellbar“. Preval erklärte zudem, dass unzählige Schulen, Krankenhäuser und öffentliche Gebäude in Schutt und Asche liegen. „Schulen, Krankenhäuser, selbst das Parlamentsgebäude wurde zerstört. Unzählige Tote liegen auf den Strassen, ich schätze alleine 50.000 in der Hauptstadt. Als ich heute morgen die Strasse betrat, musste ich über hunderte Leichen meiner Bürger schreiten. Zehntausende Menschen sind verschüttet. Ich bin froh, dass ich unversehrt mit meiner Frau den zerstörten Regierungspalast verlassen konnte. Es ist eine Katastrophe“, fügte er hinzu.

Obwohl der Flughafen in Port-au-Prince wieder geöffnet wurde, werden die massiven Schäden an der Infrastruktur die Verteilung der humanitären Hilfe vermutlich zunächst behindern. Mehrere Maschinen auf dem Rollfeld warten derzeit auf Entladung.

Die 186 Mitgliedsländer des Internationalen Roten Kreuzes sicherten nach einer Krisensitzung Hilfslieferungen für Haiti zu. Fast stündlich treffen zudem Hilfsmannschaften aus verschiedenen Ländern ein. Auch die Weltbank hat auf die verheerende Katastrophe reagiert und dem geschundenen Land eine Soforthilfe von 100 Mio. US-Dollar zugesagt.

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