Haiti: In den Trümmern leuchtet Hoffnung► Seite 2

schulhaus

Datum: 23. November 2011
Uhrzeit: 12:12 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Die Lehrmittel an den Wänden haben die Mütter gemalt, manchmal mit Hilfe der Väter und Kinder. Sie lernen das ABC mit Hilfe von Etiketten und Aufdrucken auf Büchsen, Cartons, Dosen, Reklamedrucken, Medikamenten gegen Kopfschmerzen und Cholera, Sprache und Inhalt spielen zunächst mal keine Rolle. Buchstaben gibt es überall, die Knirpse sind aufgefordert, solche zu entdecken und mitzubringen. Es gilt zunächst mal, die Buchstaben kennen zu lernen. Manchmal ist sogar eine fremde Schrift darunter, Chinesisch oder Arabisch, das gibt dann besonderen Stoff. Allmählich entdecken die Knirpse, dass sich dahinter ja Inhalte verstecken. Und Sprache, denn man kann die Buchstaben auch so aussprechen, dass man sie nicht versteht. All das lässt sich in der ESMONO, der Ecole Soleil sur les Montagnes Noires (Sonne über den Schwarzen Bergen) in Lakoumango lernen, der kleinen Schule ohne Lehrmittel.

Mit den Ziffern ist es ähnlich. Von Ziffern und Zahlen zum Rechnen ist nur ein kleines Schrittchen, sogar für die Knirpse von Lakoumango klein genug. Dass die Dinger „Alphabet“ und „1×1“ heissen und warum, das lernen die meisten schnell genug. Dass man für Geld arbeiten muss und was, statt einfach die hohle Hand hinzuhalten, das lernen sie auch (rascher als gewisse Präsidenten). Und auch dass man Geld braucht, um etwas zu knabbern oder sogar zu schlemmen beschaffen zu können.

Zu den Freunden der Schule gehören auch einige gelernte Lehrer und Lehrerinnen, die den Autodidakten mit Rat und Tat beistehen, besonders aber mit dem Fotokopierer. Mit dem lassen sich aus Schulbüchern und Ähnlichem speziell geeignete Lese- und Rechenstoffe stibitzen, und weitere (einheimische) Freunde haben uns soeben Farbstifte und Kreide geschenkt. Es ist eine Freude, den Kindern beim Bemalen der fotokopierten Vorlagen zuzusehen. Und dazu wird natürlich eifrig über das Wesen der dargestellten Dinge gelehrt. Zum Beispiel dass das eine Mango ist, warum das Quartier La-Kou-Mango heisst, wie man die anbaut, verkaufen, zubereiten und essen kann.

Die Kinder lernen dass man nicht lügt und stiehlt, dass man pünktlich ist und die Uhr kennt und befolgt, dass man „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehn“ sagt, dass man nicht nur die Hände sondern auch sich selber eifrig wäscht, wie man die Zähne putzt und dass man saubere Unterhosen trägt.

ESMONO zeigt, dass Goldwert nichts kosten muss.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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